Auftritt von Julia Görges in London begeistert Fans und Freunde in ihrer Heimatstadt. Heute drücken sie die Daumen fürs Achtelfinale.

Bad Oldesloe. Olympia-Fieber in Bad Oldesloe: Nachdem Tennisprofi Julia Görges bei den Spielen in London überraschend die Weltranglistenzweite Agnieszka Radwanska besiegt hat und nun heute um den Einzug ins Achtelfinale spielt, herrscht in ihrer Heimatstadt große Begeisterung. "Ich bin stolz, dass wir so tolle Menschen wie Julia Görges in Bad Oldesloe haben", sagt Bürgermeister Tassilo von Bary. "Sie zeigt eine tolle Leistung und ist ein Lichtblick für den deutschen Olympiakader. Das freut mich." Der Verwaltungschef hofft, dass sie ihre gute Form beibehalten und vielleicht sogar den ganz großen Erfolg auf dem Rasen von Wimbledon erzielen kann. "Ein Olympiasieg wäre toll", sagt von Bary. "Dann würde es einen großen Empfang in Bad Oldesloe geben."

Auch Duarte Pereira drückt kräftig die Daumen, damit es dazu kommt. Der 38 Jahre alte Portugiese arbeitet als Kellner im Restaurant Glacehaus in Bad Oldesloe und bezeichnet sich selbst als Julias größten Fan. "Ich habe viele Autogrammkarten mit persönlicher Widmung von ihr und verfolge alle ihre Matches", sagt er. Das Spiel gegen Radwanska musste er sich allerdings am Abend als Aufzeichnung anschauen, weil er zeitgleich gearbeitet hat. "Wenn sie so weiterspielt wie bisher, ist eine Medaille möglich", sagt Pereira. "Das jedenfalls hoffe ich als Fan."

Das Glacehaus ist das Lieblingsrestaurant von Julia Görges. Wenn sie zwischen den Turnieren in ihrer Heimat ist, kommt sie häufig mit ihrer Familie vorbei. "Sie liebt Croque mit Schinken", sagt Duarte Pereira. "Das hat sie schon als kleines Kind bestellt. Aber ohne Tomaten, das ist ganz wichtig." Der Portugiese schätzt vor allem die Bescheidenheit der Tennisspielerin. "Sie ist immer so lieb und nett, wenn sie bei uns ist", sagt er. Am liebsten wäre er auch zu den Olympischen Spielen gereist, um Julia Görges von der Tribüne aus anzufeuern. "Leider habe ich diese Woche keinen Urlaub bekommen", sagt der Tennisfan, der das Spiel heute gegen die Amerikanerin Varvara Lepchenko live am Fernseh- oder Computerbildschirm verfolgen will. Pereira: "Ich habe mir frei genommen."

Auch Ingrid und Manfred Sobirey wollen das Spiel heute auf keinen Fall verpassen. Die beiden kennen Julia Görges von Geburt an und sind mit ihren Eltern gut befreundet. "Wir schauen uns Julias Matches häufig zusammen an, wenn es nicht zu aufregend ist", sagt Manfred Sobirey. Mehrmals war das Ehepaar schon zusammen mit den Eltern von Julia Görges bei den Grand-Slam-Turnieren in Wimbledon und New York, um die junge Sportlerin zu unterstützen.

Wenn Görges in Bad Oldesloe ist, guckt sie immer im Friseursalon von Ingrid Sobirey vorbei. Früher ließ sie sich dort oft die Haare schneiden. "Wir leiden mit Julia und wir freuen uns mit ihr", sagt Manfred Sobirey. "Momentan sind wir sehr glücklich. Wir haben uns riesig über ihren Sieg gefreut und konnten es erst gar nicht glauben."

Große Freude herrscht auch beim THC Blau-Weiß Bad Oldesloe. Auf den Plätzen des Vereins im Kurpark begann Görges im Alter von fünf Jahren mit dem Tennissport. Ihre Eltern Inge und Klaus nahmen sie auf die Anlage mit und gaben ihr zum ersten Mal einen Schläger in die Hand. "Ich finde es toll, dass sie es so weit geschafft hat. Mit 23 Jahren bereits bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, ist eine starke Leistung", sagt Jugendwartin Dorit Schüler. "Ich hoffe, dass ihre Leistung unsere Kinder und Jugendlichen anspornt, denn Julia Görges zeigt, dass man es mit viel Ehrgeiz hoch in die Weltspitze schaffen kann."

Eine, für die die Erfolge eine große Motivation sind, ist Benja Böhnke. Die 16 Jahre alte Oldesloerin hofft, mal wie Julia Görges Tennisprofi zu werden. "Sie ist ein Vorbild für mich, weil sie auch aus Bad Oldesloe kommt und es aus so einer kleinen Stadt so hoch nach oben in der Weltrangliste geschafft hat", sagt Benja. "Das ist toll und motiviert mich. Ich bin stolz darauf, dass sie mal bei uns im Verein war."

Gunnar Weitschat hat Julia Görges sofort nach ihrem Sieg gegen die Polin Agnieszka Radwanska per SMS gratuliert. "Sie hat gleich mit 'Dankeschön' geantwortet", sagt der 34-Jährige, der von 2001 bis 2007 Fitnesstrainer der Oldesloerin war und gespannt ihre Auftritte bei den Olympischen Spielen verfolgt. "Ich kann ihren Gemütszustand immer noch anhand ihrer Mimik und Gestik erkennen."

Auch Mirko Schütte fiebert mit, wenn Julia Görges in London auf dem Platz steht. Der 43-Jährige trainierte die Profispielerin von 1999 bis 2006. "Wir sind immer noch sehr gut befreundet", sagt Schütte. Nach dem Spiel gegen Radwanska gab es auch von ihm eine SMS. "Görgi - Going for Gold" schrieb er an die Oldesloerin. Ihre Antwort: "Ist noch ein langer Weg." Mirko Schütte jedoch glaubt daran, dass es für Julia Görges beim Olympischen Tennisturnier noch weit gehen kann. "Das Viertelfinale sollte sie erreichen können", sagt er. "Danach ist alles möglich."