Der Landkreis Stormarn baut 1000 Plätze für Kinder bis drei Jahre. Die Betreuungsquote von 35 Prozent dürfte 2013 erreicht sein.

Ahrensburg. Sie führte Deutschland zum "Krippengipfel": Ursula von der Leyen (CDU), vor gut vier Jahren noch Bundesfamilienministerin, schwor im April 2007 Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen auf ein gemeinsames Ziel ein. Und das rückt nun unaufhaltsam näher: In zwei Jahren soll für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsplatz bereitstehen.

Schafft Stormarn das? Es sieht so aus. Einige Kommunen haben schon jetzt die 35-Prozent-Marke erreicht. Wobei sich bei vielen Politikern und in vielen Verwaltungen zuletzt der Eindruck verstärkte: Das reicht nicht, der Bedarf ist größer als angenommen. Wilhelm Hegermann, der Leiter des Kreissozialamtes, sagt: "In den verstädterten Bereichen des Kreises gibt es eine deutlich höhere Nachfrage, dort braucht man vermutlich mindestens eine Betreuungsquote von 60 bis 65 Prozent."

Das würde bedeuten, dass viele Kommunen ihre Anstrengungen noch einmal erhöhen müssten. Denn ab August 2013 gilt zugleich ein Rechtsanspruch für die Eltern: Wer einen Platz für sein unter dreijähriges Kleinkind haben will, der soll ihn auch bekommen.

Die Kommunen bringt das in eine Klemme. Zum einen drohen Klagen, wenn sie nicht genügend Krippenplätze bereitstellen, zum anderen sind die teilweise hoch verschuldeten Städte und Gemeinden eigentlich gar nicht mehr in der Lage, weiteres Geld für diesen Zweck auszugeben. Zwar wird der Bau einer Krippe von Bund und Land bezuschusst, aber einen erheblichen Teil der Kosten müssen die Orte selbst tragen. Zudem sind die Fördermittel für Stormarn bereits aufgebraucht. Wilhelm Hegermann weiß, dass gut elf Millionen Euro nach Stormarn geflossen sind - und vermutet, dass die Kommunen noch einmal denselben Betrag obendrauf gelegt haben.

Um es an einem Beispiel aus Bad Oldesloe deutlicher zu machen: Ein geplanter Erweiterungsbau für zwei neue Krippengruppen an der Sehmsdorfer Straße mit insgesamt 20 Plätzen wird rund 810.000 Euro kosten. Laut Förderquote kämen dabei 290.000 Euro von Bund, Land und Kreis. Bad Oldesloe müsste also rund 520.000 Euro zahlen. Ob die DRK-Kindertagesstätte Wichtelhausen tatsächlich erweitert wird, ist allerdings noch unklar. Weil der Stormarner Anteil an den Fördermitteln ausgeschöpft ist, gibt es Geld nur dann noch, falls andere Kreise ihren Teil des Kuchens nicht voll in Anspruch nehmen. "Wir haben trotzdem einen Antrag auf Fördermittel gestellt, wir bekommen wohl einen Restbetrag", sagt Thomas Sobczak, der Leiter des Fachbereichs Soziales im Oldesloer Rathaus.

Ein zweites Beispiel: Die Stadt Ahrensburg wird an der Adolfstraße eine Kindertagesstätte mit Platz für 50 Krippenkinder und 40 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren bauen. Rund 3,4 Millionen kostet die Kita, es ist eines der größten Ahrensburger Neubauprojekte zur Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren. Für die 50 Krippenplätze bekommt die Stadt einen Zuschuss von 950.000 Euro.

Die Fördermittel führen nach Auskunft von Wilhelm Hegermann zum Aufbau von 1000 zusätzlichen Krippenplätzen in Stormarn. Einige sind bereits fertig, andere - wie in der Ahrensburger Adolfstraße - werden noch gebaut. "Zusammen mit den 500 Plätzen, die wie vorher schon hatten, und mit 900 Plätzen bei Tagesmüttern werden wir im Jahr 2013 auf kreisweit rund 2400 Krippenplätze kommen", sagt der Leiter des Kreissozialamtes.

Die Krippenplanung ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten

Der Kreis Stormarn steht offenbar schon jetzt vergleichsweise gut da. Das Statistische Bundesamt hat unlängst nachgezählt und festgestellt: Die Betreuungsquote für unter Dreijährige lag im März vergangenen Jahres bei 21,8 Prozent. Das war der beste Wert der elf schleswig-holsteinischen Kreise, der schlechteste wurde aus Dithmarschen gemeldet: 8,3 Prozent. Der Kreis Pinneberg kam auf 19,3 Prozent, der Kreis Segeberg auf 21,3 Prozent.

Die vorausschauende Krippenplanung ist gleich mehreren Schwierigkeiten unterworfen. Erstens müssen Plätze für Kinder gebaut werden, die noch gar nicht gezeugt sind. Hier behilft man sich mit langfristigen Statistikdaten. Zweitens ist sehr schwer vorauszusagen, ob Eltern eine Betreuung nur für ein paar Stunden in der Woche wünschen oder für acht Stunden an fünf Tagen. Drittens kann die Krippengebühr dazu führen, dass sich die Eltern ganz spontan doch dafür entscheiden, das Kind selbst zu versorgen.

Und viertens wird in vielen Gemeinden ein Teil der Kinderbetreuung von Tagesmüttern geleistet. Ob das im selben Umfang auch noch in ein paar Jahren der Fall sein wird, ist unvorhersehbar. Niemand kann eine Tagesmutter davon abhalten, ihren Job aufzugeben und sich eine andere Tätigkeit zu suchen.