Die Feuerwehrleute klingelten an 350 Haustüren, um junge Anwärter zu gewinnen. Zum ersten Mal sind auch Frauen unter den 42 aktiven Mitgliedern.

Oststeinbek. Die Zukunftssorgen der Freiwilligen Feuerwehr Havighorst sind bis auf weiteres vergessen. Die Mitglieder, die unter der Leitung von Wehrführer Tino Spamer im Mai an 350 Haustüren in dem Oststeinbeker Ortsteil geklingelt hatten, konnten auf diese Weise 13 neue Feuerwehranwärter gewinnen. "Dass unsere Aktion so eingeschlagen hat, ist einfach nur erfreulich", sagt Spamer, der die Mitgliederzahl seiner Wehr damit auf 42 Aktive erhöhen konnte.

Hintergrund der Aktion ist, dass Anfang des kommenden Jahres einige aktive Mitglieder der Havighorster Wehr aus Altersgründen in die Ehrenabteilung übertreten werden, die Zahl der Aktiven wird sich dadurch verringern. Ein Problem, das auch die anderen Stormarner Feuerwehren kennen. In vielen Orten steigt der Altersdurchschnitt bei den freiwilligen Brandschützern immer mehr. "So wird es in den kommenden Jahren weitergehen", sagt Tino Spamer, der Ende vergangenen Jahres zum Ortswehrführer in Havighorst gewählt wurde. "Die Anwerbung von neuen Mitglieder habe ich mir gleich auf die Fahne geschrieben", sagt er. Gemeinsam mit seinen Kollegen klingelte er persönlich an den Haustüren vor allem im Neubaugebiet und lud die Einwohner mit einem namentlich an sie gerichteten Schreiben zu einem Informationsnachmittag ein.

13 Anwärter folgten der Einladung, unter ihnen sechs Frauen - die ersten weiblichen Mitglieder der Havighorster Feuerwehr. "Wir haben zwar keinen Umkleideraum für Frauen, aber getrennte Toiletten gibt es", sagt Tino Spamer, und fügt hinzu: "Im Ernstfall stört sich daran sowieso keiner."

Die neuen Mitglieder sind Christine Klose, Maike Eschmann, Yvonne Lüders, Julia Hense, Ines Poetzsch, Jennifer Hagemeister, Rene Wondrejz, Christian Kruse, Dierk Neubert, Boris Hagemeister, Stefan Bubert, Oliver Schloh und Holger Andersson. Sie alle wohnen in dem Oststeinbeker Ortsteil Havighorst, Rene Wondrejz ist der einzige, der schon einmal Mitglied in einer Feuerwehr war.

Zunächst sollen sich die Anwärter deshalb aufgeteilt in zwei Gruppen in Kursen à 36 Stunden das Grundwissen aneignen. "Das wichtigste ist erst einmal die Fahrzeug- und Gerätekunde", sagt Tino Spamer. Außerdem lernen die Männer und Frauen etwas über die Theorie, über das sogenannte "Brennen und Löschen". Anfang des kommenden Jahres nehmen die neuen Mitglieder dann an einem richtigen Grundlehrgang teil. Spamer: "Da treffen sie mit den anderen Wehren aus dem Südkreis zusammen."

Doch zunächst einmal werden die "Neuen" eingekleidet. "Dafür wurde uns schon Geld im Nachtragshaushalt der Gemeinde zugesichert", sagt Tino Spamer, der froh ist, dass die Zukunft seiner Wehr nun fürs Erste gesichert ist.

"Bevor ich darauf angesprochen wurde, wusste ich gar nicht, dass es hier im Umkreis keine Berufsfeuerwehr gibt. Die nächsten sind erst wieder in Lübeck und in Hamburg", sagt Neu-Mitglied Jennifer Hagemeister. Sie gibt zu bedenken: "Wenn meine Wohnung brennt, möchte ich auch, dass jemand hilft." Irgendjemand müsse die Aufgabe ja schließlich übernehmen, sagt auch ihr Mann Boris, der sich jetzt am Zuge sieht, die Wehr zu unterstützen. "Die Feuerwehr hilft uns ja sonst auch."

Er wolle etwas für die Gemeinde tun, sagt Stefan Bubert, freut sich aber auch auf die "Gemeinschaft". Dem stimmt Maike Eschmann zu. "Ich freue mich auf das Gemeinschaftsgefühl, aber auch auf den Lehrgang und den ersten richtigen Einsatz", sagt die Feuerwehrfrauanwärterin. Christine Klose ergänzt: "Das Sommerfest war auf jeden Fall schon mal toll."