Unfallkasse erwägt, drei weitere Löschzüge aus der Klosterbergenwache zu verbannen. Im Notfall wären Retter zu spät am Einsatzort.

Reinbek. Die Hanseatische Unfallkasse (HFUK) macht ernst. Vier Fahrzeuge musste die Ortsfeuerwehr Reinbek aus der Wache und der gegenüberliegenden Remise an der Klosterbergenstrasse bereits ausgliedern. So fordert es die HFUK nach ihrer letzten Sicherheitsuntersuchung in der Reinbeker Ortswehr in ihrem Bericht, den die Stadt in der vergangenen Woche vorlegt hat (wir berichteten). Nun sollen möglicherweise aber bald noch drei weitere Fahrzeuge aus dem Feuerwehrhaus verbannt werden, weil unter anderem die Tore mindestens 20 Zentimeter zu niedrig seien.

Setzt die HFUK die Daumenschrauben nun noch fester an, wäre das für die Reinbeker Wehr folgenreich. Zwar gehören das Lösch-, das Mannschaftstransport-, das Voraus- und ein Kleinfahrzeug, die ab sofort auf dem 1,5 Kilometer entfernten Betriebshof der Stadt in der Hermann-Körner-Straße parken müssen, nicht zur ersten Garde bei Einsätzen. Die drei Löschzüge, die die HFUK nun zusätzlich im Blick hat, aber schon. Die Feuerwehr wäre mit der Ausgliederung dieser Fahrzeuge aus der Wache nicht mehr optimal einsatzfähig. Wichtige Minuten, in denen Menschleben gerettet werden könnten, würden vergeudet.

+++ Für die Reinbeker Feuerwehr wird's eng +++

"Diese zweite Maßnahme würde wichtigere Fahrzeuge treffen, etwa den Löschzug mit der Drehleiter. Das würde dann nicht mehr für den ersten Löschangriff ausreichen", sagt Jürgen Kalweit, Leiter der Präventionsabteilung der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse, der den Standort mehrfach untersucht hat. Übersetzt heißt das, dass die Feuerwehr in Alt-Reinbek im Notfall ihren Einsatzort nicht mehr in der Hilfsfrist binnen zehn Minuten erreichen würde.

Die HFUK gehe den Weg daher nicht gern. "Wir wollen natürlich nicht die Schlagkraft der Feuerwehr beeinträchtigen oder gar dadurch Menschenleben in Gefahr bringen. Das wäre nicht zu verantworten. Aber wir sind jetzt gezwungen, über weitere Maßnahmen nachzudenken, um für die Sicherheit der Feuerwehrangehörigen zu sorgen", sagt Kalweit. In den vergangenen zwei Jahren habe sich nichts getan. Keiner der Mängel, die die HFUK aufgelistet hatte, seien angegangenen worden, sagt der Leiter der Sicherheitsabteilung der Unfallkasse.

"Für uns ist das die nächste Eskalationsstufe", sagt dagegen Gemeindewehrführer Karsten Hein, der nicht mehr weiter weiß. Seit Monaten versucht er immer wieder, bei den Stadtverordneten Gehör zu finden. "Sie und die Stadt müssen nun die Verantwortung tragen. Wir haben jahrelang die Zustände bemängelt. Und wir haben alles getan, um mit dem Provisorium zurechtzukommen. Wir haben Markierungen für die Fahrzeuge eingezeichnet und alles, was rein organisatorisch zu verändern war, verändert", so Hein. Nur bauliche Mängel könnten die Kameraden eben nicht ausgleichen.

In das 1966 gebaute Gerätehaus können lediglich Fahrzeuge mit einer Höhe von 3,25 Meter einfahren. Neuere Modelle aber haben heute Bauhöhen von mehr als 3,40 Meter. Der neueste Löschzug der Wehr (Baujahr 2005) muss deshalb bereits seit Jahren in der Waschhalle des Feuerwehrhauses geparkt werden, die ein höheres Tor hat. Weil die Wehr aber in den kommenden Jahren zwei weitere neue Löschzüge anschaffen muss, an den teils 30 Jahre alten Fahrzeugen nagt der Zahn der Zeit, sieht Gemeindewehrführer Hein dringenden Handlungsbedarf. Der aber werde von der Politik nicht ernst genommen. "Wenn du ein totes Pferd reitest, steig ab", zitiert Hein ein Sprichwort. Ein Neubau sei unumgänglich.

Hein hofft darauf, dass die Verantwortlichen in der Politik im nächsten Feuerwehrausschuss am Mittwoch, 21. März, im Reinbeker Rathaus ihre Entscheidungen noch einmal überdenken. Momentan sei zudem noch unklar, wo die Fahrzeuge überhaupt abgestellt werden können. Hein: "Der Betriebshof ist keine Alternative, er liegt zu weit weg. So können wir die Hilfsfrist nicht mehr wahren. Die Stadt ist nun gefragt. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Brandschutz für Reinbek gesichert ist."

Auch Jürgen Kalweit von der HFUK hofft nun, dass die Entscheidungen in Reinbek endlich den richtigen Weg nehmen und die Stadtverordneten das Signal der Unfallkasse hören. Denn zusätzlich will der Vorstand der Versicherer in seiner nächsten Sitzung Mitte April ein Bußgeldverfahren gegen die Stadt prüfen. Bis zu 10 000 Euro könne Reinbek erwarten. Kalweit: "Wenn nun immer noch nichts passiert, müssen wir weitere Schritte anordnen, die endlich für die Sicherheit der Feuerwehrleute sorgen."