Diskussion um Vorwürfe gegen ehemaligen Chef Uwe Schneider bei Mitgliedertreffen. Naturschutzverein will mit neuem Konzept aus der Krise.

Ahrensburg. Sie wollen den Verein Jordsand endlich aus der Krise holen und sein Ansehen in der Öffentlichkeit wiederherstellen. Doch neun Monate nachdem der neue Vorstand seine Arbeit aufgenommen hat, wird der Naturschutzverein immer noch von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat zwar die Ermittlungen wegen des Verdachts der Veruntreuung von Vereinsgeld gegen den ehemaligen Vorsitzenden Uwe Schneider eingestellt, doch das neue Führungsteam will es dabei nicht belassen.

Das machte der Vorsitzende Eckart Schrey bei einem Mitgliedertreffen in Hamburg-Volksdorf deutlich. "Wir bedauern zutiefst, dass wir immer noch keinen Abschluss haben", sagte er. "Aber der Vorstand möchte mit einer abschließenden Bewertung des Falls warten, da wir davon ausgehen, dass die Ermittlungen gegen Uwe Schneider wieder aufgenommen werden."

Der Vorstand will nun gemeinsam mit einem Anwalt eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Schneider erarbeiten und der Staatsanwaltschaft zukommen lassen. "Einen entsprechenden Entwurf haben wir bereits", sagte Schrey. "Er enthält Hinweise auf weitere möglicherweise strafrechtlich relevante Punkte, die uns aufgefallen sind."

Bei den rund 60 anwesenden Mitgliedern löste die Ankündigung des Vorstands unterschiedliche Reaktionen aus. Eine Frau forderte, das Thema endlich ruhen zu lassen. "Das ist doch schädigend für den Verein und die ganze Naturschutzszene", sagte sie. Und sie berichtete von ihrer Mutter, die wegen ihres Engagements für den Verein Jordsand inzwischen von Außenstehenden angefeindet werde.

Eckart Schrey verteidigte das Vorgehen des Vorstands. Er sagte: "Wenn der Verein durch jemanden geschädigt wird, müssen wir dem nachgehen." Auch der ehemalige stellvertretende Vereinsvorsitzende Jürgen Wahl nahm seine Nachfolger in Schutz. "Selbstverständlich muss ein Verdacht auf strafbare Handlungen vom Vorstand aufgegriffen werden", sagte er. "Wenn hier ein Versäumnis vorliegt, muss das geklärt werden." Allerdings würde er es begrüßen, die neuen Vorwürfe zu kennen, um beurteilen zu können, ob sie überhaupt für eine strafrechtliche Verfolgung relevant sind. Welche Auffälligkeiten die neuen Vorstandsmitglieder festgestellt haben, dazu wollen sie bisher aber noch nichts sagen.

Ein anderes Mitglied berichtete, seit dem Wechsel an der Spitze des Vereins viele positive Rückmeldungen bekommen zu haben. Die Frau sagte: "Die Menschen nehmen wahr, dass etwas passiert, und sind wieder bereit, sich für den Verein zu engagieren."

Tatsächlich ist in den vergangenen neun Monaten beim Verein Jordsand einiges geschehen. "Wir wollten die Mitglieder mehr beteiligen und einbeziehen", sagt Schrey. "Das ist uns gelungen." So haben sich unter der Leitung von Ulrike Fürniß im vergangenen Monat rund 50 Mitglieder im Haus der Natur in Ahrensburg getroffen und ein Konzept erarbeitet, mit dem sie den Verein aus der Krise holen und fit für die Zukunft machen wollen. Ihre Ziele sind unter anderem, die Ideen der Haupt- und Ehrenamtlichen zusammenzubringen, Mitglieder zu motivieren und mit Freude und Zusammenhalt den Verein weiterzuentwickeln. Damit das gelingt, seien sechs Faktoren entscheidend: Kommunikation, Transparenz, Vertrauen, Konfliktfreundlichkeit, Verbindlichkeit und lösungsorientiertes Arbeiten.

So müsse beispielsweise jedes Mitglied wissen, was im Verein los ist. Zudem sei es nötig, Hierarchien aufzulösen. "Es darf nicht nur einen geben, der alles kann", sagt Fürniß. "Jeder muss darauf vertrauen, dass auch die anderen Mitglieder kompetent sind." Wichtig sei es, im Falle von Konflikten sachlich und freundlich zu bleiben. Fürniß: "Im Verein wird es immer mal Auseinandersetzungen geben. Die Mitglieder sollten sich dabei nur nicht anpöbeln."

Die Naturschützer haben acht Arbeitsgruppen gebildet, in denen sie sich in den kommenden zwölf Monaten mit jeweils einem bestimmten Thema beschäftigen wollen. Die Ergebnisse und die damit verbundenen Arbeitsaufträge werden direkt an den Vorstand weitergegeben. "Wir haben mit dem Strategieprozess nicht nur eine neue Beteiligungskultur im Verein verankert, sondern auch eine mitgliedernahe Verantwortungskultur angestoßen", sagt Ulrike Fürniß. "Nun ist es wichtig, dass der Vorstand diesen Kommunikationsprozess auch ernst nimmt."

Auch die Vorstandsmitglieder selbst haben sich seit ihrer Wahl im Februar Gedanken über eine Strategie zur Entwicklung des Vereins gemacht und Leitlinien entwickelt. Dazu zählen, dass der Verein eine Meinung zu aktuellen Fragen des Natur- und Umweltschutzes erarbeitet, wissenschaftliche Arbeiten initiiert und durchführt, seine Alleinstellungsmerkmale stärker herausarbeitet sowie Naturschutz- und Umweltbildung vermittelt.

Die Leitlinien sollen Klarheit und Identität für die Mitglieder schaffen und Informationen für Außenstehende geben. Schrey: "Jedem Mitglied muss klar werden, was wir machen, wie wir es machen und wofür wir es machen."