Bank-Geheimnisse: In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Die Großhansdorfer Verdienstkreuzträgerin und Lehrerin Brigitta Carstensen.

Großhansdorf. Wenn Brigitta Carstensen, Lehrerin am Emil-von-Behring-Gymnasium Großhansdorf, das Schulgelände betritt, bereiten ihr die Mädchen und Jungen einen festlichen Empfang: Lehrer und Schüler bilden gemeinsam ein langes Spalier, durch das Brigitta Carstensen im Trommelwirbel schreiten muss. Selbst genähte Fähnchen in Deutschland-Farben wehen im Wind. Und dann stimmen die jungen Leute Lieder an, es gibt herzliche Umarmungen unter einer Akazie. Willkommen in Tansania, Mrs. Carstensen!

Diese Szene spielt sich immer dann ab, wenn die 56 Jahre alte Großhansdorfer Leiterin der Orientierungsstufe in einen 6600 Kilometer entfernten Ort nach Tansania reist. In der Nkoasenga Secondary School, in der Nähe der Stadt Arusha gelegen, wird ihr bei jedem Besuch ein überaus herzlicher Empfang bereitet. Und der kann schon mal zwei Stunden dauern. Mit der Secondary School pflegt das Großhansdorfer Gymnasium seit fünf Jahren enge partnerschaftliche Kontakte. Was in besonderer Weise das Verdienst von Brigitta Carstensen ist.

Sie unterrichtet seit 28 Jahren am Emil-von-Behring-Gymnasium Englisch, Biologie und Globales Lernen. Und hat die Kontakte nach Afrika initiiert und den Verein "Asante sana" (Dankeschön) gegründet. Sein Ziel ist es, die Partnerschaft der beiden Schulen mit Leben zu füllen. Für dieses Engagement hat Bundespräsident Joachim Gauck die Gymnasiallehrerin vor wenigen Tagen mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) ausgezeichnet.

Brigitta Carstensen sitzt auf einer Großhansdorfer Schulhof-Bank. Es sind nur knapp 60 Minuten, die sie Zeit hat. Schließlich laufen gerade die Abi-Prüfungen. Unter einer Hainbuche erzählt sie mit Begeisterung von ihren Reisen nach Tansania. Das Schulgebäude befindet sich in einer Höhe von 1500 Metern. Hier wachsen auf Plantagen Bananen-, Kaffee- und Mais-Pflanzen. "Von dem Gelände aus kann man den Kilimandscharo sehen, der vielleicht nur 50 Kilometer entfernt ist", sagt sie. Manchmal, fügt sie hinzu, während ein Eichhörnchen über den Großhansdorfer Schulrasen flitzt, stolzieren an der afrikanischen Schule Giraffen vorbei. "Und bei einer Wanderung entdeckten wir eine giftige Grüne Baumschlange. Wir haben sofort die Flucht ergriffen."

Dank zahlreicher deutscher Sponsoren konnten für die 320 Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren wesentliche Verbesserungen erzielt werden. "Die Schule verfügt jetzt über eine Solaranlage, neue Fenster und Türen, Mikroskope und mehr als 2000 Bücher in englischer Sprache", sagt Vereinsvorsitzende Carstensen. "Außerdem wurden neue Bäume gepflanzt."

Wenn die Bundesverdienstkreuz-Trägerin mit ihrem Mann auf eigene Kosten nach Tansania reist, führt sie im Schnitt 100 Kilo Gepäck mit sich. "Darunter sind Stifte, Handtücher, Laptops, USB-Sticks, Rucksäcke und T-Shirts für die Schüler." Nächstes Jahr will sie der Partnerschule erneut einen Besuch abstatten. "Vielleicht klappt es auch, dass wir einmal einige Lehrer dieser Schule nach Großhansdorf einladen können." Dafür sucht der Verein "Asante sana" noch finanzielle Unterstützung.

Die deutsch-afrikanische Partnerschaft spielte eine zentrale Rolle, als Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) ihr und sieben weiteren Persönlichkeiten das Bundesverdienstkreuz überreichte.

Dann kommt sie auf einen weiteren Grund für ihre Auszeichnung zu sprechen: Er hängt, symbolisch betrachtet, mit dem Teich zusammen, der unweit der Schulbank angelegt ist. Drin schwimmen Molche, auf der Oberfläche tummeln sich Libellen. "Nur Fische haben wir hier nicht", sagt Carstensen.

"Ja", betont sie, "ich bin auch für mein Umweltengagement am Gymnasium geehrt worden." Unter ihrer Federführung entstand die erste Solaranlage, wurden die Mülltrennung und der Einsatz umweltfreundlichen Papiers zum Schulalltag. Und seit einiger Zeit gibt's auf dem Schulgelände einen Teich. Brigitta Carstensen liebt die Natur. Deswegen hatte sie auch Biologie auf Lehramt studiert. Die Lehrerin wohnt mit ihrem Mann in Hamburg-Meiendorf, hegt und pflegt dort einen 700 Quadratmeter großen Garten."Dort baue ich Kartoffeln, Kürbisse, Bohnen und viele Kräuter an", sagt sie.

Danach erhebt sie sich von der Schulhof-Bank. Gleich muss sie wieder den Vorsitz bei der mündlichen Abitur-Prüfung im Fach Biologie übernehmen. 30 Minuten haben die Abiturienten Zeit, sich thematisch auf die Prüfung vorzubereiten. Dann werden sie 20 Minuten lang mit vielen Fragen konfrontiert. Brigitta Carstensen: "Wir haben bei den Zensuren fast die volle Bandbreite."