Der Deutscher Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung sieht den Kreis nur auf Platz 82. Viele Daten sind allerdings alt und wenig detailliert.

Ahrensburg. Platz 82 für Stormarn: Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung. Die umfangreiche Untersuchung hält für jeden Kreis und jede Stadt im Land einen Wert parat, aus dem die Bedingungen für lebenslanges Lernen ablesbar sein sollen. Um die Vergleichbarkeit zu verbessern, wird jeder Kreis aufgrund seiner Lage einer bestimmten Gruppe zugeordnet. Stormarn gehört zur Gruppe der "Kreise im verdichteten Umland". Und in dieser Gruppe, die aus 144 Kreisen besteht, landet Stormarn auf eben jenem 82. Platz. Ein Platz im mittleren Drittel.

Die Gutachter der Bertelsmann-Stiftung wollen mit ihrem Atlas mehr liefern als eine Leistungsbilanz der Schulen. Sie begreifen Lernen als etwas, das das ganze Leben begleitet. Ihren Untersuchungsgegenstand haben sie in vier Bereiche aufgegliedert: schulisches, berufliches, soziales und persönliches Lernen. Für jeden Bereich gibt es Teilnoten. Stormarn schneidet in seiner Gruppe beim schulischen, sozialen und persönlichen Lernen schlechter ab als der Durchschnitt.

Dennoch ist die Gesamtnote 48,34 der beste Wert im Hamburger Umland. Die Kreise Segeberg (46,44), Herzogtum Lauenburg (44,73) und Pinneberg (44,08) liegen schlechter. Auch im Süden der Hansestadt gibt es keinen Kreis, der Stormarn überflügeln könnte. Am Besten schneidet dort noch der Landkreis Harburg mit 47,04 ab.

Die Teilnoten fließen in unterschiedlich starker Gewichtung in die Gesamtnote ein. Das schulische Lernen ist mit 37,5 Prozent der wichtigste Bereich. Danach folgen das berufliche (27,8 Prozent), das soziale (17,9) und das persönliche Lernen (16,8). Der Atlas "bietet erstmalig die Möglichkeit, Bedingungen des Lernens für alle 412 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland greifbar und vergleichbar zu machen", schreibt Jörg Dräger in seinem Vorwort. Dräger war Wissenschaftssenator in Hamburg und ist nun Mitglied des Vorstands der Bertelsmann-Stiftung. Doch der von ihm formulierte Anspruch wird nur teilweise eingelöst. Wer den Atlas genauer unter die Lupe nimmt, stellt fest, dass bei weitem nicht bei allen ausgewählten Statistiken Kreis-Zahlen vorliegen.

Im Bereich des schulischen Lernens gibt es sie nur für drei von zehn Indikatoren. Beim beruflichen Lernen sind es vier von zehn Indizes, beim sozialen Lernen fünf von zehn. Am besten sieht es noch in dem Bereich aus, der bei der Ermittlung der Gesamtnote die geringste Bedeutung hat: beim persönlichen Lernen. Dort sind es sechs von acht Indikatoren. Zusammengefasst bedeutet das: Nur bei 18 von 38 zu Rate gezogenen Statistiken gibt es Zahlen für die einzelnen Kreise.

Für Stormarn bedeutet das: Der Kreis wäre beim schulischen Lernen vermutlich erheblich besser eingestuft worden, wenn das Zahlenmaterial detaillierter gewesen wäre. Bei den drei Indikatoren, die kreisscharf beschrieben werden können, schneidet Stormarn erheblich besser ab. Zum Beispiel bei der Zahl der Klassenwiederholer: Hier kommt der Kreis in seiner Gruppe auf Platz 15. Beim Angebot an Studienplätzen in der Region wird Platz 22 erreicht, bei der Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss Platz 34. Am Ende sorgen aber die schlechten Plätze bei den sieben weiteren Indikatoren für einen 83. Platz im Teilbereich des schulischen Lernens.

Ähnliches Bild beim sozialen Lernen. Stormarn kommt laut Lernatlas auf Platz 95. Bei den fünf Statistiken, bei denen Kreis-Zahlen vorhanden sind, sieht es viel besser aus. Der Kreis liegt bei der Wahlbeteiligung auf dem zehnten Platz, bei der Zahl der Einrichtungen für Jugendliche auf Platz 70.

Weiterer Nachteil der Studie: Das Datenmaterial ist bis zu fünf Jahre alt. Seltsam wirkt auch, dass in den Bereich des sozialen Lernens auch die Zahl derjenigen einfließt, die bereit sind, Knochenmark zu spenden. Dieser Wert zeige, so versuchen die Verfasser der Studie zu erklären, wie verbreitet die Bereitschaft sei, für unbekannte Personen im Bedarfsfall ein persönliches Opfer zu bringen. Warum dies für einen Lernatlas wichtig sein sollte, bleibt unklar.

Martin Habersaat aus Barsbüttel, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, findet den Atlas dennoch fundierter als manch andere Bildungsstudie. "Gelungen ist der Ansatz, vergleichbare Kreise in Gruppen zusammenzufassen und innerhalb dieser Gruppen eine Rangfolge aufzustellen", sagt Habersaat. "Außerdem gefällt mir, dass hier ein weiter Lernbegriff verwendet wird. Es geht eben nicht nur um das, was in den Schulen passiert." Fazit von Habersaat: "Stormarn landet im Mittelfeld und muss sich anstrengen." Was muss geschehen? "Die Studie zeigt, dass Bibliotheken und Volkshochschulen wichtig sind. Die sind auf finanzielle Unterstützung auch des Kreises angewiesen. Das sind sogenannte freiwillige Leistungen, die gern mal den Sparbemühungen auf Kreisebene zum Opfer fallen. Da müssen wir aufpassen."