In unserer Serie “Bank-Geheimnisse“ treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Die Künstlerin Gisela Ahrens-Porté.

Ahrensburg. Gisela Ahrens-Porté muss ein Menschenfreund sein. Hunderte Gesichter hat die Ahrensburgerin in ihrem Leben gemalt - Kinder genauso wie Greise. Und eines ist der Ahrensburgerin besonders wichtig. "Ich kann die Menschen erst porträtieren, wenn ich eine Sympathie für sie habe", sagt sie. Doch wie schafft sie das? "Man muss sicherlich Einfühlungsvermögen haben", sagt die 89-Jährige, "und ich rede mit den Menschen, während ich sie male."

Wenn Ahrens-Porté ihre Porträtbilder zeigt und die Geschichten dazu erzählt, wird trotz ihres offenen Umgangs mit all ihren Modellen schnell deutlich, wen sie besonders gern hat. Immer wieder hat Ahrens-Porté ihre vier Kinder, vier Enkel und das Urenkelkind gemalt.

Der Nachwuchs, nicht nur der eigene, ist Gisela Ahrens-Porté wichtig. Während ihrer Zeit als Kunstlehrerin an der Stormarnschule hat sie versucht, die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu fördern. 17 Jahre hat sie an dem Gymnasium gearbeitet. "Ich wollte weitergeben, was ich selbst gelernt hatte", sagt sie mit energischer Stimme.

Ab 1939 studierte sie an der Kunst- und Gewerbeschule in Danzig. Nach vier Semestern wechselte sie an die Akademie der Künste nach München, wo sie sich bildhauerisch engagierte. Der Krieg unterbrach eine weitere Ausbildung an der Technischen Hochschule in Danzig.

Ihr künstlerisches Geschick habe dazu geführt, dass sie nicht lange im Schippeinsatz an der Front bleiben musste, sagt Gisela Ahrens-Porté: "Ich hatte eine Büste modelliert von einem Mädchen, deren Bruder mir eine Stelle als Kunsterzieherin beim Reichserziehungsministerium vermittelte." So begann die Karriere als Lehrerin. Durch die Kriegswirren verschlug es die Tochter einer Schwedin und eines Letten in den Norden und nach Hamburg.

Nach Ahrensburg kam Gisela Ahrens-Porté 1966. Damals wurde ihre Ehe geschieden. Ihre Tochter sollte Abitur machen, hatte jedoch keinen Lateinunterricht. In Hamburg passte das nicht zusammen. So wechselte die Tochter schließlich auf die Stormarnschule. "Jeden Morgen habe ich sie in Hamburg zur Bahn gebracht", erinnert sich Ahrens-Porté. Später übernachtete die Tochter unter der Woche bei Freunden in Großhansdorf.

Schließlich zog die Mutter nach Ahrensburg. "Da habe ich mir von einem Bausparvertrag an der Straße Am Vogelsang ein Haus gekauft", erzählt sie. Kurzerhand begann sie, an einer Realschule Kunst zu unterrichten. "Ich hatte ja sonst nichts in der Hand", sagt sie. Und sie musste vier Kinder großziehen. 1967 wechselte sie schließlich an die Schule ihrer Tochter. "Zunächst habe ich eine halbe Stelle gehabt." Der damalige Schulleiter Heinz Tiemann habe viel Verständnis für die Kunst gehabt. "Damals wurde teilweise sechs Stunden in der Woche Kunst unterrichtet", so Ahrens-Porté. Bald erhielt sie eine Vollzeitstelle.

Zu ihren Schülern zählten unter anderem die heutigen Ahrensburger Pastoren Helgo Matthias Haak und Holger Weißmann. "Herrn Haak habe ich bis zum Abitur begleitet. Er hat sich damals als Schülervertreter stark für die Mitschüler eingesetzt", erinnert sich Ahrens-Porté. Er habe auch viel mit dem Schulleiter diskutiert: "Schon damals wurde sein Redetalent deutlich." Holger Weißmann sei als Schüler zurückhaltend gewesen. "Er hat sich dann offenbar im Studium zu dem offenen und zugewandten Menschen entwickelt, der er heute ist."

Mehrfach präsentierte sie ihre eigenen Werke bei Ausstellungen. "Im Frühjahr 1980 habe ich Landschaften und eigene Gedichte in der ehemaligen Filiale der Commerzbank am Rondeel ausgestellt", sagt Ahrens-Porté.

In der Schule habe sie mit dem Nachfolger von Tiemann, Hans-Gert Kirsche, ihre Probleme gehabt. "Wir hatten ein kühles Arbeitsverhältnis", so Ahrens-Porté. Kirsche sei ein Pragmatiker gewesen. "Alles musste für ihn eine wissenschaftliche Basis haben", sagt die Kunstlehrerin. Auch privat gab's einen Rückschlag: Ihr Sohn hatte einen schweren Mofa-Unfall.

Die Probleme schlugen auf die Gesundheit. 1982 verließ Gisela Ahrens-Porté Ahrensburg, um zur Kur zu gehen. Anschließend wohnte sie im niedersächsischen Bad Gandersheim. Als 2008 ihr dortiges Haus abbrannte, zog sie zurück nach Ahrensburg.

Heute lebt die Pensionärin inmitten ihrer Gemälde und Kunstwerke in einer kleinen Wohnung. Auch kurz vor ihrem 90. Geburtstag ist sie noch künstlerisch aktiv. So macht sie etwa Skizzen ihrer Nachbarn. Nur eines hat sich beim Porträtieren über die Jahre offenbar geändert. "Für ein Bild habe ich früher rund zwei Stunden gebraucht. Heute sind es schon mal drei."