Politikern ist ein neues Gerätehaus zu teuer. Feuerwehrleute sind frustiert. Auch die 125-Jahr-Feier im Sommer 2012 ist in Gefahr.

Reinbek. Die freiwilligen Helfer der Feuerwehr Reinbek sind fassungslos. Die Hoffnungen auf ein neues Gerätehaus haben die Politiker in ihrer letzten Sitzung vorerst vom Tisch gewischt. Obwohl rund 20 Feuerwehrleute bereits im November gedroht hatten, ihr Ehrenamt niederzulegen, will die Mehrheit der Stadtverordneten die Kosten für die Planung eines Neubaus nicht genehmigen. Stattdessen soll ein neues Gutachten prüfen, ob das alte Haus an der Klosterbergenstraße erweitert werden kann.

Für die Mitglieder der Wehr ist das nur noch "gelebter Unsinn". Experten aus der Stadt, dem Kreis und dem Innenministerium hatten sich bereits dafür ausgesprochen, dass kein Weg um einen Neubau herumführen würde. Die Wache in der Klosterbergenstraße ist für neue Fahrzeuge schlichtweg zu klein, zudem fehlt es an Parkplätzen. Anfahrende Feuerwehrleute drohen im Einsatzfall mit Löschzügen zu kollidieren. Einige Feuerwehrleute machen sich ernsthaft Gedanken, ihren Dienst zu quittieren. "Die Emotionen bei uns kochen hoch. Wir machen einen freiwilligen Dienst für die Bevölkerung. Und der Dienst sollte sicher sein", sagt Gruppenführer Thomas Schilling.

Auch die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK) will nun den Druck erhöhen und das Gespräch mit der Stadtverwaltung suchen. Erst im November hatte sie angekündigt, drastischere Konsequenzen zu ziehe, wenn bis Ende des Jahres keine Lösungsvorschläge erkennbar seien. Bei einem Schadensfall werde die Stadt in Haftung genommen. "Für uns ist es wichtig, dass sich die Stadt Gedanken macht und es kein statischer Zustand bleibt", sagt Jürgen Kalweit von der HFUK. Vor allem die Verkehrssituation müsse endlich verbessert werden. Von einer Schließung der Wehr will Kalweit nicht reden - obwohl die Unfallkasse dies veranlassen könnte. "Es gibt immerhin Bestrebungen, eine Lösung zu finden", so Kalweit.

Das aber zweifelt Gemeindewehrführer Karsten Hein an. Das neue Gutachten, das die Politik nun fordert, sei nichts anderes als das Verbrennen von Steuern. "Das ist alles ein Schildbürgerstreich. Wie viele Gutachten sollen denn noch erstellt werden?", fragt Hein. Zukunftsträchtig sei dies nicht. "Mittelfristig ist die Einsatzbereitschaft in Reinbek gefährdet", sagt Hein. Drei der Löschzüge sind rund 30 Jahre alt und müssten ausgetauscht werden. Doch die heutigen, höheren Fahrzeuge passten nicht in die Halle. Die Wehr fühle sich von den gewählten Politikern nicht mehr vertreten.

"Wir sind keine Spielzeugfeuerwehr. Wir fahren mehr als 200 Einsätze im Jahr", sagt Hein. Der Frust der Ehrenamtler ist mittlerweile so hoch, dass selbst die 125-Jahr-Feier im Sommer 2012 infrage gestellt wird. "Uns ist nicht zum Feiern zumute." Bürgermeister Axel Bärendorf kündigte nun in einem Gespräch mit dem Abendblatt an, dass Innenminister Klaus Schlie (CDU) im Februar nach Reinbek kommen werde, um auf Verwaltungsebene gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. "Ich habe das Innenministerium über die Situation informiert. Wir müssen jetzt sehen, wie wir die Kuh vom Eis bekommen", sagt Bärendorf. Denkbar wäre etwa noch ein Darlehen aus dem Investitionsfonds des Landes für einen Neubau. Doch ob dieser dann auch aufgenommen wird, auch darüber entscheidet letztendlich die Politik. Und von der erwarten viele der Feuerwehrleute nicht mehr viel. Karsten Hein: "Scheinbar ist es nicht bewusst, dass dann das letzte Mittel eine Pflichtfeuerwehr ist. Und die würde richtig Geld kosten."