Die Situation für Radler ist in Ahrensburg miserabel. Stadt, Polizei und ADFC zeigen zehn kritische Punkte. Jetzt soll gehandelt werden.

Ahrensburg. Die Zahl der Radfahrerunfälle steigt. 2011 registrierte die Polizei in Stormarn 231, das entspricht einem Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jeder fünfte dieser Unfälle passierte in Ahrensburg. Auch der einzige Unfall im Kreis, bei dem 2011 ein Radfahrer getötet wurde, ereignete sich in der Schlossstadt. Die Ahrensburger Polizei, die Verkehrsaufsicht der Stadt und der Ortsverein des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sehen daher Handlungsbedarf. Sie wollen die Situation für Radfahrer in Ahrensburg verbessern. Bei einer gemeinsamen Radtour haben sie sich zehn Punkte angeschaut, die sie für besonders gefährlich halten. "Es muss ein Umdenken bei den Menschen stattfinden", sagt Jürgen Hentschke vom ADFC. "Radfahrer sind keine Ausnahme mehr, sondern sie werden mehr und mehr zur Regel. In Ahrensburg kommt man in maximal fünf Kilometern von einer Ecke der Stadt zur anderen, das ist ideal für Radler."

1. Kreisverkehr Am Tiergarten: Vor Schwierigkeiten stehen Radfahrer, die aus der Straße Am Tiergarten kommend in Richtung Bagatelle wollen. Sie müssen beim Abbiegen aus dem Kreisel einen hohen Bordstein überwinden. "Die meisten Radfahrer wählen aber einen anderen Weg", sagt Anette Kruse, Leiterin der Ahrensburger Verkehrsaufsicht. "Sie biegen verbotenerweise in die Straße Mühlenredder ein, fahren ein Stück entgegen der Einbahnstraße und dann über den dort abgesenkten Bordstein in Richtung Bagatelle. Das ist sehr gefährlich, denn die Radler fahren den Autos praktisch auf die Kühlerhaube." Eigentlich hätte der Bordstein längst abgesenkt werden sollen, aus finanziellen Gründen sei jedoch noch nichts passiert. "Wir haben jährlich 50 000 Euro für die Radwegeunterhaltung zur Verfügung", sagt Kruse. "Das reicht nicht. Wir müssen mehr Geld von der Politik bereitgestellt bekommen."

2. Lübecker Straße, Höhe Seniorenwohnanlage Rosenhof: Wer auf dem benutzungspflichtigen Radweg auf der linken Seite in Richtung Delingsdorf unterwegs ist, muss kurz hinter der Einmündung Mühlenredder auf die gegenüberliegende Straßenseite wechseln. Nach etwa 100 Metern muss die Fahrbahn erneut überquert werden, um dann wieder auf die linke Seite zu gelangen. "Das ist nicht sinnvoll", sagt Kruse. "Aber wir müssen die Anordnung so lassen, weil der Radweg in dem kleinen Bereich einen halben Meter zu eng ist. Wir würden ihn gern verbreitern, aber dafür müsste die Stadt Grunderwerb tätigen, und das kann sie sich nicht leisten."

3. An der Strusbek: Im Gewerbegebiet Nord mussten Radfahrer bisher an den meisten Straßen auf dem benutzungspflichtigen Radweg fahren. "Wenn sie auf der Straße fahren, werden sie von den Autofahrern aber wesentlich besser wahrgenommen", sagt Jürgen Hentschke vom ADFC. Die Verkehrsaufsicht hat deshalb als ersten Schritt an der Straße An der Strusbek die blauen Schilder, die eine Benutzungspflicht des Radwegs anordnen, entfernen und durch ein "Radfahrer frei" Schild ersetzen lassen. Radfahrer dürfen nun weiterhin den kombinierten Geh- und Radweg nutzen, müssen es aber nicht.

4. Kurt-Fischer-Straße/Ewige Weide: Auch an der Kurt-Fischer-Straße und der Straße Ewige Weide sind die Radwege zurzeit noch benutzungspflichtig. Kruse: "Wir wollen zunächst mit der Straße An der Strusbek Erfahrungen sammeln und nach den Sommerferien eventuell auch an den beiden anderen Straßen die Schilder austauschen."

5. Otto-Siege-Straße: Ein Durcheinander an Verkehrsschildern herrscht an der Otto-Siege-Straße. "Das macht die Menschen unsicher", sagt Hentschke. Das Problem: Wegen der unterschiedlichen Fahrbahnbeläge der Seitenstraßen darf das Gebiet nicht als Tempo-30-Zone ausgewiesen werden. Kruse: "Wir müssen hier eine Lösung finden, die gesetzeskonform und für alle sicher ist."

6. Kreuzung Große Straße/Bei der Doppeleiche: Ein Gefahrenpunkt sei auch die Kreuzung Große Straße/Doppeleiche. Radfahrer aus Richtung Schloss werden dort auf einem blassen roten Streifen über die Kreuzung und dabei geradewegs auf den Gehweg geleitet. "Die Kreuzung müsste neu überplant werden", sagt Diplom-Ingenieurin Anja Behmer. "Aber das verursacht Kosten." Am sinnvollsten sei es, die Haltelinie für die Autos ein Stück nach hinten zu versetzen und die Radfahrer bereits vor der Kreuzung auf die Fahrbahn zu leiten.

7. Fritz-Reuter-Straße: Benutzungspflichtig waren bis vor kurzem auch die Radwege an der Fritz-Reuter-Straße. Beim Ortstermin sind die entsprechenden Schilder plötzlich verschwunden. Anette Kruse ist ratlos. Sie sagt: "Ich weiß nicht, wer sie abmontiert hat."

8. Kreisel Fritz-Reuter-Straße/Stormarnstraße: Den Kreisverkehr Fritz-Reuter-Straße/Stormarnstraße müssen Radfahrer auf dem Gehweg umrunden und dadurch zum Teil mehrmals die Fahrbahnen überqueren. "Kreisel sind immer Gefahrenpunkte", sagt Behmer. "Die Empfehlung ist, auf der Fahrbahn zu fahren." Kruse ist von dieser Lösung nicht überzeugt. "Wenn wir die Benutzungspflicht aufheben, wird es Beschwerden von Anwohnern geben."

9. Reesenbüttler Redder: Ob man als Radfahrer am Reesenbüttler Redder auf der Fahrbahn fahren muss, hängt davon ab, auf welcher Straßenseite man sich befindet. Während auf der Ammersbeker Seite der Straße nur auf der Fahrbahn gefahren werden darf, muss auf Ahrensburger Seite der kombinierte Geh- und Radweg genutzt werden. Anette Kruse will sich dafür einsetzen, dass sich letzteres bald ändert.

10. Schulzentrum Am Heimgarten: Zu einem Verkehrschaos komme es vormittags häufig an der Buskehre vor dem Schulzentrum Am Heimgarten. "Obwohl es verboten ist, fahren die Eltern dort mit ihren Autos hinein", sagt die Leiterin der Verkehrsaufsicht. Die Schüler wiederum würden die Abkürzung über die Kehre nehmen, um schneller zu den Fahrradständern zu gelangen. "Ich bin noch ratlos, wie wir die Situation entschärfen können."