Stormarner Unternehmer lassen Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben - manche sogar etwas mehr, als sie eigentlich müssen.

Ahrensburg. "Sparen", sagt Wiebke Engelbart, und das klingt überzeugend aus dem Munde einer angehenden Bankkauffrau in Diensten der Sparkasse Holstein. Die 20-Jährige überlegt einen Augenblick, dann fügt sie hinzu: "Weihnachtsgeschenke werde ich natürlich auch kaufen." Es geht um viel Geld für die Auszubildende im ersten Lehrjahr. Es geht ums Weihnachtsgeld, das erste in ihrem Berufsleben. In wenigen Tagen wird es ausgezahlt. Eine schöne Bescherung.

Die Sparkasse Holstein ist kein Einzelfall. Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge bekommen in diesem Jahr 55 Prozent aller Arbeitnehmer eine sogenannte Jahressonderzahlung. "Weihnachtsgeld ist eine feine Sache", sagt Wiebke Engelbarts Chef Matthias Knull, Leiter der Sparkassen-Filiale in Ahrensburg. "Das motiviert die Mitarbeiter." Allerdings ist er nicht derjenige, der diese Sonderzahlung verantwortet. Ein 13. Monatsgehalt ist Bestandteil des Tarifvertrags für Bankangestellte. In Betrieben mit Tarifbindung, das geht ebenfalls aus der Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervor, liegt die Chance auf Weihnachtsgeld sogar bei 71 Prozent - und damit deutlich höher als in Firmen ohne Tarifbindung (43 Prozent).

Während es bei Banken und Sparkassen also ein tarifvertraglich festgeschriebenes 13.Gehalt gibt, werden in der Versicherungsbranche 80 Prozent eines Gehalts gezahlt, in der Druckindustrie 95 Prozent und im Einzelhandel 60 Prozent. Für Beschäftigte im Groß- und Außenhandel sieht der dort gültige Tarifvertrag 50 Prozent vor. "Das ist auch Bestandteil der Arbeitsverträge unserer Mitarbeiter", sagt Uwe Wulff, Geschäftsführer des Holzlands Wulf in Ahrensburg. "Ein weiteres halbes Gehalt zahlen wir im Sommer als Urlaubsgeld." 2011 sei ein gutes Jahr gewesen, sagt Wulff, da zahle er umso lieber Weihnachtsgeld. "Toll, jetzt kann ich was zur Seite legen und auch schöne Geschenke kaufen", sagt Mitarbeiterin Nadja Trupp, 22.

Die Gewerkschaften beobachten die Situation in den tarifgebundenen Unternehmen mit Wohlwollen, sie haben offenbar nichts zu meckern. "Zurzeit ist alles in Ordnung", sagt Frank Schischefsky, Sprecher des Landesverbands der Dienstleistungsgesellschaft Ver.di. Alles in Ordnung heißt für ihn: Auf dem Tarifsektor hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren nichts zum Nachteil verändert. Aber auch die Chefs der Unternehmen ohne Tarifbindung sind in diesem Jahr offenbar nicht knickerig. Er habe hier und da gehört, dass in diesem Jahr Weihnachtsgeld gezahlt werde, sagt Schischefsky. "Das kann eine kleine Anerkennung sein, das kann aber auch bis zur Höhe eines halben Monatsgehalts reichen." Das überrascht Axel Stehr, den Geschäftsführer des rund 300 Mitglieder starken Verbands der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW), nicht: "Die wirtschaftliche Lage ist ja nach wie vor sehr solide."

+++ Darf meine Firma das Weihnachtsgeld einfach streichen? +++

Weihnachtsgeld auf freiwilliger Basis - das funktioniert dann mitunter wie in einer größeren Reinbeker Firma, die in diesem Zusammenhang nicht mit Namen genannt werden möchte. Denn erst in dieser Woche wird der Chef vor seine Belegschaft treten, wird - ein bisschen wie ein Weihnachtsmann - feierlich verkünden, was jetzt noch niemand wissen soll: Es gibt, wie in den Vorjahren, auch diesmal ein 13. Monatsgehalt für alle. Als freiwillige Leistung.

Auch im Handwerk scheinen die Chefs in Spendierlaune zu sein. "Von meinem Gefühl her würde ich sagen, dass in vielen Betrieben die Bereitschaft da ist, auch mal was extra zu geben", sagt Adelbert Fritz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stormarn. Weihnachtsgeld aber ist nur noch in einigen Tarifverträgen verankert. In der Sanitärbranche zum Beispiel werden 30 bis 40 Prozent gezahlt, im Bauhauptgewerbe 93 Stundenlöhne, jedoch mindestens 780 Euro. In vielen anderen Gewerken liegt die Sonderzahlung allein im Ermessen des Chefs.

Ähnlich stellt sich die Lage in der Gastronomie dar. "In ordentlich organisierten Betrieben gibt es laut Tarifvertrag 40 Prozent eines Monatsgehalts als sogenannte Jahressonderzuwendung", sagt der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Axel Strehl aus Ahrensburg. In etlichen Firmen zahlen die Chefs jedoch freiwillig mehr. So wie Monika Schmitz vom Ringhotel in Ahrensburg. "Meine Mitarbeiter bekommen schon immer ein halbes Gehalt", sagt sie.

Unternehmen, die kein Weihnachtsgeld zahlen, legen vor allem Wert auf eines: auf die Aussage, ihre Mitarbeiter seien nicht schlechter gestellt als andere. Bei Möbel Höffner etwa gebe es Sonderboni für Wochenendarbeit sowie Personalrabatt auf Einkäufe, sagt Geschäftsführer Thomas Dankert.