Die Freiwillige Feuerwehr Havighorst hat Zukunftssorgen. Ab heute klingeln die Ehrenamtler bei 350 Haushalten und suchen Verstärkung.

Oststeinbek. "Stell' dir vor, du wählst die 112 und keiner kommt." So dramatisch drückt es der Ortswehrführer Tino Spamer der Freiwilligen Feuerwehr Havighorst aus, wenn er in die Zukunft seiner Wehr schaut. Zwar zählt die freiwillige Feuerwehr im Ort noch 31 aktive Kameraden, doch werden davon in den kommenden Jahren mehr und mehr aus Altersgründen in die Ehrenabteilung gehen. "In diesem Jahr sind es nur zwei, im nächsten Jahr aber schon vier. Und so wird es weitergehen." Und das Problem: Es kommen kaum junge Feuerwehrmänner nach. Damit sich das ändert, wollen die 31 Havighorster Kameraden ab morgen aktiv auf ihre Nachwuchssorgen aufmerksam machen und im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst fleißig Klinken putzen.

350 Türen haben sie sich vorgenommen, an denen sie am Freitag und Sonnabend klingeln und Männer und Frauen ab 18 Jahren zu einem Infonachmittag über das Ehrenamt am 2. Juni im Gerätehaus einladen wollen - um über kurz oder lang wieder mehr freiwillige Helfer für den Brandschutz gewinnen zu können.

"Wir möchten das ganz absichtlich ganz persönlich gestalten und mit den Leuten direkt reden und nicht einfach nur einen Zettel in den Briefkasten stecken", sagt Spamer, der es bei der Aktion vor allem auf das Neubaugebiet in Havighorst abgesehen hat. Gerade die fehlenden Jahrgänge ab 40 hoffen die Helfer dort zu finden.

"Da wohnen viele junge Familien. Und in unserer Brigade fehlen uns die Jahrgänge 40 plus fast komplett. Wir haben zwar einige Junge", sagt Spamer, seit Ende 2011 Ortswehrführer und stellvertretender Gemeindewehrführer, "aber wir haben große Probleme die jungen Leute zu halten." Die Auswirkungen könnten irgendwann fatal werden. "Und dabei erwartet aber jeder, der die 112 wählt, dass jemand kommt und hilft - leider wird aber immer vergessen, dass die kommen, die das ehrenamtlich machen. Wir haben keine einzige Berufswehr in Stormarn", unterstreicht auch Kreisfeuerwehrführer Gerd Riemann. Noch wolle er die Situation im Kreis nicht dramatisieren. Denn noch sei die Zahl der Kameraden im Kreis relativ stabil.

"Seit Jahren zählen die 89 Wehren in Stormarn etwa 3300 aktive Mitglieder. Aber es ist gut, dass eine Wehr wie Havighorst nun weiter schaut", sagt Riemann. Denn der Altersdurchschnitt nehme in allen Feuerwehren seit Jahren im Kreis bedenklich zu. "Wenn sich nichts ändert, läuft die Entwicklung so, dass wir in 15 Jahren als einzige Abteilung die Rentnerabteilung haben", sagt Riemann, selbst mittlerweile 56 Jahre alt.

Riemann hofft, dass die Aktion der Havighorster erfolgreich sein wird, hat jedoch auch seine Bedenken. "Die Idee ist nicht ganz neu. Im ostholsteinischen Kellenhusen ist die Bürgermeisterin vor einiger Zeit ebenfalls von Tür zu Tür gegangen, um für neue Mitglieder zu werben - aber am Ende war die Zahl derer, die sich das überlegen wollten, erschütternd gering", sagt Riemann. Das größte Problem sei, dass sich viele zu stark durch den Beruf in Anspruch genommen fühlten und deshalb nicht ehrenamtlich engagieren wollten. Dabei sei die Mitgliedschaft in der Feuerwehr auch eine gute Möglichkeit für die vielen dazugezogenen Stormarner, sich in ihrem neuen Wohnort zu integrieren.

"Allerdings sind auch neun von zehn Leuten einfach froh, wenn sie nach der Arbeit zu Hause sind und noch im Garten was tun müssen", sagt Riemann schon etwas verärgert. Denn ändert sich die Situation nicht und melden sich in den kommenden Jahren nicht mehr Männer und Frauen für den freiwilligen Dienst an der Spritze, wäre die einzige Alternative eine Pflichtwehr. "Und die wird teuer", so Riemann. In List auf Sylt war es bereits 2005 soweit. Weil sich dort nicht mehr genügend Freiwillige zum Dienst meldeten, mussten Männer dort kurzum von der Kommune zwangsverpflichtet werden, um den Brandschutz noch aufrechterhalten zu können. Wer jedoch verpflichtet wird, darf eine Aufwandsentschädigung verlangen. Und eben das könnten sich die meisten, wenn nicht alle Kommunen schlichtweg nicht leisten.

"Wir hoffen, dass es so weit nicht kommt", sagt Ortswehrführer Tino Spamer. Zwar gebe es gerade durch die Nähe zu Hamburg zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, die nach Feierabend lockten, dennoch habe die Mitgliedschaft auch viele positive Aspekte. "Die Gemeinschaft, das Organisieren von kulturellen Veranstaltungen - und man kann Leben retten", zählt Spamer auf und fügt dazu: "Vergessen sie nicht, wenn wir nicht kommen, kommt keiner."

Wer die Retter der Feuerwehr Havighorst verstärken will, aber an diesem Wochenende nicht zu Hause ist, ist ebenfalls beim Informationsnachmittag am 2. Juni ab 14 Uhr im Gerätehaus an der Dorfstraße 49 willkommen. Anmeldungen nehmen Ortswehrführer Tino Spamer unter Telefon 0172/452 28 90 oder per Mail unter folgender Adresse entgegen: tino.spamer@ff-havighorst.de