Der Großhansdorfer Rolf Böger schildert, wie er unter dem Verkehrslärm auf der A 1 und dem Ostring leidet. Auch ein Lärmschutzwall hat dies nicht verbessert.

Großhansdorf. Rolf Böger und seine Frau Karin wohnen im Grünen. Im Garten ihres Hauses in Großhansdorf wachsen Buchen, Eichen und Kirschbäume. Auf dem Rasen steht ein Gerüst mit Schaukel und Sandkasten. Dort spielen die Enkelkinder, wenn sie zu Besuch kommen. Doch die Idylle trügt. Sobald die Großhansdorfer durch die geöffnete Terrassentür ins Freie treten, schlägt ihnen ein lautes Rauschen entgegen. Es ist Verkehrslärm, der vom Ostring und der nahe gelegenen Autobahn 1 kommt. Beide Straßen führen in nur rund 200 bis 250 Metern Entfernung am Haus der Bögers vorbei.

Von der Terrasse aus sind die Autos auf dem Ostring und der Lärmschutzwall vor der Autobahn gut zu sehen. Letzterer wurde erst vor wenigen Jahren aufgeschüttet, profitiert hat Rolf Böger davon nicht. Im Gegenteil: "Seitdem ist es bei uns noch lauter", sagt der 72-Jährige. Vorher habe sich der Lärm großflächig ausgebreitet. Jetzt würden die Geräusche der Fahrzeuge auf dem Ostring vom Lärmschutzwall reflektiert und direkt zu seinem Haus getragen.

Dass Karin und Rolf Böger einer besonders hohen Lärmbelastung ausgesetzt sind, hat bereits der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck festgestellt. Eine Messung des LBV ergab, dass die Großhansdorfer Anspruch auf Lärmschutz haben. Die beiden bekamen daraufhin kostenlos neue Dachflächenfenster mit Schallschutz eingebaut. Wie hoch die Lärmbelastung ist, der Karin und Rolf Böger ausgesetzt sind, ist auf der neuen Lärmkarte des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) zu sehen. Wie berichtet, überarbeitet eine Projektgruppe zurzeit die Lärmkarten für die Hauptverkehrsstraßen in Schleswig-Holstein. Daraus soll bis Herbst ein Lärmatlas entstehen, der dann auch im Internet unter www.schleswig-holstein.de/LLUR abrufbar sein wird.

Für viele Städte und Gemeinden sind die Karten bereits fertig, so auch für Großhansdorf. Im Bereich des Hauses von Karin und Rolf Böger an der I. Achtertwiete erreicht der Lärmpegel demnach Werte von 60 bis 65 Dezibel. Damit liegt er knapp unter dem Bereich, der als gesundheitlich schädlich gilt. Als gefährlich bezeichnen Experten einen Lärmpegel von mehr als 70 Dezibel.

Wenn Karin und Rolf Böger draußen sitzen wollen, fahren sie meist die Markise aus und stellen den Strandkorb neben die Sitzecke - als Schutz vor dem Lärm aus Richtung Autobahn und Ostring. "Und abends lassen wir die Rollläden herunter", sagt der Großhansdorfer. Generell sei es aber alles eine Frage der Befindlichkeit. "Es wäre natürlich schöner, wenn es bei uns etwas ruhiger wäre. Aber wir leben mit dem Lärm."

Im Vergleich zu den Menschen in Hamberge (siehe Karte rechts) haben es die Großhansdorfer aber noch verhältnismäßig ruhig. Im Bereich des dortigen Sportplatzes werden zum Beispiel Werte von bis zu 75 Dezibel erreicht.