Der Verdacht der Veruntreuung gegen Uwe Schneider, Ex-Chef des Ahrensburger Naturschutzvereins, erhärtet sich nicht.

Ahrensburg. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat die Ermittlungen wegen des Verdachts der Veruntreuung von Vereinsgeld gegen Uwe Schneider eingestellt. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied hatte den langjährigen Vorsitzenden des Naturschutzvereins Jordsand angezeigt. Daraufhin waren die Ermittlungen eingeleitet und sogar der Ahrensburger Vereinssitz, das Haus der Natur, sowie die Privatwohnung von Schneider durchsucht worden (wir berichteten).

Schneider war unter anderem vorgeworfen worden, falsche Abrechnungen und Verwendungsnachweise beim Einsatz der Zivildienstleistenden des Vereins gemacht zu haben. "In Schleswig-Holstein wurden höhere Zuschüsse bezahlt als in anderen Bundesländern", erläutert Schneider. "Mir wurde vorgeworfen, ich hätte einige Zivis, die offiziell auf der Hallig Habel an der Nordseeküste eingesetzt waren, nach Mecklenburg-Vorpommern geschickt." Diesem und allen anderen Vorwürfen sei nachgegangen worden, so der Ex-Jordsandchef. "Die Kontrollen haben ergeben, dass in keinem Fall gemauschelt wurde", so Schneider. Ein weiterer Vorwurf lautete, er habe öffentliches Geld beim Kauf des Naturschutzgrundstückes Olpenitz-Schlei für den Verein vor einigen Jahren veruntreut "Bei dem Kauf ist kein Cent aus unserer Vereinskasse geflossen", versichert Schneider. Auf einer Mitgliederversammlung des Vereins im Februar hatte Schneider unter anderem wegen des laufenden Verfahrens nach mehr als 30 Jahren als Vorsitzender seinen Hut genommen.

"Es liegt kein hinreichender Tatverdacht vor. Der Anfangsverdacht hat sich also nicht bestätigt", bestätigt Werner Spohr, Oberstaatsanwalt in Lübeck. Eingestellt wurde das Verfahren mit Verweis auf Paragraf 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung. Spohr: "Ein großer Teil der Verfahren wird mit Verweis auf diesen Paragrafen eingestellt." Er bedeutet, dass es jederzeit wieder eröffnet werden könnte, sollte dazu Anlass bestehen.

Für Uwe Schneider ist das jedoch ein "Freispruch erster Klasse". Er sagt trocken: "Ich habe damit gerechnet." Dennoch sei die Zeit, in der gegen ihn ermittelt wurde, nervenaufreibend gewesen. "Nicht nur für mich war es unerfreulich, sondern auch für meine Frau und meine Tochter", so Schneider.

Ob er nun seinerseits rechtliche Schritte einleiten werde gegen den Anzeigeerstatter, wisse er noch nicht. "Das lasse ich gerade prüfen." Entscheidend sei für ihn nun zunächst eine Reaktion des aktuellen Vorstands. "Wenn da nichts kommt, wäre ich sehr enttäuscht", sagt Schneider.

Ihm geht es um eine Rehabilitation. Er verweist auf seine Verdienste für den Verein: "Als ich 1979 den Vorsitz übernahm, habe ich Jordsand hochgepowert", so Schneider, "und von einem kleinen Verein mit 400 Mitgliedern zu einem mit knapp 3000 gemacht." Eine Rückkehr an die Vereinsspitze schließe er derzeit aber aus. "Unter diesen Umständen kann ich mir das nicht vorstellen", sagt er. Er wolle Abstand haben. Daher werde er bis Ende des Jahres aus seiner Wohnung im Haus der Natur ausziehen. "Ich bleibe aber in Ahrensburg", sagt Schneider.

Jürgen Wahl, zuletzt Stellvertreter von Schneider und mit ihm von der Vereinsspitze zurückgetreten, sagt: "Mir sind nun zwei Dinge wichtig. Zunächst müssen die noch kursierenden Anschuldigungen einiger hauptamtlicher Mitarbeiter sowie von Mitgliedern gegen Herrn Schneider aufhören." Zweitens sei es nun am aktuellen Vorstand, sich schützend vor Schneider zu stellen. "Ich werde noch einmal mit dem Vorsitzenden Eckart Schrey sprechen. Er ist ja ein vernünftiger Mann", sagt Wahl.

"Herr Schneider hat mich über die Einstellung des Verfahrens informiert. Ich war schon überrascht darüber", sagt Eckart Schrey. Die Anzeige habe immerhin eine ganze Reihe von Punkten umfasst, so der aktuelle Vereinschef. Doch wolle er auf eine juristische Bewertung warten, so Schrey. "Derzeit können wir noch keinen Schlussstrich ziehen, aber bis zur nächsten Jahreshauptversammlung im Februar wird das geschehen sein", so der Vorsitzende.

Der Anzeigeerstatter, der anonym bleiben möchte, sagt: "Ich kann nachvollziehen, dass das Verfahren aus formellen Gründen eingestellt wurde." Er kritisiert aber den Juristen im Vorstand, Thorsten Meyer. "Der Ball hat bei der Vereinsspitze gelegen. Doch hat Meyer für den Verein nicht rechtzeitig Stellung gegenüber der Staatsanwaltschaft bezogen", sagt er. Er selbst müsse nun überlegen, wie er weiter vorgehe. "Ich bin aber sicher, dass das Verfahren wieder aufgenommen wird."