“Räucherkate“ lädt eine Seniorin zu einer Busreise ein. Verbraucherschützer und Polizei warnen: Bei solchen Fahrten droht Abzocke.

Hoisdorf. Das Schreiben beginnt verheißungsvoll: "Die Räucherkate sagt Danke", heißt es da. Und weiter: "Die Räucherkate lädt Sie herzlich ein." Im Folgenden ist von einer Weihnachtsfeier die Rede, welche die Adressatin des Schreibens versäumt habe. Man habe "riesigen logistischen Aufwand betrieben" und Geschenke und Prämien besorgt, die noch nicht abgeholt wurden. "Wir laden Sie noch einmal letztmalig ein, dies nachzuholen", heißt es dann.

Ein Brief mit diesem Inhalt ist in den vergangenen Tagen nach Hoisdorf verschickt worden, Adressat war eine ältere Dame, die im Seniorenheim wohnt. Ihr werden als Dankeschön für die Annahme der Einladung ein Fernseher "offeriert", außerdem gibt es laut dem Brief für jeden Gast kostenlos ein Lebensmittelpaket und für alle Paare einen Kaffeeautomaten. Doch damit nicht genug: Die Dame wird informiert, dass ihre Karte mit einer Glücksnummer gezogen wurde. "1000 Euro erhält der Gewinner in bar!", verkündet das Schreiben.

Die Adressatin wird zur "Ansetzung der Gewinnübergabe von 1000 Euro" am 24. Oktober eingeladen. Dafür muss man sich per beiliegender Antwortkarte zu einer Busfahrt anmelden. Wohin diese geht, ist nicht ersichtlich, zusteigen können die Teilnehmer morgens in Großhansdorf an der Bushaltestelle Eilbergweg und in Ahrensburg am Bahnhof. Zu senden ist die Antwort an die Räucherkate mit einer Postfachadresse im niedersächsischen Vechta.

Die ältere Dame aus Hoisdorf wird jedoch nicht an der Fahrt teilnehmen. Aus gutem Grund: Bei der angepriesenen Veranstaltung handelt es sich offensichtlich um eine jener berühmt-berüchtigten "Kaffeefahrten", bei denen von den Veranstaltern viel versprochen und wenig gehalten wird. Und bei denen es den Organisatoren vor allem darum geht, älteren Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

So sind im Internet schon nach Eingabe der Suchbegriffe "Räucherkate" und "Räucherkate Vechta" diverse Warnungen vor den vermeintlichen Gewinnschreiben des Absenders zu finden, unter anderem von der Stadt Vechta, wo die Räucherkate nicht im städtischen Gewerberegister gemeldet ist.

Und in der Zeitung "Neue Westfälische" berichtete im Juli die Teilnehmerin einer Räucherkate-Fahrt aus Bünde, dass von den versprochenen Gewinnen nichts zu sehen war. Stattdessen wurden die Mitfahrer zu einem Verkaufsgespräch genötigt, bei dem ihnen dubiose Medikamente zu überteuerten Preisen angeboten wurden.

Auch die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein und die Polizei warnen vor der Teilnahme an solchen Fahrten, wie sie die Räucherkate anbietet. "Die Leute werden mit falschen Versprechungen angelockt und dann wird versucht, ihnen minderwertige Sachen überteuert zu verkaufen", sagt Thomas Hagen, Pressesprecher der Verbraucherzentrale, der selbst "undercover" einige Kaffeefahrten mitgemacht hat. "Die Verkäufer gehen psychologisch geschickt vor", berichtet Hagen. "Sie betonen, die Teilnehmer würden etwas verpassen, wenn sie nichts kaufen und dass sie dankbar sein sollten für die günstigen Angebote."

Angepriesen werden laut Hagen oft Nahrungsergänzungsmittel, aber auch Reisen, die ihr Geld nicht wert seien. Die Organisatoren sind demnach eine Art Mafia, sie würden untereinander Adressen für ihre Schreiben austauschen. "Darunter sind viele Mehrfach-Täter", sagt Thomas Hagen.

Den Tätern beizukommen und die Fahrten zu unterbinden, ist jedoch schwierig. "Sie sind schwer zu greifen", sagt Hauptkommissar Michael Metzler von der Kriminalpolizei in Ahrensburg. So sei ein nicht eingelöstes Gewinnversprechen strafrechtlich kein Betrug, da kein Vermögensschaden vorliege. Ebenso sei es nicht strafbar, Produkte teurer als sonst üblich zu verkaufen. Auch Metzler rät daher bei Angeboten von zweifelhaften Gewinnreisen: "Nicht teilnehmen!"