Das Netzwerk Beruf und Familie von Birte Kruse-Gobrecht hat sein Angebot ausgeweitet und bietet berufstätigen Eltern Betreuungshilfe

Bad Oldesloe. Die Initiative Beruf und Familie (BuF) Stormarn ist zu einem Markenzeichen geworden. Immer mehr Unternehmen aus der Region machen mit und nutzen ihre Mitgliedschaft als Wettbewerbsvorteil bei der Suche nach qualifizierten Kräften. „Die Betriebe werben offensiv in ihren Stellenausschreibungen mit dem Label und weisen sich damit als familienfreundlicher Betrieb aus“, sagt BuF-Geschäftsführerin Birte Kruse-Gobrecht, die das Netzwerk ins Leben gerufen hat. Im Juni 2012 mit zwölf Gründungsmitgliedern an den Start gegangen, vertritt es inzwischen 35 Unternehmen mit insgesamt 7500 Beschäftigten. Ganz neu dabei: die Kreishandwerkerschaft und die Polizeidirektion Ratzeburg mit allein 600 Mitarbeitern.

Der Kerngedanke ist die schnelle Hilfe – die Notfallbetreuung. „Uns geht es um einen akuten Engpass. Wenn das Chaos ausbricht, weil das Kind krank wird und die Eltern zur Arbeit müssen“, sagt Kruse-Gobrecht. „Wir bieten so etwas wie Familienersatz.“ Früher sei die Oma eingesprungen. In der globalen Welt, die von den Beschäftigten hohe Flexibilität im Hinblick auf Arbeitszeiten und Arbeitsstätten verlangt, reichten private Strukturen nicht immer aus.

Kruse-Gobrecht: „Für uns ist wichtig, dass die Beschäftigten schnelle Hilfe kriegen. Dass sie einen Weg aus dem Dschungel aufgezeigt bekommen.“ So könnten sie als Familie handlungsfähig und im mittelbaren Nutzen arbeitsfähig bleiben. Kruse-Gobrecht: „Unser Angebot schafft Erleichterung. Es ist einfach gut zu wissen, wohin ich mich wenden kann, wenn nichts mehr geht.“

Alles ist vertraglich geregelt: die Einsatzzeiten, die Leistungen der Initiative und die Kosten für die Unternehmen. Das schafft Verlässlichkeit. Das Konzept dahinter basiert auf einer Art Versicherungsprinzip. „Nicht wie bei einer Feuerversicherung, bei der man hofft, dass man sie nicht braucht“, sagt Kruse-Gobrecht, „Es ist eher wie bei einer Krankenversicherung. Man ist beruhigt, weil es sie gibt.“

Der Begriff Notfallbetreuung fordert den Vergleich heraus. Ein Krankenwagen muss in zwölf Minuten vor Ort sein. Wie lange dauert es nach der Wahl der Notfallnummer, bis jemand kommt und die Betreuung des Kindes übernimmt? „Wenn der Anruf früh erfolgt, maximal zwei Stunden. Oft auch nur 40 Minuten“, sagt die BuF-Geschäftsführerin.

Sie weiß, dass es auf jede Sekunde ankommt. Sie ist selbst Mutter von zwei Kindern und hat auch noch zwei Jobs: Die Arbeit als Geschäftsführerin Beruf und Familie Stormarn GmbH läuft parallel zu ihrer Aufgabe als Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn. „Der Kreis gehörte zu den Gründungsmitgliedern“, sagt die 44-Jährige, die daher auf Verständnis stößt und als Angestellte des Kreises auch auf das Angebot von BuF zurückgreifen kann.

Sie hat es auch schon getan. „An einem Tag kam die Notfallbetreuung, dann war Papa da, dann die Mama und dann die Omi“, sagt die Tremsbüttelerin. „Das Feedback meines Sohnes: Mit der Notfallbetreuung war es am schönsten. Sie hat am meisten mit mir gespielt.“ Für andere Eltern vielleicht eine eher deprimierende Aussage. Birte Kruse-Gobrecht konnte darüber lachen. Schließlich war es ein Kompliment für sie – nicht als Mutter, aber als Berufstätige, deren Konzept aufgegangen ist. Und das umfasst mittlerweile weit mehr als die Notfallhilfe.

So gehört zum Angebot auch die Sonderzeitenbetreuung für vorhersehbare, längere Einsätze. Beispielsweise dann, wenn bei den Eltern eine Fortbildung ansteht. Auch ein Ferienprogramm ist seit diesem Sommer Teil des Angebots der Initiative. Im nächstem Jahr wird es ausgebaut. Dann haben die Eltern die Chance, ihre Kinder die erste Hälfte aller Schulferien nach Bargteheide zum Ferienspaß zu bringen, während sie arbeiten müssen. Das Angebot ist Ergebnis der Kooperation mit dem dortigen Jugendarbeitsteam, dessen Schulräume das Netzwerk nutzen kann.

Das ist noch nicht alles. Denn Eltern haben auch selbst Eltern, die krank oder pflegebedürftig werden. Auch das kann die Balance zwischen Beruf und Familie stören. Deswegen kooperiert BuF seit Dezember nun auch mit dem Netzwerk Stormarn Gesundheit & Service. Und schließlich ist da noch der Haupt-Kooperationspartner: das Oldesloer Familienzentrum OASE. Es übernimmt das „operative Geschäft“, organisiert die Abläufe und ist Beratungsstelle. Kruse-Gobrecht: „Ein bis zwei Anrufe laufen täglich auf. Es geht um Stress in der Kita oder darum, dass man die pubertierende Tochter am liebsten zum Mond schießen möchte.“

Das Netzwerk ist lückenlos. Wer hat sich das alles ausgedacht? „Ich“, sagt die Geschäftsführerin und lacht. „Aber ohne die anderen geht es nicht.“ Das Emsländer Modell, ein Tagesmütterstützpunkt, war das Vorbild. Birte Kruse-Gobrecht: „Aber was wir in Stormarn aufgebaut haben, gibt es sonst nirgends.“