Ahrensburg. Die Vorwürfe wiegen schwer, und auch das Strafregister des 36 Jahre alten Ahrensburgers ist ellenlang. Dennoch hat ein Ahrensburger Richter ein mildes Urteil gegen Emil K. (Name geändert) wegen räuberischer Erpressung gefällt. Der Ahrensburger, der im Dezember 2016 versucht hatte, einen Pizzaboten zu überfallen, ist zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Normalerweise liegt das Strafmaß nicht unter einem Jahr, doch sowohl die Staatsanwaltschaft als auch das Gericht gehen von einem minderschweren Fall aus. „Die deutliche Milde kommt durch Ihr Nachverhalten“, sagt Richter Ulf Thiele in seiner Urteilsbegründung, der insbesondere die reumütige Entschuldigung kurz nach der Tat positiv bewertet und das umfassende Geständnis. „Es war ein Kurzschluss, ich habe nicht nachgedacht“, sagt Emil K., als er sich an den 18. Dezember 2016 erinnert. Der langjährige Heroinkonsument mit dem dunkelblonden Haar sei Ende vergangenen Jahres zurück in die Drogensucht gerutscht. „Zuvor war ich in einem Methadon-Programm.“ Abgebrochen habe er es nach etwa drei Jahren, weil sein Arzt in Rente gegangen war.
Das Opfer wehrt sich mit einem Pizzablech
„Deshalb musste ich Stoff auftreiben, hatte aber kein Geld“, sagt der Ahrensburger. Am Tattag beobachtet er an der Manhagener Allee, wie ein Pizzalieferant in ein Haus geht. Emil K. erkennt seine Chance. Als der kleine und schmächtige Pizzabote wieder aus dem Haus kommt schlägt Emil K. mit der flachen Hand gegen den Nacken des 56-Jährigen und schubst ihn zu Boden.
Der Mann mit dem grau melierten Haar verliert bei dem Sturz seine rote Tasche und seine Brille, die kaputt geht. Emil K. schreit den Mann an, fordert Geld. Doch sein Opfer zieht aus der Tasche ein Pizzablech und wehrt sich damit. „An der Kreuzung haben zwei Autofahrer gehalten, die haben aber nur geguckt und nicht geholfen“, erinnert sich der Mann, der noch zwei Tage nach der Tat Schmerzen im Nacken hatte: „Ich habe mich aber nicht krankgemeldet, weil ich gerade einen neuen Job als Arbeiter in Bargteheide hatte.“ Pizzas liefert er nebenberuflich aus.
Außer den Autofahrern beobachtet auch eine Anwohnerin das Geschehen. „Ich weiß noch genau, dass es ein Sonntag war, der ,Tatort` war gerade zu Ende, da hörte ich laute Schreie auf der Straße“, sagt die 25-Jährige, die beobachtet, wie der Pizzabote von dem Angreifer geschubst wird. „Das war auch nicht doll, ich habe das Ganze auch nicht verstanden“, sagt die Frau. Denn plötzlich ging K. in aller Ruhe weg, so die Zeugin.
Nach der Tat entschuldigt sich K. in dem Pizzaladen
Emil K. sagt vor Gericht, dass er nur schubweise klar denken konnte. „Mal dachte ich nur an den Stoff, dann konnte ich wieder klar denken und dachte nur, was bin ich für ein Idiot.“ Diese Reue zeigte der Vater einer Tochter (1) auch kurz nach der Tat. Während das Opfer sich wieder zurück zum Pizzaservice fuhr, machte sich auch K. auf dem Weg dorthin. Er kannte den Laden, ging hinein und reichte dem Opfer die Hand, um sich zu entschuldigen. Der Chef rief die Polizei.
Ein Beamter vor Gericht: „Der Tatverdächtige war ruhig, kooperativ und geständig.“ All dies sprach für K. Doch der Richter sah auch, dass der 36-Jährige zuvor immer wieder wegen Diebstahls aufgefallen war, deswegen 18 Vorstrafen hat und auch zwischen 2005 und 2012 immer wieder im Gefängnis saß, jetzt erstmals eine Gewalttat verübt hat. Dennoch sieht der Richter eine gute Sozialprognose. Emil K. da K. wieder ist wieder in einem Methadonprogramm, hat einen sichern Job und eine Familie. Neben der Bewährungsstrafe muss K. 500 Euro an das Opfer zahlen.
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