Mehr als 250 Ahrensburger beschweren sich über die Flüge anlässlich des Stadtfestes. Bürgermeister entschuldigt sich. “Das war wirklich kaum auszuhalten.“

Ahrensburg. "Ich bin eigentlich nicht so ein Rentner, der sich wegen jeder Kleinigkeit beschwert. Aber das war wirklich kaum auszuhalten", sagt Gerhard Rohde. Der Ahrensburger spricht über das vergangene Stadtfest - genauer gesagt über den Hubschrauber, mit dem Besucher Rundflüge machen konnten. Der Helikopter bescherte zahlreichen Ahrensburgern unvergessliche Ansichten von oben - anderen jedoch verdarb er das Wochenende. Denn die Maschine startete und landete direkt neben dem Rathaus, das sorgte für Lärm bis weit über die Innenstadt hinaus. Konsequenz: Bei der Polizei, der Stadtverwaltung, dem Stadtforum und auch bei den Flug-Veranstaltern selbst hagelte es Beschwerden.

"Es war wirklich sehr massiv", sagt Norbert Patzker, Leiter der Polizei-Zentralstation in Ahrensburg. Am Sonnabend und am Sonntag hätten sich mehr als 250 Menschen bei der Polizei über den Lärm beschwert - "das sprengt den Rahmen des Normalen", so Patzker. "Die Kollegen mussten die ganze Zeit telefonieren, sie kamen kaum zu anderen Dingen." Doch nicht nur die Anzahl, auch die Art der Anrufe habe die Nerven der Beamten strapaziert: "Manche Leute haben Kollegen massiv bepöbelt." So sei der Polizei unter anderem vorgeworfen worden, dass sie Geld mit dem Helikoptereinsatz verdiene. Norbert Patzker betont, dass dem nicht so sei - und dass die Polizei solche Flüge weder genehmigen noch untersagen könne. Wegen der vielen Anrufe schaltete die Polizei am Wochenende sogar einen Anrufbeantworter ein - mit dem Text, dass sich Anrufer wegen des Hubschraubers bitte am Montag an die Stadt wenden sollten. Dennoch gingen per E-Mail viele Anzeigen wegen Lärmbelästigung ein.

Zu den Ahrensburgern, die bei der Polizei anriefen, gehört Werner-Kurt Hillert. Er wohnt an der Kaiser-Wilhelm-Allee, hatte sich - nach den vielen Regentagen - auf ein Wochenende im Garten gefreut. Doch da machte der Hubschrauber einen Strich durch die Rechnung: "Es war so laut, dass man wirklich entnervt war", sagt der 68 Jahre alte Mann. Er betont, dass er seit 42 Jahren in Ahrensburg lebe, schon manches Stadtfest erlebt habe. Doch so einen Lärm noch nicht. So auch Gerhard Rohde, der das Wochenende gern in seinem Garten an der Friedensallee verbracht hätte: "In dieser Form habe ich so etwas noch nicht erlebt." Der 80 Jahre alte Mann lebt seit 30 Jahren in der Stadt. Er ärgert sich nun über die Behörden, die solche Flüge überhaupt genehmigt haben.

Bei diesen Behörden handelt es sich um das Luftfahrt-Bundesamt - und auch um die Stadt Ahrensburg. Denn diese gestattete der in Heist bei Uetersen ansässigen Firma Citycopter, den Stormarnplatz als Start- und Landeplatz zu nutzen. Dazu Stadtsprecher Andreas Zimmermann: "Wir haben die Nutzung der Fläche genehmigt, die im Eigentum der Stadt ist. Daran waren keine Auflagen hinsichtlich der Häufigkeit der Flüge gebunden." Das große Interesse an den Flügen, die immerhin 40 bis 45 Euro pro Person kosteten, sei so nicht absehbar gewesen. "Sonst hätten wir ein Zeitfenster in die Genehmigung geschrieben."

Jochen Stein von der Firma Citycopter betont: "Wir haben alles getan, um Lärm zu vermeiden." So habe der Pilot, der an beiden Tagen von 10 bis 18 Uhr unterwegs war, immer wieder die Flugroute gewechselt. Zudem habe er bei den sieben- bis achtminütigen Rundflügen eine Höhe von 500 bis 1000 Metern eingehalten. Die Lärmbelästigung führt er darauf zurück, dass der Start- und Landeplatz in der Innenstadt lag. Und: "Der Wunsch, das dort zu machen, kam von der Stadt." Und die Organisatoren hätten auch eine Gebühr zahlen müssen.

Letzteren Punkt bestätigt Andreas Zimmermann: "Die Stadt hat die Erlaubnis gegen eine Mietzahlung von 300 Euro erteilt." Noch am Montag habe die Verwaltung aber beschlossen, Flüge dieser Art nicht mehr zuzulassen. Eine Alternative seien Ballonflüge. Bürgermeister Michael Sarach: "Das Ausmaß der Belästigung habe ich unterschätzt. Dafür entschuldige ich mich."