Zum Glück gibt's ein ausgeklügeltes Sozialsystem, denn auch in der Kinderstadt Stormini sind nicht alle Jobs sicher.

Ahrensburg. Es klopft. Alle zucken unwillkürlich zusammen. Zwei Jungen betreten die Stormini-Redaktion. "Hat jemand gestern seine Steuern nicht bezahlt?", fragt einer der beiden. Das klingt ziemlich bestimmt. Alle schütteln den Kopf. "Na, dann ist ja gut", sagt Conrad, 12, der mit Jonas, ebenfalls 12, als Steuerfahnder in Stormini unterwegs ist. "Jeder bekommt fünf Stormis für eine Arbeitsschicht und muss davon jeweils einen als Steuer abgeben", sagt Jonas.

Da die Stormini-Bürger vormittags und nachmittags jeweils zwei Stunden arbeiten, bekommen sie pro Tag zehn Stormis. Zwei müssen sie abgeben. Und wenn nicht? "Dann müssen sie das Doppelte zahlen.", sagt Jonas. "Pech, wenn sie schon alles auf dem Markt oder für Freizeitvergnügen ausgegeben haben", sagt Conrad. "Dann müssen sie eben zur Sparkasse gehen und einen Kredit aufnehmen."

Schon zur Normalität geworden ist die morgendliche Jobauswahl in der Agentur für Arbeit. "Ich will heute Pyrotechniker sein", sagt Marvin. Zusammen mit fünf anderen Jungen wartet er dann auf seinen Arbeitgeber. Aber der kommt und kommt nicht. Teamerin Carina klärt auf: "Heute Nacht ist das ganze Feuerwerk in die Luft gegangen. Da gibt's heute keine Jobs." Lenny guckt Marvin neben sich an: "Dann sind wir ja arbeitslos!", sagt er ungläubig. In der Arbeitsagentur laufen plötzlich Jungen aufgekratzt umher. Sie wollen kaum still sitzen bleiben, als sie die Formulare für das Kinder-Arbeitslosengeld ausfüllen. Danach geht es zum Bewerbungstraining. "Was müsst ihr jetzt machen, wenn ihr wieder einen Job haben wollt?", fragt Carina. "Einen Brief schreiben", sagt Lenny. "Und wir müssen uns natürlich gut präsentieren."

Mit den fertigen Briefen in der Hand ziehen die Arbeitslosen dann los auf Minijob-Suche. Jeremy möchte als Drechsler arbeiten. "Heute Morgen war der Beruf schon vergeben. Jetzt kann ich es noch mal probieren. Wenn ich gut bin, nehmen sie mich jetzt ja vielleicht doch." Tischlerin Christine Puschendorf liest aus Jeremys Bewerbung vor: "Ich kann gut mit anderen Menschen umgehen." Sie nickt. "Das ist wichtig. Du kannst hier anfangen", sagt sie. Jeremy strahlt. "Puh, das ist ja noch mal gut gegangen", sagt er.

Die Kinder, die von der Arbeitslosigkeit überrascht wurden, bekommen trotzdem fünf Stormis. "Zwei Stormis sind Arbeitslosengeld. Einen Stormi bekommen die Kinder für das Mitmachen beim Bewerbungstraining und zwei weitere gibt es für den Minijob", sagt Betreuer Carsten Rothenhagen. "Die aktive Arbeitssuche soll belohnt werden."

Wem sein Gehalt nicht reicht, der kann es bei der Sparkasse verdoppeln. "Wer einen Stormi für einen Tag auf ein Sparbuch legt, bekommt am nächsten Tag zwei", sagt Bernd Meyerink vom Kernteam. "Das sind 100 Prozent Guthabenzinsen. Wo gibt es das schon?" Julian, 13, aus Großhansdorf spart auch. "Aber der Verdienst reicht eigentlich locker aus", sagt er. Lasse, 10, hat noch 20 Stormis. "Davon kaufe mir was Schönes auf dem Markt", sagt er. "Ich gehe heute schwimmen, das kostet einen Stormi", sagt Hanna, 9. Sorgsam mit dem Geld umgehen mussten bisher vor allem die Teamer. Sie bekamen nur einen Stormi für die ganze Woche.

Zu wenig, fanden die Politiker. So beschloss das Parlament mit großer Mehrheit, die Bezahlung auf drei Stormis pro Tag anzuheben - eine gewaltige Gehaltszulage. Das auch in Berlin nur zu gut bekannte Problem Gegenfinanzierung ist dabei gelöst. "Wir haben 150 Teamer. Das macht also eine Ausgabe von 450 Stormis pro Tag. Und da die 240 Kinder jeweils zwei Stormis pro Tag Steuern zahlen, hat die Stadt Einnahmen von 480 Stormis. Das passt, die Kinder haben sich das vorher genau ausgerechnet", sagt Parlamentsbetreuerin Ute Sauerwein-Weber.

Aufs Geld achten muss auch die Stormi-Krankenkasse. Jeder Bürger der Kinderstadt muss für die Woche seines Aufenthalts einen Stormi als Krankenkassenbeitrag zahlen. Jeder, der krank wird, bekommt als Ersatz den vollen Lohnausgleich.