In Bergstedt werden seit vier Monaten Leitungen und Pflaster erneuert. Kioskbesitzerin verlangt vom Bezirksamt Entschädigung

Hamburg. In dem kleinen Laden am Wohldorfer Damm gibt es alles, was man für einen genussvollen Tag benötigt: Süßigkeiten, frische Brötchen, kalte Getränke, Zeitungen, Lottoscheine und natürlich ein freundliches Wort von Verkäuferin Corinna Wolgast. Das Geschäft ist beliebt, doch zuletzt blieben immer mehr Kunden aus. Der Grund ist eine Baustelle rund um die Bergstedter Kirche, dort werden seit Ende April das Kopfsteinpflaster erneuert und Entwässerungsleitungen ausgetauscht. Für die Baustelle wurden weiträumige Umleitungen eingerichtet, sodass der Bergstedter Ortskern nur noch über Umwege angefahren werden kann.

"Seitdem sinken unsere Umsätze, unsere Existenz ist gefährdet", sagt die Inhaberin des Zeitungsladens, Dilek Yürüten-Eren. Die Türkin, die das seit 80 Jahren bestehende Geschäft vor sieben Jahren übernahm, beziffert den Kundenschwund auf etwa 40 bis 50 Prozent. "Es bleiben vor allem die Kunden aus, die sonst morgens auf dem Weg in die Stadt halten, um sich Brötchen oder eine Zeitung zu holen."

Während Fixkosten wie Miete und Strom für die Ladeninhaberin weiterlaufen, haben sich ihre Umsätze halbiert. Besonders verärgert ist Dilek Yürüten-Eren über die lange Dauer der Bauarbeiten. "Die Arbeiten sollten eigentlich längst abgeschlossen sein", sagt sie, "da werden einfach zu wenig Leute eingesetzt." Sie hat beim Bezirksamt Wandsbek eine Entschädigung beantragt, die das Hamburgische Wegegesetz für den Fall vorsieht, dass Sperrungen wegen Bauarbeiten die Existenz eines Betriebs gefährden. Das Rechtsamt des Bezirks wies die Forderung zurück, es sieht die Existenz des Geschäfts durch die Sperrungen nicht bedroht.

Schlechte Erreichbarkeit und fehlende Parkplätze haben auch für Kaufhaus Hillmer auf der anderen Seite der Kirche Folgen, einem urigen Geschäft, in dem es 7000 Artikel gibt vom Knopf bis zum Schneeschieber. "Bis heute Mittag sind nur 17 Kunden gekommen - sonst sind es doppelt so viele", sagt Susanne Wischhöfer, die das Geschäft leitet. Sie kann ihre beiden Angestellten derzeit nicht voll beschäftigen: "Die Verluste gehen an die Substanz."

David Lause vom Bezirksamt Wandsbek bedauert die Beeinträchtigungen für die Geschäftsleute. "Die Arbeiten sollen in Abstimmung mit dem Denkmalschutz dafür sorgen, dass der Platz um die Kirche attraktiv bleibt. Wir hoffen, dass das auch den Gewerbetreibenden zugutekommt." Zur Verzögerung der Bauarbeiten sei es gekommen, weil Fremdleitungen der Gaswerke, Wasserwerke und der Telekom verlegt werden mussten. Er rechnet damit, dass nach dem Wohldorfer Damm, der in diesen Tagen freigegeben werden soll, der Volksdorfer Damm am 10. September wieder frei ist.