Stadtentwicklung

Krach in Ahrensburger CDU: Verkehrsexperte wirft hin

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Janina Dietrich
Eckehard Knoll hält Kreisverkehre – wie hier am Kornkamp-Süd – für die ideale Lösung, um einen besseren Verkehrsfluss zu erreichen. Das brachte ihm den Spitznamen „Kreisel-Papst“ ein.

Eckehard Knoll hält Kreisverkehre – wie hier am Kornkamp-Süd – für die ideale Lösung, um einen besseren Verkehrsfluss zu erreichen. Das brachte ihm den Spitznamen „Kreisel-Papst“ ein.

Foto: Janina Dietrich / HA

Eckehard Knoll tritt als Stadtverordneter zurück. Grund sind unterschiedliche Auffassungen über die künftige Stadtentwicklung.

Ahrensburg. Der Ahrensburger Stadtverordnete und Verkehrsexperte Eckehard Knoll hat nach einem Streit innerhalb der CDU-Fraktion sein Mandat niedergelegt und will sich aus der Politik zurückziehen. Anlass seien Meinungsverschiedenheiten mit seinen Parteikollegen bezüglich der künftigen Stadtentwicklung gewesen, sagte der 77-Jährige auf Abendblatt-Anfrage.

Konkret geht es unter anderem um den geplanten Umbau der Hamburger Straße. Während sich die CDU-Fraktion öffentlich für eine verkehrsärmere Innenstadt ausspricht und in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses einer Reduzierung der Parkplätze von 53 auf 17 zugestimmt hat, hält Knoll diesen Weg für falsch. Bei der Vorstellung des Konzepts Anfang November sagte er dazu öffentlich: „Für mich ist das so nicht akzeptabel. Wir müssten deutlich mehr Parkplätze haben. Die Geschäftsleute leben davon, dass die Menschen aus umliegenden Orten zu uns kommen.“

Knoll will Parkhaus statt Tiefgarage auf Stormarnplatz

Auch bei der Diskussion, ob auf dem Stormarnplatz eine Tiefgarage oder ein Parkhaus errichtet werden soll, ist er anderer Ansicht als seine Fraktionskollegen. Diese wollen den Bau einer Tiefgarage. Knoll sagt dagegen: „Ich halte ein Parkhaus am südlichen Ende des Stormarnplatzes für zukunftsweisender und vorteilhafter. Denn mit einer Tiefgarage, die auch noch aus der Erde herausragt, würden wir die grüne Oase auf dem Stormarnplatz erheblich versiegeln.“

Vor dem Hintergrund, dass Kaufhaus-Chef Matthias Timm das Parkhaus sogar finanzieren wolle (das Abendblatt berichtete), spare die Stadt mit dieser Variante auch noch richtig viel Geld, so Knoll. Mit seiner Meinung ist er auf der Linie von SPD und FDP, die sich seit Langem für ein Parkhaus aussprechen, aber keine politische Mehrheit haben.

Knoll war seit 2918 CDU-Stadtverordneter

„Wir wurden von dem Rücktritt in der Fraktionssitzung überrascht“, sagt CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen. Knoll habe Alters- und Gesundheitsgründe für den Entschluss genannt. „Wir haben ihn nicht dazu gedrängt oder aufgefordert“, so Levenhagen weiter. Dass es innerhalb der CDU unterschiedliche Meinungen gebe und diese bei internen Fraktionssitzungen auch geäußert und diskutiert würden, sei völlig normal. Entscheidend sei, dass die Fraktion in der Öffentlichkeit geschlossen auftrete. Das habe Eckehard Knoll nicht immer getan, sagt Levenhagen. „Das war für uns aber kein Problem, weil er in der Stadtverordnetenversammlung immer fraktionsgemäß abgestimmt hat.“

Knoll war seit der Kommunalwahl 2018 CDU-Stadtverordneter. Damals konnte er überraschend den Wahlkreis 1 (Grundschule Am Hagen) gewinnen, erhielt 31,6 Prozent der Stimmen. Damit setzte er sich gegen SPD-Fraktionschef Jochen Proske durch. „Es war das erste Mal, dass ein CDU-Politiker in dem Wahlkreis, einer SPD-Hochburg, gewonnen hat“, sagt Knoll.

Das habe er vor allem dem Thema Südtangente zu verdanken gehabt, für das sich Knoll seit Jahren vehement einsetzt. Er half Bürgern bei Unterschriftensammlungen, entwickelte zuletzt neue Trassenvarianten. Doch im Oktober entschieden die Politiker mehrheitlich, das Projekt endgültig zu begraben. Auch das habe ihn sehr enttäuscht. „Ich habe zehn Jahre für das Großprojekt gekämpft, habe deshalb den Wahlkreis gewonnen und nun dieses Ende“, sagt Knoll.

Das Thema Südtangente verhinderte Fraktionswechsel

Er habe auch darüber nachgedacht, sein Mandat zu behalten und nur aus der CDU-Fraktion auszutreten. Doch den Plan habe er schnell verworfen. „Ich will kein Einzelkämpfer sein“, sagt der Verkehrsexperte. „Für mich war immer die Kommunikation mit anderen wichtig – in einer Fraktion oder Gemeinschaft.“ Generell sei er der Auffassung, dass die Ahrensburger Kommunalpolitiker mehr kommunizieren sollten – auch über die Parteigrenzen hinaus.

Knoll selbst hat sich zum Beispiel viel mit Rolf Griesenberg (SPD) über bauliche Themen ausgetauscht. Ein Wechsel zu den Sozialdemokraten sei für ihn aber nicht infrage gekommen. Der Grund sei, dass sie die Südtangente ablehnten, genauso wie alle anderen Fraktionen abgesehen von der CDU.

Eckehard Knoll war bis 2007 Baudirektor der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde, erhielt dort wegen seiner Vorliebe für Kreisverkehre den Ehrentitel „Kreisel-Papst“. Nach seiner Pensionierung trat er vor rund zehn Jahren in die Ahrensburger CDU ein, war seit 2013 zunächst als bürgerliches Mitglied im Bau- und Planungsausschuss und als Vertreter im Umweltausschuss aktiv. 2016 zog er sich schon einmal kurzzeitig aus der Politik zurück – damals aus gesundheitlichen Gründen.

Dieses Mal sei der Rücktritt endgültig

Als die CDU ihn fragte, ob er bei der Kommunalwahl 2018 kandidieren wollte, kehrte er zurück ins Politikgeschäft. Dieses Mal sei sein Rücktritt endgültig, sagt Knoll auf Abendblatt-Anfrage. Er werde die politischen Diskussionen und Entscheidungen aber weiterhin interessiert verfolgen. „Wenn meine Fachkenntnisse mal gewünscht sind, bin ich auch in Zukunft gern bereit, Ratschläge zu geben und zu helfen.“ Mitglied der Partei wolle er zunächst bleiben. Knoll sagt: „Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich nicht austreten, aber ich werde später noch mal in Ruhe darüber nachdenken.“

Bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung am Montag, 16. Dezember (19.30 Uhr, Marstall), wird Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) seinen ehemaligen Fraktionskollegen offiziell verabschieden. Wilde will sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zu dem Rücktritt äußern, sagt nur: „Kein Kommentar. Das ist Sache der Fraktion.“ Nachfolger Knolls soll Nils Warnick werden. Der 25-Jährige ist zurzeit Kreisvorsitzender der Jungen Union Stormarn.

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