Protest gegen geplanten Denkmalschutz für das Rathaus in Ahrensburg. Grüne sind skeptisch und plädieren für eine Abstimmung im Internet. Bürger will Unterschriftenaktion starten.

Ahrensburg. Die Diskussion über den Denkmalschutz für das Ahrensburger Rathaus geht in die nächste Runde. Nach dem Bericht in der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn am Mittwoch positionieren sich erneut Kritiker und Befürworter. Der Ahrensburger Friedrich-Karl Winter will sogar eine Unterschriftenaktion mit dem Ziel eines Bürgerentscheids starten. Auch die Grünen plädieren dafür, dass die Einwohner stärker zu Wort kommen. Bei einer nicht-repräsentativen Online-Abstimmung des Abendblatts votieren bis Mittwochnachmittag mehr als 80 Prozent der 104 Teilnehmenden dagegen, das Rathaus unter Denkmalschutz zu stellen.

Friedrich-Karl Winter fährt häufiger am Rathaus vorbei und schüttelt nur noch mit dem Kopf: "Gründe für eine Unterschutzstellung kann ich nicht erkennen." Winter will eine Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben organisieren. "Ich verfolge das Ziel, die Entscheidung über Abriss beziehungsweise Neubau mit einem Bürgerentscheid klären zu lassen. Als Termin bietet sich hierfür der Tag der Bundestagswahl an." Damit unterstützt Winter einen Vorschlag des FDP-Fraktionschefs Thomas Bellizzi. Der hatte im Abendblatt gefordert, dass die Bürger selbst entscheiden sollen.

Winter betrachtet das 1970 von dem Ahrensburger Architekten Karl-Heinz Scheuermann entworfene Gebäude als "unansehnlichen Betonklotz, der sich in einem erschreckenden energetischen Zustand befindet und seit Jahren exorbitant hohe Betriebskosten verursacht". Befürworter des Denkmalschutzes sehen darin ein imposantes Bauwerk mit dokumentarischem Wert, das die Bonner Republik und die aufstrebende Architektur der Nachkriegszeit repräsentiert. Nun fordert der Bürger Winter die Verwaltung auf, mit einem externen Gutachten die tatsächlichen Kosten für die Sanierung zu ermitteln. "Denn ohne Kenntnis der Kosten für eine Sanierung des Rathauses darf keine Unterschutzstellung erfolgen."

Eine nicht-repräsentative Umfrage auf dem Ahrensburger Wochenmarkt am Mittwoch zeigte, dass es ganz unterschiedliche Meinungen zu dem Thema gibt. Viele halten einen Denkmalschutz für das Gebäude einfach für "bekloppt" - wie etwa der Ahrensburger Dietrich Busch. "Die günstigere Variante wäre auf lange Sicht ein Neubau", meint er und liegt damit auf der Linie der FDP.

Ines Vasile hingegen meint: "Ich habe kein Vertrauen, dass stattdessen ein besseres Gebäude entstehen würde. Vieles wird in der Stadt einfach zu halbherzig gemacht. Im Zweifel würde ich das Rathaus lieber stehen lassen - obwohl es wirklich nicht schön ist." Die Ahrensburgerin Serifehanin Göksal-Laviziano würde das Gebäude ebenfalls stehen lassen - allerdings verändern. "Ich würde es bunter machen. Ahrensburg ist schließlich bunt", sagt sie. Eine Unterschutzstellung würde sie aber nicht befürworten, die Denkmalschutz-Auflagen ließen sich wohl auch kaum vereinbaren mit ihren Ideen zur Umgestaltung.

Unterschiedliche Meinungen gibt es auch in der Politik - nicht nur zum Denkmalschutz, sondern auch zur Frage eines Bürgerentscheids. Karen Schmick von der WAB ist skeptisch: "Eine solche Befragung würde Geld kosten. Und wir hätten es ja ohnehin nicht selbst in der Hand." Ihrer Meinung nach wird das Denkmalschutzamt das Rathaus ohnehin unter Schutz stellen - ob nun mit Zustimmung der Ahrensburger oder ohne.

Eine Klage vonseiten der Stadt, wie die CDU sie ins Spiel bringt, sieht sie sehr kritisch: "Ich glaube, wir hätten wenig Chancen auf Erfolg. Und das Verfahren könnte sich jahrelang hinziehen. Sollen wir die Brandschutz-Sanierung so lange warten lassen?" Die WAB-Fraktion habe noch nicht abschließend über das Thema beraten. Karen Schmicks private Meinung ist: "Wir sollten das Gebäude stehen lassen."

Monja Löwer, Fraktionsvorsitzende der Grünen, könnte sich durchaus vorstellen, die Bürger bei der Diskussion einzubeziehen. Sie ist aber skeptisch, ob ein Bürgerentscheid das richtige Mittel wäre - da es dafür in der Gemeindeordnung sehr eng definierte Regeln gibt. Eine lautet, dass es nicht um Angelegenheiten gehen darf, die in die Zuständigkeit des Landes fallen.

Monja Löwer schlägt stattdessen vor, Bürger über die Webseite des Rathauses zu befragen. Sie hält es auch für sinnvoll, dass ein Experte vom Landesamt für Denkmalpflege noch einmal einen Vortrag in der Stadt hält. Einer Klage gegen den Beschluss aus Kiel räumt auch sie wenig Chancen ein. In der Grünen-Fraktion gebe es "verschiedene Meinungen" über einen Erhalt oder Abriss des Rathauses. Sie selbst sagt: "Ich finde es schade, dass viele Gebäude aus dieser Zeit verschwinden."

Derweil plant Friedrich-Karl Winter die Unterschriftenaktion. Am besten wäre es für ihn, das Verfahren für die Unterschutzstellung zu stoppen. "Die Stadt Ahrensburg müsste einen Abbruchantrag für das Rathaus bei der Unteren Denkmalschutzbehörde im Kreis stellen." Danach, so meint er, sollte ein Neubau errichtet werden. Denn die Sanierung sei schätzungsweise rund 50 Prozent teurer.