Die Kreisstraße 54 ist statt vier Wochen über Monate gesperrt. Ansässige Läden bußen Umsatz ein. Apotheker muss Personal entlassen.

Sülfeld. Eine Großbaustelle sorgt für Unruhe in der Gemeinde Sülfeld. Grund: 15 Monate lang wurde an der Kreisstraße 54, die mitten durch den Ort geht, gearbeitet. Etwa 600 bis 700 Meter der Straße mussten erneuert werden. "Das sollte nach Angaben des Kreises und der Planungsfirma mit einer Vollsperrung von höchstens vier Wochen einhergehen", sagt Thomas Rupprecht, der ein Blumengeschäft an der betroffenen Straße betreibt. "Uns wurde versichert, dass die Straße einseitig befahrbar bleibt." Doch tatsächlich lag sie mehrere Monaten lahm.

In den vergangenen Tagen wurden Tragschicht und Binder aufgetragen. Zwar ist die Straße nun befahrbar, doch endgültig fertiggestellt ist sie noch nicht. "Im Frühjahr wird noch die Deckschicht aufgetragen", sagt Walter Schmidt, dessen Ingenieurbüro für die Planung zuständig war. Die Straße solle dann noch einmal für einige Tage voll gesperrt sein.

Für die Kaufleute an der gesperrten Straße ist die Lage schon jetzt kritisch. "Die Laufkundschaft fehlt völlig. Es wird lange dauern, bis man die Kunden wiedergewonnen hat", so Rupprecht. Investitionen seien nicht mehr möglich. Das bestätigt auch Dirk Hagemeister, der eine Apotheke in Sülfeld betreibt. Er hat nach eigenen Angaben rund 70 Prozent Umsatzeinbußen. Die Hälfte des Personals habe er schon entlassen müssen. "Die Spirale nach unten ist nicht mehr aufzuhalten", sagt er. "Meine Reserven sind aufgebraucht."

Wer aus Richtung Idstedt, Leth und Borstel das Dorf erreichen oder in umgekehrter Richtung verlassen wollte, der musste einen Umweg von rund acht Kilometern in Kauf nehmen, denn die direkte Verbindung war gekappt. "Anfangs konnten Autos die Straße noch passieren. Seit Juni war das nicht mehr möglich", sagt Sülfelds Bürgermeister Volker Bumann. "Dass die Vollsperrung nur einen Monat dauern wird, war eine Fehlinformation des Planungsbüros und des Kreisbauamtes Segeberg."

Schmidt weist diesen Vorwurf zurück. "Das Ausmaß der notwendigen Untergrundsanierungen war uns selbst nicht bekannt. Es kamen während der Bauarbeiten unvorhergesehene Maßnahmen auf uns zu, die so nicht geplant waren", sagt er. Und seine Firma sowie die zuständige Baufirma SAW seien davon ausgegangen und dazu bereit gewesen, die etwa sechs Meter breite Straße einspurig zu bebauen. Laut Bumann habe jedoch ein Beauftragter der Baugenossenschaft versichert, dass sich die Straße nicht zur einseitigen Befahrung eigne. "Hätten wir sie trotzdem freigegeben, und hätte es einen Unfall gegeben, wären die Kosten zulasten der Gemeinde und des Bürgermeisters gefallen", erklärt Bumann.

Als die Bauarbeiten im August 2011 begannen, hatten die Gewerbetreibenden in Sülfeld nicht damit gerechnet, dass sie sich so lange hinziehen würden. "Es wurden bei den Baubesprechungen immer wieder Ausreden dafür gefunden, dass es nicht vorangehen kann", sagt Carlo Cit, Sprecher der Gewerbetreibenden der Gemeinde. So sei zum Beispiel eine Torflinse, die sich unter einem Teil der Hauptstraße befand, nicht richtig inspiziert worden. Das hatte zur Folge, dass ein Bagger in dem moorigen Untergrund absackte. Ein Baustopp musste eingelegt werden. Bürgermeister Bumann möchte dem Planungsbüro aus Bad Bramstedt hierfür nicht die Schuld geben. Doch Cit vermutet, dass Bodenproben nicht sachgemäß entnommen wurden. "Es wurde teilweise völlig falsch gearbeitet", sagt der Unternehmensberater. So habe es beispielsweise zwei Wochen lang gedauert, bis zwei Gasrohre, die bei den Bauarbeiten entdeckt wurden, tiefergelegt waren.

Ingenieur Schmidt streitet dies jedoch ab. "Wir haben alle Bodenproben sachgemäß entnommen", sagt er. "Und mit Absicht falsch informiert haben wir nicht. Aber was man nicht weiß, das kann man nicht weitergeben." Der erstellte Plan und die Fördermaßnahmen seien auch vom Kreis und dem Straßenbauamt Lübeck bestätigt worden.

Carlo Cit sieht in den Geschäften am Neuen Weg (K 54) einen lebensnotwendigen Bestandteil des Ortes. "Wenn die Apotheke weg wäre, bedeutete das eine Katastrophe für Sülfeld", sagt er. Denn viele ältere Menschen in der Umgebung würden auch zu Hause von Hagemeisters Betrieb mit Medikamenten versorgt.

Bürgermeister Bumann hat nun ein Schreiben angefordert, in dem sich der Kreis und das Planungsbüro zu den Umständen äußern sollen. "Ich möchte wissen, warum die Bauarbeiten noch immer andauern und was noch gemacht werden muss." Dieses Schreiben soll demnächst vorgelegt werden.