Wechsel in der Geschäftsführung des Freizeitbades. Stadt verhandelt Vertrag mit E.on. Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ahrensburg. Jahr für Jahr ein Defizit von rund 1,5 Millionen Euro, verärgerte Badegäste und Vereinsschwimmer - der Betrieb des Freizeitbads Badlantic sorgt in Ahrensburg seit langer Zeit für Diskussionen. Nun hat die langjährige Geschäftsführerin Branka Trube ihren Abschied angekündigt (wir berichteten). Es sind turbulente Zeiten für die Badbetriebsgesellschaft. Die Stadt prüft, ob sie das Bad wieder in Eigenregie betreiben soll. Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn beantwortet die fünf wichtigsten Fragen.

Wer wird Nachfolger von Geschäftsführerin Branka Trube?

Über die Berufung und Abberufung des Geschäftsführers der Badlantic Betriebsgesellschaft entscheidet der Aufsichtsrat. Ihm gehören mit Bürgermeister Michael Sarach (Vorsitzender) sowie den Politikern Hartmut Möller (SPD) und Anne Hengstler (CDU) drei Interessenvertreter Ahrensburgs an. Der Vertragspartner Norddirekt, eine Tochter des Energieunternehmens E.on Hanse, ist durch den Geschäftsführer Siegfried Sass und den Ingenieur Andreas Müller vertreten.

Der Rat kommt am 24. Oktober zusammen und wird dann über eine Nachfolgelösung sprechen. Die Norddirekt hat der Stadt jedoch bereits signalisiert, dass sie ihr das Vorschlagsrecht überlassen wolle. Aus der Verwaltung heißt es, dass eine Interimslösung wahrscheinlich ist. Zwei Gründe sprechen dafür: Erstens drängt die Zeit, zweitens verhandeln Stadt und E.on Hanse über das grundlegende Vertragsmodell für den Badbetrieb. Dass ein Mitarbeiter aus dem Badlantic die Geschäfte für einige Zeit führt, gilt als unwahrscheinlich. Stadtjustiziar Thomas Reich hat bereits vor Jahren die Geschäfte des Badlantics geführt, bevor der Betrieb in eine eigene GmbH ausgelagert wurde. Doch hat er erst Anfang des Jahres zusätzlich den Fachbereich Bildung, Sport, Kultur und soziale Einrichtungen übernommen.

Übernimmt die Stadt den Betrieb des Badlantic ganz?

Die Stadt Ahrensburg hält 51 Prozent des Stammkapitals der Badbetriebsgesellschaft, die Norddirekt 49 Prozent. Das bedeutet, Stadt und Norddirekt arbeiten beim Betrieb des Bades zusammen. Mit der E.on Hanse besteht zudem ein Liefer- und Leistungsvertrag, der zuletzt am 11. Juli 2003 verlängert wurde und noch bis 2017 läuft. Die Stadt Ahrensburg überlegt, ob man den Vertrag frühzeitig kündigen kann. Ahrensburg müsste das Energieunternehmen aus dem Vertrag herauskaufen. E.on Hanse hat dazu ein Angebot vorgelegt. Über den Stand der Verhandlungen sagt Aufsichtsratsmitglied Hartmut Möller: "Ich hoffe auf einen Abschluss Ende dieses Jahres oder Anfang 2013". Die Entscheidung über eine Übernahme liegt bei der Politik.

Reinbek hat diesen Schritt bereits zum Anfang dieses Jahres mit seinem Freizeitbad vollzogen. Auch dort war die Norddirekt Vertragspartner und Branka Trube Geschäftsführerin. Nun ist Holger Kehl der Chef. Er war zuvor rund 20 Jahre lang Betriebsleiter des Freizeitbades.

Was sind die Aufgaben eines Geschäftsführers, was kann er ändern?

Der Geschäftsführer der Badlantic-Betriebsgesellschaft ist Chef von rund 25 festen Mitarbeitern und mehreren freien Aushilfen und muss deren Dienstpläne ausarbeiten. Gegenüber der Politik muss er Rede und Antwort stehen, über die Entwicklung des Bades berichten und neue Konzepte vorstellen. Er muss versuchen, die Interessen von privaten Badegästen sowie Schulen und Vereinen zu vereinbaren und einen Nutzungsplan aufstellen. Politiker hatten kritisiert, dass Branka Trube diesen Aufgaben nicht ausreichend nachgekommen war. Es gab Kritik an der Personalführung und auch an der Zusammenarbeit mit den städtischen Ausschüssen und den Vereinen. Auch die Vermarktung des Bades stieß auf Kritik.

Wie begrenzen Schwimmbäder in Reinbek und Hamburg ihre Defizite?

Die Stadt Reinbek ist den Weg gegangen, der Ahrensburg bevorstehen könnte. Reinbek hat den Badbetrieb des Freizeitbades an der Hermann-Körner-Straße zum 1. Januar 2012 übernommen. Nachdem die Stadt in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 750 000 bis 800 000 Euro zahlen musste, um das Defizit auszugleichen, liegt man im laufenden Jahr laut Geschäftsführer Kehl bei rund 470 000 Euro. "Wir erfüllen damit klar die Vorgabe der Politik, die eine Zuschussgrenze von 500.000 Euro beschlossen hat", sagt er. Anders als in Ahrensburg musste die Stadt mit dem Unternehmen E.on Hanse über den Betriebsvertrag verhandeln, weil er auslief. Laut Geschäftsführer Holger Kehl wurde darüber Stillschweigen vereinbart, welche Summen die Stadt an den Energiekonzern zahlte, um den Betrieb wieder komplett zu übernehmen. Die Energie bezieht das Bad nunmehr vom E-Werk Sachsenwald, an dem E.on Hanse jedoch beteiligt ist.

Vor der Übernahme des Betriebs hat die Stadt laut Kehl mit allen Beteiligten mehr als ein Jahr an einem Konzept gefeilt. Sechs Mitarbeiter mussten gehen. Entscheidend sei gewesen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. "Wir haben dazu fünf Arbeitsgruppen gebildet, an denen sich Politiker, Mitarbeiter, die Verwaltung und Badnutzer beteiligt haben", erläutert Kehl. Dabei habe man Ideen etwa zur Gestaltung der Öffnungszeiten entwickelt. "Mittlerweile haben wir montags für Freizeitgäste geschlossen. Kehl sagt auch: "Aus meiner Sicht hat es keinen Sinn, das Schwimmbad in zwei Einheiten zu teilen und deren Führung in unterschiedliche Hände zu legen."

Auch an der Hamburger Gesellschaft Bäderland könnte sich Ahrensburg in Sachen Einsparungen ein Beispiel nehmen. Der Kostendeckungsgrad der 27 Hamburger Bäder liegt nach Angaben des Unternehmens bei 60 Prozent. In Ahrensburg können 50 bis 55 Prozent der Ausgaben mit den Eintrittsgeldern bezahlt werden. Ein Unterschied: Bäderland muss am Anfang eines Wirtschaftsjahres angeben, welche Zuschüsse von der Stadt benötigt werden. Diese Summe bekommt Bäderland von einer städtischen Holding. Übersteigt das Defizit diese Summe, muss Bäderland selbst für Einsparungen sorgen. Außerdem ist das Unternehmen nicht an einen Energieversorger gebunden, wie das Badlantic. "Wir schreiben regelmäßig neu aus", sagt Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier. Ein monatliches Energie-Controlling und ein Blockheizkraftwerk in einigen Schwimmbädern habe für besonders hohe Einsparungen gesorgt.

Wie sieht die aktuelle Lage des Badbetriebs aus?

Jahr für Jahr muss die Stadt Ahrensburg das Defizit des Badbetriebs ausgleichen. Laut aktuellem Geschäftsbericht flossen für das vergangene Jahr 1,498 Millionen Euro aus der Stadtkasse. Damit liegt man jedoch unter den Werten der Jahre 2008 und 2009 als es mehr als 1,6 Millionen Euro waren. Die Wirtschaftsprüfer schreiben in ihrem Prüfbericht für 2011: "Wirtschaftliche Risiken werden nach wie vor in den nicht zu prognostizierenden Energiekosten und in den durch geändertes Freizeitverhalten und Wetterverhältnissen schwankenden Besucherzahlen gesehen." Die Besucherzahlen haben sich im vergangenen Jahr positiv entwickelt. Es wurden 272.560 Badegäste gezählt. Im Vorjahr waren es 251.013 gewesen. Die Erlöse aus dem Eintrittsgeld stiegen für das Bad von rund 752.000 Euro im Jahr 2010 auf 870.780 Euro im vergangenen Jahr.

Wo muss in nächster Zeit im Bad investiert werden?

Vor zwei Jahren floss Geld aus dem Konjunkturpaket II in die Sanierung des Daches. "Als nächste größere Maßnahme stehen in den nächsten Jahren sicherlich Fliesenarbeiten an", sagt Verwaltungsmitarbeiter Peter Röckendorf. Immer wieder wurde auch darüber diskutiert, ob das Dach mit Solarpanelen bestückt werden sollte. Eine Prüfung ergab jedoch, dass das aus statischen Gründen nicht möglich sei. Laut dem zuständigen Sachbearbeiter Peter Röckendorf muss immer wieder auch über energetische Maßnahmen nachgedacht werden. "Derzeit werden die Kesselanlagen geprüft."