Stormarner gedenken beim Gang des Erinnerns in Ahrensburg der Opfer des Nationalsozialismus vom November 1938.

Ahrensburg. Sie wollen an die Gewalttaten der Nationalsozialisten gegen Juden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erinnern und ein Zeichen für mehr Toleranz setzen: Rund 400 Menschen sind dem Aufruf des Runden Tisches für Zivilcourage und Menschenrechte, gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus gefolgt und haben sich am Gang des Erinnerns durch Ahrensburg beteiligt. "Es ist wichtig, Erinnerungsmöglichkeiten zu schaffen, damit so etwas nicht noch mal passiert", sagt Bürgermeister Michael Sarach. "Der Gang des Erinnerns ist dafür ein gutes Mittel. So eine Aktion ist sehr authentisch."

Der Gedenkzug startet am Stolperstein für Anneliese Oelte an der Ernst-Ziese-Straße. Dort ergreift deren Nichte das Wort. "Ich bin ganz bewegt, dass so viele Menschen gekommen sind", sagt Heike Oelte und zitiert anschließend das Lied "Willkommen in Deutschland" von den Toten Hosen. "Das passt für mich sehr gut zur Situation", sagt sie. "Mir ist sehr wichtig, dass die Erinnerungen wach gehalten werden." Als sie vom Leben ihrer Tante berichtet, wird es ganz still. Die Menschen lauschen gebannt und ergriffen ihren Worten. Anschließend gedenken sie in einer Schweigeminute an Anneliese Oelte und die vielen anderen Opfer des Nationalsozialismus.

Weitere Stationen des Rundgangs sind der Stolperstein für Magnus Lehmann am Rondeel und der Schäferweg, an dem früher eine Synagoge stand. Auch dort gedenken die Menschen der Opfer des Nationalsozialismus.

Unter den Teilnehmern des Gedenkzugs sind zahlreiche Politiker sowie etwa 90 Schüler der Selma-Lagerlöf-Schule. "Wir haben mit den Jugendlichen im Unterricht viel über den Thor-Steinar-Laden in Glinde und auch über das Thema Rassismus in Ahrensburg gesprochen", sagt Lehrerin Sigrid Mayer-Jendrek. "Jetzt war es an der Zeit, nicht nur zu reden, sondern auch ein Zeichen zu setzen." Den Schülern sei es freigestellt worden, ob sie sich an der Aktion beteiligten. Die meisten hätten sich aber dafür entschieden.

Zwei von ihnen sind Stella Bandemer, 18, und Merle Flemming, 19. "Wir haben ein großes Interesse daran, mehr über die Geschichte Ahrensburgs zu erfahren", sagt Stella. "Mit dem Gang des Erinnerns begeben wir uns auf die Spuren der Geschichte. Sie wird lebendig." Ihrer Freundin Merle geht es auch darum, ein Zeichen zu setzen. Sie sagt: "Rechtsradikalismus und Antisemitismus sind immer noch ein Problem in Deutschland. Deshalb ist es wichtig, etwas dagegen zu tun."