Von den bescheidenen Anfängen in Wohnzimmern ins Internetzeitalter: Ahrensburger Volkshochschule feiert Jubiläum

Ahrensburg. Heute feiert die Volkshochschule Ahrensburg (VHS) ihre Gründung vor 60 Jahren - in ihrem Haus an der Bahnhofstraße 24, einem Altbau mit viel Platz. Die Anfänge waren deutlich beengter. "Der damalige Leiter Edwin Grützner hat die Leute bei sich zu Hause im Wohnzimmer unterrichtet", sagt die heutige VHS-Leiterin Gisela Euscher. Das zeigt: Es hat sich viel verändert in den vergangenen sechs Jahrzehnten.

"Der Auftrag aller Volkshochschulen ist die Bildung und Weiterbildung für alle Bürger. Eine Bildung, die relevant ist, aber auch bezahlbar", sagt Gisela Euscher. Die Relevanz sei dabei immer den Umständen der Zeit angepasst. Während der Periode des Wiederaufbaus seien die Menschen in großer materieller Not gewesen und hätten vor allem praktische Hilfe gebraucht. "Das Klischee, dass man an der Volkshochschule nur das Häkeln lernen kann, rührt daher, dass das eines der ersten Angebote war, die es gegeben hat", so Euscher. Häkeln, nähen und schneidern seien eine tägliche Notwendigkeit gewesen. Da habe die VHS angesetzt. Heute sehe die Lebenswirklichkeit der Menschen anders aus. Soziale Netzwerke wie Facebook und moderne Smartphones seien bei den Kursusthemen dabei, so die VHS-Leiterin.

Der Anspruch sei es, allen Bürgern ein Bildungsangebot zu machen. Das sei auch ein Grund für das manchmal schlechte Image vieler Volkshochschulen. "Weil in einer VHS für jeden etwas dabei sein soll, entsteht schnell dieses Bild einer betulichen Institution. Man kann es aber auch so sehen, dass wir uns nicht abgrenzen, wie das zum Beispiel ein Gymnasium tut", sagt Euscher und fügt hinzu: "Dadurch wird die VHS ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Menschen. Wer neu in einer Stadt ist, sollte in eine Volkshochschule kommen, da findet er schnell Anschluss."

In Ahrensburg nehmen jährlich 6500 Menschen das Angebot der VHS in Anspruch. 70 Prozent der Kursusteilnehmer sind Frauen. "Die haben weniger Hemmungen, mal etwas Neues auszuprobieren", sagt Gisela Euscher. Jedoch bemühe sich die VHS verstärkt auch um männliches Publikum, zum Beispiel durch spezielle Gesundheitsangebote. Die EDV-Kurse seien bereits eine Männerdomäne.

Ein großes Ziel sei es auch, junge Menschen für die VHS zu begeistern. Deswegen engagiert sich Gisela Euscher vor allem in den Schulen. Sie sagt: "Wir bieten dort Sprachunterricht an, der so in den Schulen nicht möglich ist, zum Beispiel Spanisch oder Portugiesisch."

Auch wenn der Auftrag der VHS gleich geblieben ist: Seit den Zeiten Edwin Grützners hat sich Entscheidendes geändert. Verwaltung und Planung der Volkshochschule sind seit vielen Jahren professionalisiert. Euscher: "Grützner hat noch alles selbst gemacht und wurde erst Mitte der Sechzigerjahre von der Stadt für seine Arbeit bezahlt." Die Ahrensburger Volkshochschule sei heute ein staatlich anerkanntes Bildungsinstitut. Deswegen werde die erbrachte Leistung ständig nachgeprüft. "Je größer die Volkshochschule mit den Jahren geworden ist, desto größer ist auch der Qualitätsanspruch geworden. Von allen Seiten wird erwartet, dass die VHS nicht nur ein banaler Zeitvertreib ist", sagt Euscher. Für die Zukunft wünscht sie sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Volkshochschulen. "In Stormarn haben sich bereits elf Institute in einem Verein zusammengeschlossen. Nur so können wir unser Angebot weiter verbessern."

Zum Jubiläum wird eines besonders deutlich: Die Ahrensburger Volkshochschule des 21. Jahrhunderts hat nicht mehr viel zu tun mit der VHS, die Edwin Grützner vor 60 Jahren in seinem Wohnzimmer begonnen hat. Eines ist jedoch gleich geblieben: Das Wissen steht bei der VHS immer noch im Mittelpunkt.