Stadtverordnete streiten in Reinbek über Geld für die Freiwillige Feuerwehr. Bürgermeister Axel Bärendorf hält einen Neubau für unverzichtbar

Reinbek. 6,4 Millionen Euro - diese Zahl schockiert dieser Tage die Reinbeker Stadtverordneten. "Wahnsinn." So lautet der Kommentar des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Günther Herder-Alpen zu den voraussichtlichen Kosten eines neuen Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Reinbek. Wilfried Potzahr (CDU), Chef der stärksten Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, sagt: "Das ist schon eine vernichtende Größenordnung."

Die Vorlage der Verwaltung, über die heute im Hauptausschuss erstmals öffentlich diskutiert wird, hat die Politik im denkbar schlechtesten Moment erwischt. Seit Monaten wird im Ort über die schlechte Finanzlage der Stadt gesprochen - und über den sich daraus ergebenden Zwang zum Sparen. Die Schließung des Freizeitbades ist gerade noch abgewendet worden, aber die Zahl der Beschäftigten wird sinken. Und das Schicksal des Lehrschwimmbeckens in der Klosterbergenschule steht in den Sternen. Heinrich Dierking (Forum 21) sagt denn auch: "Mir ist unverständlich, wie der Bürgermeister einer derart hoch verschuldeten Stadt wie Reinbek in dieser Situation eine solche Vorlage anfertigen kann."

Dem Bürgermeister Axel Bärendorf ist das alles sehr gut verständlich. Er sieht sich in einer Situation, in der er keine andere Wahl hat. Ursache ist das wachsende Gewicht der modernen Feuerwehrfahrzeuge, das von der Erdgeschossdecke des unterkellerten Gebäudes nicht mehr getragen werden kann. Die Tragfähigkeit liegt bei maximal zwölf Tonnen. Der 27 Jahre alte Rüstwagen, den die Freiwillige Feuerwehr hat, ist exakt diese zwölf Tonnen schwer. Ein Ersatzfahrzeug, das spätestens 2012 beschafft werden soll, würde aber mindestens 14 Tonnen wiegen. "Einige Fahrzeuge der Wehr sind demnächst so weit, dass sie 'History'-Kennzeichen bekommen", sagt der Bürgermeister mit einem Schuss Sarkasmus.

Ein Umbau oder eine Erweiterung der Feuerwache an der Klosterbergenstraße ist offenbar nicht möglich. Deshalb muss ein neues Haus an einem neuen Standort her. "Am alten Gebäude haben wir nicht genug Platz. Der Fahrzeughalle fehlt es nicht nur an Tragfähigkeit, sie ist auch zu eng und zu kurz." Dort zu investieren, habe keinen Sinn. Schon die letzten Investitionen wären besser nicht getätigt worden.

Bei der Standortwahl für ein neues Gerätehaus gibt es ein entscheidendes Kriterium, die Hilfsfrist. Innerhalb von zehn Minuten nach Eingang des Hilferufs muss die Wehr am Ort des Brandes sein. Das geht nicht, wenn das Gerätehaus am Stadtrand steht. Feuerwehr und Verwaltung haben sich ein Grundstück zwischen dem Freizeitbad und dem Schulzentrum ausgeguckt. Dort soll der Neubau hin. Die Stadt Reinbek ist gesetzlich verpflichtet, den Brandschutz sicherzustellen. "Daran kommen wir nicht vorbei", sagt Bärendorf, der früher selbst aktiver Feuerwehrmann war.

Die SPD hält den neuen Standort für absolut ungeeignet. "Da gefährden wir die Schüler", findet der Fraktionschef Volker Müller. Seine Kritik geht aber auch ins Grundsätzliche. "Die Verwaltung legt uns hier eine steinalte Vorlage vor und hofft, dass das keiner merkt", sagt Müller. "Dieser Standort war doch vor zehn Jahren schon einmal im Gespräch."

Den Bürgermeister ficht das nicht an. Er will mit der Vorlage einen Planungsprozess in Gang setzen. "Meine Vorstellung ist, dass wir jetzt einen Grundsatzbeschluss fassen und dann vielleicht 2013 bauen können. Die bis dahin geplanten Fahrzeugbeschaffungen müssen dann eben verschoben werden." Eines sei jedenfalls klar: "Ich werde für den Neubau kämpfen."

Die Sitzung des Hauptausschusses beginnt heute um 19.30 Uhr in der Kantine des Reinbeker Rathauses. Der Tagesordnungspunkt 3 (Neubau eines Feuerwehrgerätehauses) wird gemeinsam mit den Mitgliedern des Feuerwehrausschusses besprochen.