Stormarn legt Entwicklungskonzept für die Jahre bis 2025 vor. Barsbütteler Erweiterung wird von Landesplanungsbehörde blockiert

Bad Oldesloe. Vier Stormarner Kommunen sollten nach Ansicht des Kreises möglichst bald weitere Gewerbeflächen ausweisen. Das geht aus einem Leitfaden hervor, der heute im Stormarner Wirtschaftsausschuss diskutiert wird. In dem Entwurf wird die Entwicklung bis zum Jahr 2025 skizziert. Bis dahin sollen große Flächen entlang der Autobahnen in Gewerbegebiete umgewandelt sein. In Barsbüttel sind es laut Leitfaden 40 Hektar, in Stapelfeld/Braak 33 Hektar, in Hammoor bis zu 60 Hektar und in Mönkhagen an der A 20 etwa 48 Hektar.

Ob das Wirklichkeit wird, liegt an den Kommunen und an der Landesplanung. Die Kommunen haben die Planungshoheit. Sie müssen entscheiden, ob sie Gewerbe ansiedeln wollen. Norbert Leinius, der Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft (WAS), hat an dem Leitfaden mitgearbeitet - und empfiehlt den genannten Kommunen, Zielabweichungsverfahren zu beantragen. "Wenn wir jetzt nicht anfangen zu planen, dann wird es zu spät", sagt er. "Zielabweichungsverfahren" ist die komplizierte Bezeichnung für den einzigen Weg, der es kleinen Gemeinden erlaubt, noch mehr Gewerbeflächen auszuweisen.

Der Antrag geht an die Landesplanungsbehörde in Kiel. Dort muss entschieden werden, wo solche Flächen ausgewiesen werden dürfen. Erst danach können die Gemeinden planen. "Es wird mehrere Jahre dauern, bis wir dort tatsächlich Gewerbe ansiedeln können", schätzt Leinius. Deshalb empfiehlt er den Kommunen, noch in diesem Herbst die Anträge in Kiel vorzulegen.

Der Bedarf ist seiner Einschätzung nach durchaus vorhanden. Gerade für Flächen, die direkt an der Autobahn liegen. Derzeit gibt es in Stormarn zwar zahlreiche Grundstücke, die von Firmen bebaut werden könnten. "Diese Flächen sind jedoch zumeist kleinteilig, liegen abseits von Autobahnen und weisen eine größere Distanz zu Hamburg auf", heißt es im Leitfaden. Mit anderen Worten: Unternehmen, die eine größere Fläche brauchen, haben in Stormarn wenig Möglichkeiten.

Der Leitfaden ist eine Reaktion auf den im vergangenen Jahr neu aufgestellten Landesentwicklungsplan (LEP). Der machte erstmals die Autobahnen zu "Landesentwicklungsachsen". Zuvor waren neue Gewerbe- oder Siedlungsflächen vornehmlich entlang der Siedlungsachsen erlaubt - ein uraltes Konzept, dass aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts stammt. In Stormarn galt als Siedlungsachse die Bahnlinie Hamburg-Lübeck.

Mit dem neuen LEP witterten Wirtschaftsförderer wie Norbert Leinius Morgenluft. Endlich, so die Hoffnung, können Gewerbeflächen dort entstehen, wo die Unternehmer bauen wollen: entlang der Autobahnen. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Gemeinde Barsbüttel versucht schon seit längerem, die Landesplanung davon zu überzeugen, sein Gewerbegebiet an der A 1 vergrößern zu dürfen. Bislang ohne Erfolg. Auch ein Gespräch mit dem Innenminister Klaus Schlie (CDU), der für die Landesplanung zuständig ist, führte offenbar nicht weiter. "Im Moment hat es keinen Sinn, ein Zielabweichungsverfahren zu beantragen, denn wir würden wohl keinen Erfolg haben", sagt deshalb der Barsbütteler Bürgermeister Thomas Schreitmüller. "Wir müssen die Landesplanung davon überzeugen, dass das, was wir hier vorhaben, im Interesse des Landes Schleswig-Holstein ist."

Und die Argumente dafür liefert die Landesplanungsbehörde gewissermaßen frei Haus. Im neuen, von der Behörde erstellten LEP heißt es wörtlich: "Schleswig-Holstein will deutschlandweit die wirtschaftsfreundlichsten Rahmenbedingungen schaffen. Transparente und zügige Verfahren im Planungsbereich sollen eine schnelle Umsetzung von Vorhaben ermöglichen."

Die Landesplanungsbehörde hat den Kreis stattdessen erst einmal aufgefordert, die Barsbütteler Pläne in ein Konzept für ganz Stormarn einzubetten. Und Barsbüttel möge doch bitte nachweisen, dass die Unternehmen im Ort weitere Gewerbeflächen brauchen. Das Konzept liegt nun vor, das Gespräch mit den Firmenchefs folgt am 21. September. Danach will Thomas Schreitmüller erneut mit der Landesplanung sprechen - mit den Experten für "zügige Verfahren".