In der Serie “Meine Firma“ stellen wir Unternehmen aus der Region vor. Diesmal: das BMW-Gebrauchtwagenzentrum an der Rahlstedter Straße.

Barsbüttel. Für sie ist Barsbüttel ab sofort von der Stormarner Landkarte gestrichen. Die Gemeinde vor den Toren Hamburgs heißt bei den rund 40 Mitarbeitern des neuen BMW Gebrauchtwagenzentrums an der Rahlstedter Straße nur noch "Carsbüttel". Diesen Werbeslogan mit Leben zu füllen, treten sie ab sofort an. 5000 Gebrauchtwagen der bayerischen Marke wollen sie jedes Jahr verkaufen. Dabei bekommen sie prominente Unterstützung durch die markante Stimme von Schauspieler Jan Fedder, der im Radio die Trommel für "Carsbüttel" rührt.

Noch kurz vor der offiziellen Eröffnung ist jedoch das Herz von "Carsbüttel" noch fest in der Hand von Bauarbeitern, Reinigungskräften und IT-Technikern. Noch werden Wände weiß angestrichen, der Boden auf Hochglanz gebracht und Computer angeschlossen.

Von der betriebsamen Hektik kurz vor dem Start lässt sich Joachim Gebauer nicht anstecken. Der Leiter des Gesamtverkaufs Gebrauchtwagen bei der BMW Niederlassung Hamburg tritt aus seinem bislang nur mit einem Schreibtisch möblierten Büro in die Präsentationshalle. "Hier drinnen stellen wir bis zu 150 Autos aus", sagt er und lächelt. Denn vor ihm blitzt und glänzt es bereits. Sorgsam aufgereiht stehen dort Sportwagen, Limousinen und Minis und warten schon jetzt auf Interessenten, die dann ab morgen kommen dürfen. "Kunden aus Hamburg-Winterhude sind in 20, Lübecker in 30 Minuten hier", sagt Gebauer. Für den Standort hätten sich auch andere Automarken interessiert.

Lange haben sie gewartet, die Mitarbeiter des Zentrums. Eigentlich wollte der bayerische Autobauer bereits 2009 hier seine Gebrauchtwagen verkaufen. Doch dann kam die Wirtschaftskrise dazwischen. Mit reduziertem Budget begann BMW schließlich im Herbst 2011 mit den Bauarbeiten. Rund 13 Millionen Euro werden investiert. Bei dieser Vorgeschichten scheinen den Chef fehlende Stühle und Telefone daher wenig zu stören. "So ganz fertig werden wir zur Eröffnung sicherlich nicht", sagt Gebauer gelassen und gerät ins Schwärmen. "In ganz Norddeutschland gib es nichts Vergleichbares. Die Leute fahren von weit her hierher, um eine große Auswahl zu haben", so Gebauer. Auch das Gebäude sei toll gelungen. Gebauer: "Das ist das Werk des renommierten Architekten Carsten Roth aus Hamburg."

Auch Tanja Kuschel lobt die neuen Räume, obwohl sie bis vor einer Woche Bedenken hatte, dass der Eröffnungstermin zu halten sein würde. Die Assistentin des Chefs sagt: "Die Raumeinteilung ist gut gelöst. Alles ist offen und transparent gestaltet." Und noch ein Vorteil hat der neue Arbeitsplatz gegenüber ihrem alten Büro am Offakamp mitten in Hamburg für die Trittauerin. "Jetzt brauche ich morgens 20 Minuten, um zur Arbeit zu kommen. Bisher waren es eine Stunde und 15 Minuten", sagt Kuschel.

Julian Kirste hat von Eimsbüttel aus einen weiteren Weg zum Arbeitsplatz. Dafür bringt er ein gewisses Heimatgefühl mit nach Barsbüttel. Erst vor einem Monat ist der Münchener nach Hamburg gezogen. Der 28 Jährige leitet den Verkauf der Autos. Die Vorgabe vom Chef, 5000 Autos pro Jahr abzusetzen, nimmt er gelassen. "Wenn der Chef das vorgibt, schaffen wir das auch", sagt Kirste. Sein Team beginnt mit zwölf Verkäufern, im Laufe des kommenden Jahres sollen es dann 16 sein.

Eine in dieser Runde ist Evelyn Prien. "Eine Frau verkauft einfach anders", sagt sie. "Sie muss aber auch doppelt so gut sein." Dabei komme ihr sicherlich entgegen, so die 44-Jährige, dass sie hinter den Produkten stehe. "BMW ist eine sportliche, innovative Marke", sagt Prien. Sie selbst mag besonders sportliche Cabrios wie den Z 4. Dass sie die einzige Frau unter lauter Männern ist, störe sie nicht, so Prien. "Das macht doch Spaß", sagt sie. Ihr Job sei so interessant, weil sie sich auf jeden Kunden wieder neu einstellen müsse. Empfehlen würde sie derzeit ihren Kunden den Kauf eines 5er-BMW Touring, also ein Kombi. Prien: "Der ist auch bei langen Strecken einfach sehr bequem." Den fährt übrigens seit einigen Wochen auch der Chef.

Auch Michael Flügge fährt das Modell - allerdings die sportliche Variante. Der gelernte Kfz-Mechaniker ist im neuen Gebrauchtwagenzentrum für etwas Entscheidendes zuständig: den Preis. Mit seinem Kollegen Andreas Emme und zwei Experten der Dekra nimmt er die angelieferten Gebrauchtwagen unter die Lupe und taxiert sie. "Wir machen die Preise für den ganzen Hamburger Bereich", sagt der 44-Jährige. Pro Tag will Flügge mit den Kollegen für rund 20 Autos deren Preis ermitteln. In einfachen Fällen, wie etwa beim 3er-BMW, dauert der Bewertungsprozess rund 45 Minuten. "Da richten wir uns auch nach der Liste von Schwacke", sagt Flügge und meint die bekannte Preisliste für Gebrauchtfahrzeuge. "Doch entscheidend ist, dass der Preis auch stimmt", so Flügge. Denn sonst werde es für Kirste und Prien schwer, ihre Verkaufsziele zu erreichen. Und nur, wenn die Interessenten auch zugreifen, wird aus Barsbüttel vielleicht tatsächlich noch "Carsbüttel".