Bürger und Politiker wollen 17 Linden an der Möllner Landstraße retten. Sie wehren sich im Ausschuss gegen die Ausbaupläne.

Reinbek. Einstimmig haben die Mitglieder des Reinbeker Bau- und Planungsausschusses Überlegungen der Verwaltung eine Absage erteilt, 17 Bäume an der Möllner Landstraße zu fällen. Das Bauamt hatte während der Sitzung drei Varianten zum Ausbau der Straße vorgestellt. Keine sah jedoch vor, die geschützten Linden zu erhalten, die dicht an der Fahrbahn stehen. Dies wäre laut Verwaltung zu teuer. Die Pläne stießen bei den zahlreich erschienen Bürgern sowie vielen Stadtpolitikern auf Kritik.

"Das Baumgrün hat in Neuschönningstedt einfach keine Lobby. Die Fällung muss unbedingt verhindert werden", sagte Siegfried Dorka und erntete damit großen Applaus von den rund 70 Zuhörern. Ein Anwohner der Möllner Landstraße sagte: "Täglich fahren auf der Straße rund 24 000 Fahrzeuge. Ich habe das Gefühl, dass immer nur etwas für die Durchfahrer getan wird, nicht aber für uns." Er fordere eine Geschwindigkeitsbegrenzung und keinen Ausbau. "Ich bitte Sie herzlich, tun Sie etwas. Sonst müssen wir uns an Kiel wenden und uns für die Rückkehr zur Selbstverwaltung einsetzen, weil wir uns von den Reinbekern im Stich gelassen fühlen", appellierte er an Politiker und Verwaltung.

Doch auch die anwesenden Politiker lehnten die Pläne ab. "Gerade mit Blick auf unser Stadtleitbild und den Klimaschutz ist der Erhalt der Bäume das A und O", sagte Heinrich Dierking (Forum 21). An die Mitarbeiter des Bauamts gerichtet sagte er: "Ich werde darauf achten, dass ihr nicht einen dieser Bäume anfasst." Sollte es doch dazu kommen, drohte Dierking, werde er sich aus der Politik zurückziehen.

"Wir haben eine Baumschutzsatzung. Da finde ich es hochgradig peinlich, hier zu sagen, die Bäume müssten gefällt werden", sagte Rolf-Christian Geburtig (FDP). Dann sprach er den anwesenden Bauamtsleiter Sven Noetzel direkt an: "Sie haben den Zielkonflikt noch nicht gelöst. Ziel muss es sein, die Bäume zu erhalten und dennoch eine möglichst günstige Variante zu realisieren." Auch Anke Wiener (Grüne) sagte: "Wir von den Grünen wollen die Bäume natürlich unbedingt erhalten."

Die SPD-Fraktion favorisiere einen mittleren Ausbau für rund 1,36 Millionen Euro, so Baldur Schneider (SPD). "Doch oberste Priorität hat auch für uns der Erhalt der Bäume. Auch auf den Bau weiterer Parkplätze sollte verzichtet werden", sagte der Sozialdemokrat.

Einzig der Ausschussvorsitzende Ernst Dieter Lohmann (CDU) brachte einen anderen Aspekt in die Diskussion "Es gibt viele Bäume, an denen auch ein Kreuz steht", gab er zu Bedenken. Bauamtsleiter Noetzel verteidigte das Vorgehen der Verwaltung: "Wir haben intern natürlich diskutiert, wie man die Bäume erhalten könnte", sagte er. "Dazu müsste die Fahrbahn aber nach Norden verschwenkt werden. Das würde erhebliche Mehrkosten bedeuten", so der Bauamtsleiter.

Schließlich einigten sich die elf Ausschussmitglieder auf einen Antrag von Heinrich Dierking. Danach soll es eindeutig Ziel sein, das Fällen der Bäume zu verhindern. Zudem müssten den Bürgern die Kosten dafür aufgezeigt werden.

Zum Hintergrund: Der Zweckverband Südstormarn (ZVS) will an der Möllner Landstraße die Wasserleitungen ausbauen und einen Regenwassersammler installieren, weil die Entwässerung von Straßengraben und Grundstücken derzeit unzureichend sind. Von der unteren Wasserbehörde wurde für die Arbeiten ein letzter Aufschub gewährt bis zum 31. Dezember 2013. Die Stadt will das nutzen, um so bei einem Straßenausbau Kosten einzusparen. Der ist laut Bauamt etwa wegen tiefer Spurrillen dringend notwendig. Wegen des Zeitdrucks für die Kanalbauarbeiten muss bis Oktober 2012 ein Bauprogramm beschlossen werden.

Die drei Varianten, die das Bauamt nun vorstellte, sollen zwischen 1,1 Millionen und 2,5 Millionen Euro kosten. Im günstigsten Fall wird die Fahrbahn lediglich halbseitig wiederhergestellt. Die mittlere Variante sieht darüber hinaus eine Sanierung der gesamten Fahrbahn vor, sowie den Bau neuer Stellplätze. Ein Vollausbau der Fahrbahn sowie der Geh- und Radwege wäre am teuersten. Das Bauamt wird die Pläne am 6. August bei einer Einwohnerversammlung vorstellen.