Insgesamt 70 Mitarbeiter von Balticsolar müssen nun um ihre Jobs bangen. Die Geschäftsführer hoffen allerdings auf einen Investor.

Reinfeld. Nicht einmal ein Jahr nach dem Umzug ins Reinfelder Gewerbegebiet ist die Zukunft des Unternehmens Balticsolar mit seiner Tochter Constirling ungewiss. Am vergangenen Donnerstag stellte die Firma einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Lübeck, am Montag wurde das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet und der Hamburger Anwalt Klaus Pannen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Damit sind die Arbeitsplätze von rund 70 Mitarbeitern in Gefahr.

"Die abrupte Kürzung der Einspeisevergütung für Solarstrom im Frühjahr hat uns die Luft genommen", sagt Andreas Höchst, der die Firma 2004 gründete und sie seitdem führt. "Es gab nach den Kürzungsankündigungen Anfang des Jahres sechs Monate Stillstand", so Höchst. Die Kunden seien derart verunsichert worden, dass sie zunächst abwarten wollten und keine Aufträge mehr vergaben. Der Geschäftsführer sagt: "Seitdem hatten wir einen Umsatzeinbruch von 80 Prozent."

Schon im Februar hatte das Unternehmen vor drastischen Folgen gewarnt, sollte die Kürzung wie geplant durchgehen, und in Berlin demonstriert. "Es war ganz klar die falsche politische Entscheidung, die jedes Augenmaß vermissen lässt", sagt der Firmengründer heute. Man habe sich nicht klargemacht, dass hinter wankenden Großunternehmen wie Q-Cells Hunderte von Dienstleistern wie eben der Installateur Balticsolar stünden. Höchst: "Wir haben uns seit zehn Jahren auf dieses Geschäft konzentriert und haben wenig Ausweichmöglichkeiten." Für eine Neuausrichtung sei ein Investor nötig. "Wir sind mit vier, fünf möglichen Investoren aus Deutschland im Gespräch", sagt Höchst. Dabei handelt es sich offenbar um Großunternehmen. Es gehe darum, Gesamtenergielösungen speziell für das Gewerbe zu entwickeln und anzubieten.

Heute wollen Geschäftsführung und vorläufiger Insolvenzverwalter ein Strategiegespräch führen. "Für mich geht es erst einmal darum, die Daten zu sammeln und zu schauen, wo es Einsparpotenzial gibt", beschreibt der Hamburger Anwalt Klaus Pannen seine Aufgabe. Auch müsse er schauen, ob Mitarbeiter entlassen werden. Pannen: "Das untersuche ich gerade." Zunächst aber würden alle weiterhin beschäftigt.

Von dem Schritt, ein Insolvenzverfahren einzuleiten, verspricht sich die Geschäftsführung eine Beschleunigung der Investorengespräche. Höchst: "Seit dem Sommer verhandeln wir bereits. Nun erhoffe ich mir mehr Dynamik." Und Pannen sagt: "Potenzielle Investoren halten sich vor der Eröffnung eines solchen Verfahrens zurück, denn sonst müssten sie Risiken und Verbindlichkeiten mit übernehmen." Nun verblieben Schulden in der Insolvenzmasse, für den Investor sei das Risiko überschaubarer, so der Insolvenzrechtler.

"Ich bin über die Nachricht ziemlich erschüttert", sagt Reinfelds Bürgermeister Gerhard Horn. "Mindestens zu 51 Prozent trägt daran die Entscheidung der Bundesregierung die Schuld", so Horn mit Blick auf die Kürzung der EEG-Vergütung. Er wünsche sich, dass sich das Unternehmen "gesundschrumpfen" und am Standort bleiben könne. Horn: "Zudem erwarte ich von der Landesplanung bei der Gewerbeansiedlung mehr Flexibilität." Das Gebiet direkt an der Autobahn sei ideal für großflächigen Einzelhandel. "Doch hat das Land hier bisher nur geblockt."