Umweltministerium veröffentlicht neue Karten für Stormarn. In Barsbüttel sind die Dezibelwerte wegen der Autobahnen besonders hoch.

Ahrensburg. Zwei Linien durchziehen den Kreis Stormarn. Bei Bargteheide kreuzen sie sich. Auf der neuen Lärmkarte des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) sehen sie aus wie Lavaströme. Die dickere Linie führt von West nach Ost, die zweite von Süd nach Nord. Sie zeigen, an welchen Straßen der Verkehrslärm am größten ist. Die eine Linie folgt der Autobahn 1, die zweite der Bundesstraße 404 und der A 21. Dort erreicht der Lärmpegel durchschnittliche Werte von rund 80 Dezibel (dB(A)), was dem Geräusch eines Staubsaugers entspricht. Werte von mehr als 70 dB(A) bedeuten eine sehr hohe Belastung.

Eine Projektgruppe unter der Leitung von Ludger Gliesmann vom LLUR überarbeitet derzeit die sogenannten Lärmkarten für die Hauptverkehrsstraßen in Schleswig-Holstein. Bis zum Herbst soll daraus ein Lärmatlas entstehen, der auch im Internet abrufbar ist. Die Karten für viele Städte und Gemeinden sind bereits fertig. Für kleine Orte hat das LLUR die Auswertung übernommen. "Städte ab einer Größe von 20 000 Einwohnern beauftragen in der Regel selbst ein Büro mit der Erstellung von Lärmkarten", sagt Johannes Grützner, Referatsleiter im Umweltministerium.

In Stormarn haben Reinbek und Ahrensburg die Aufträge an private Büros vergeben. "Derzeit müssen noch einige Verkehrszahlen überarbeitet werden", sagt Sven Noetzel, Bauamtsleiter von Reinbek. Auch in Ahrensburg fehlen die aktuellen Ergebnisse noch. Von beiden Städten liegen deshalb nur die Karten der ersten Untersuchung aus dem Jahr 2007 vor. Im Herbst soll der Lärmatlas für Schleswig-Holstein dann aber vollständig sein.

+++ Mehr als 70 Dezibel gelten als schädlich +++

Während für die erste Analyse vor fünf Jahren Straßen mit einem Verkehr von mehr als sechs Millionen Fahrzeugen pro Jahr berücksichtigt wurden, sind es diesmal Straßen ab drei Millionen Fahrzeugen. Damit werden 2300 Kilometer Hauptverkehrsstraßen und Straßen in den Ballungsräumen Kiel, Hamburg und Lübeck erfasst. An der Aktion sind landesweit rund 500 Städte und Gemeinden beteiligt.

Für die Lärmkarten werden allerdings keine Schallmessungen vorgenommen. Die Experten in den Büros berechnen Lärmindizes. So gibt es einen Tag-Abend-Nacht-Lärmindex ("Lden") sowie einen Nacht-Lärmindex ("Lnight"), der nur die Belastung während der zehn Nachtstunden zwischen 22 und 8 Uhr berücksichtigt. "Die Berechnungen sind meist eher konservativer als tatsächliche Schallmessungen vor Ort", sagt Grützner. Übersetzt heißt das, dass die Zahlen meist unter denen von Messungen liegen. Grützner: "Durch die Berechnungen ermitteln wir aber Durchschnittswerte und nicht Messwerte zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, die leicht durch besondere Ereignisse oder Veranstaltungen verfälscht werden können." Anhand der Ergebnisse müssen die Städte und Gemeinden in der Nähe von Hauptlärmquellen bis Mitte Juli 2013 Aktionspläne aufstellen. Darin machen die Kommunen Vorschläge, wie der Lärmschutz verbessert werden kann.

Das Erstellen von Lärmkarten sowie die Erarbeitung eines Aktionsplans sind durch das Bundes-Immissionsschutzgesetz vorgeschrieben. "Die Grundlage ist der Paragraf 47 a bis f. Dadurch wird eine Umgebungsrichtlinie der EU umgesetzt", sagt Grützner.

An dem Projekt der Lärmkartierung sind Vertreter des Städteverbands, des Gemeindetags, des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr sowie des LLUR sowie des Ministeriums beteiligt. Ergänzt wird der Lärmatlas durch Daten des Zug- sowie des Flugverkehrs.