Polizist Eddy Asare ist Rumäne, hat ghanaische Wurzeln und fühlt sich als Deutscher. Der 30-Jährige leistet in Ahrensburg seinen Dienst.

Ahrensburg. Den Berliner Dialekt hat Eddy Asare noch nicht abgelegt. Er sagt immer wieder "Icke" statt "Ich", wenn er von sich erzählt. Seine Kindheit in Berlin hat ihre Spuren hinterlassen. Asare ist einer der Polizisten mit Migrationshintergrund in Schleswig-Holstein. Und dass nicht etwa, weil es ihn mit seiner Familie einst von der Spree in den Norden verschlagen hat. Ed-Francis Asare-Tawiah, so der volle Name des 30-jährigen Polizeimeisters, der auf der Ahrensburger Wache seinen Dienst leistet, ist vielmehr halb rumänischer, halb ghanaischer Abstammung und rumänischer Staatsbürger.

Polizist ist er seit 2002 durch eine Sondergenehmigung des Landesinnenministeriums. Mit einer solchen können auch Bürger aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) in Schleswig-Holstein Polizeibeamte werden. Rumänien ist erst seit 2007 Mitgliedstaat der EU.

Die Polizei in Schleswig-Holstein hat zuletzt im August vergangenen Jahres 170 Frauen und Männer neu eingestellt. Elf davon hatten ausländische Wurzeln, das entspricht einem Anteil von 6,5 Prozent. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Schleswig-Holsteiner Bevölkerung insgesamt beträgt demgegenüber rund 13 Prozent, bundesweit liegt ihr Anteil bei knapp 20 Prozent.

Eddy Asares Vater kommt aus Ghana, seine Mutter aus Rumänien. Sie lernten einander dort kennen, als der Vater durch ein Stipendium nach Rumänien kam. 1980 siedelten die Betriebswirtin und der Ingenieur nach Berlin über, in den Westteil der Stadt nach Schöneberg. Dort wurde Eddy Asare 1981 geboren, lebt seitdem in Deutschland. "Deutschland ist meine Heimat", sagt Eddy Asare. "Ich habe mich immer als Deutscher gesehen, hier fühle ich mich zu Hause." Dass er rumänischer Staatsbürger ist, habe rein praktische Gründe, die mit dem Besitz seiner Familie in Rumänien und dem dortigen Erbrecht zusammenhängen. Asares Vater, Mutter und Bruder sind inzwischen allesamt Deutsche.

1988 war es, als es Familie Asare aus beruflichen Gründen der Eltern in den hohen Norden verschlug, nach Hamburg. Eddy Asare machte dort sein Abitur und ging zur Polizei in Schleswig-Holstein. Er profitierte davon, dass das Land im Februar 2002 als Folge der Terroranschläge vom 11. September eine außerplanmäßige Zusatzklasse an der Polizeischule in Eutin einrichtete.

Den Einstellungstest bestand er auf Anhieb. "Ich wollte immer schon Polizist werden, schon seit Kindertagen", erzählt Asare. "Als kleiner Junge habe ich mir am liebsten die Polizeiserien im Fernsehen angeschaut", fügt er lachend hinzu. Zu seiner Berufswahl beigetragen haben aber vor allem die Gedanken, als Polizist anderen Menschen helfen zu können und der Gesellschaft hierzulande etwas zurückzugeben. "Deutschland ist ein wundervolles Land, ich habe hier nie das Gefühl gehabt, dass ich nicht dazugehöre", erklärt er den Hintergrund dafür.

So wurde Eddy Asare Polizeischüler in Eutin, absolvierte dort eine zweieinhalbjährige Ausbildung. Nach deren Ende 2004 wurde er zur Polizei nach Norderstedt versetzt, seit vergangenem Jahr ist er in Ahrensburg im Einsatz. Bereut hat er seine Entscheidung, Polizist zu werden, bislang nicht. "Ich habe mich nie besser gefühlt", berichtet er. Asare schätzt die Abwechslung und die ständigen neuen Herausforderungen in seinem Beruf. "Man kann jeden Tag etwas Neues erleben, jeder Tag ist anders, man weiß nicht, was einen erwartet." Negative Erfahrungen aufgrund seiner Herkunft oder seiner Hautfarbe, etwa dass er rassistisch beschimpft wurde, habe er bisher praktisch nicht erlebt, weder als Polizist noch davor.

Nur an einen Vorfall könne er sich erinnern, bei dem er in Norderstedt im Dienst von einem älteren Mann, der zum Trinkermilieu gehörte, rassistisch beleidigt wurde. "Ich habe ihn dann gefragt, was das soll. Und ihm gesagt, dass auch eine Beleidigung eine Straftat ist", berichtet Asare. Und seine Standpauke hatte Erfolg, der Mann kam am nächsten Tag zur Polizeiwache und entschuldigte sich. "Es kommt auf das Auftreten an", sagt der Polizeimeister, "es ist gut, wenn man sich selbstsicher und selbstbewusst präsentiert." Mit anderen Menschen mit Migrationshintergrund hat er im Dienst bislang keine Probleme aufgrund seiner eigenen Herkunft erlebt. "Die meisten Migranten freuen sich, wenn sie mit mir zu tun haben", erzählt Eddy Asare.

Von der Idee aus Kreisen der Politik, Migranten als gesellschaftliche Gruppe im öffentlichen Dienst, also auch im Polizeidienst, stärker zu repräsentieren, indem eine feste Quote für sie eingeführt wird, halte er nichts. "Dann besteht die Gefahr, dass die Anforderungen an Bewerber runtergeschraubt werden, um die Quote erfüllen zu können." Stattdessen sollten wie bisher einzig und allein Eignung und Leistung beim Auswahlverfahren zählen.

Asare hält es daher für den besseren Weg, auch Jugendliche mit Migrationshintergrund zu motivieren, sich bei der Polizei zu bewerben. "Man muss bei ihnen vielleicht Bedenken und Ängste abbauen, etwa dass die Anforderungen nicht zu schaffen sind oder es bei der Polizei zu militärisch zugeht."

Er selbst hatte solche Bedenken anfangs auch, sich von ihnen aber nicht abschrecken lassen. Ebenso wenig wie von den Sorgen seines Vaters und denen seiner Freunde. "Mein Vater hat mir gesagt, dass ich es schwer haben könnte", berichtet Asare. Seine Freunde wiederum befürchteten, dass er als Polizist auf einmal steif und spießig werden könnte. Er ließ sich jedoch nicht abhalten, alle akzeptierten seinen Berufswunsch.

Seine Herkunft kommt Eddy Asare im Polizeialltag manchmal zugute. Denn er spricht neben Deutsch und Englisch auch fließend Rumänisch und hilft damit schon mal als Dolmetscher aus. Und auch Straftäter hat er mit seinen Sprachkenntnissen schon überführt. So musste er einmal zwei vermeintliche Autodiebe bewachen, die von seiner Herkunft nichts ahnten. "Die haben sich dann auf Rumänisch darüber unterhalten, wo sie ihre Beute versteckt hatten", berichtet Polizist Asare. "Das habe ich gehört und wir konnten das gestohlene Auto finden."