In fast jedem zweiten Haushalt in Stormarn fehlen die Warngeräte, obwohl sie laut Gesetz vorhanden sein müssen. Experten warnen.

Barsbüttel. Seit Anfang des Jahres sind Rauchmelder in Schleswig-Holstein Pflicht. Doch nur 55 Prozent aller Haushalte haben die Warngeräte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Forums Brandrauchprävention, das seit zehn Jahren die Kampagne "Rauchmelder retten Leben" betreibt. "Es ist erschreckend, dass immer noch so viele Menschen keine Brandmelder in ihren Wohnräumen angebracht haben", sagt Anneke Brouwer von dem Ahrensburger Rauchmelderhersteller Detectomat.

Sie arbeitet in dem Forum Brandrauchprävention mit, das sich aus Vertretern der Feuerwehr, Industrie und Versicherungen zusammensetzt. Obwohl nur etwa jeder zweite Haushalt in Schleswig-Holstein mit Rauchmeldern ausgestattet ist, spricht Brouwer von einer positiven Entwicklung. Vor fünf Jahren lag die Quote im Land bei 32 Prozent. Trotzdem zeigt die seit Anfang des Jahres geltende Rauchmelderpflicht nur bedingt Wirkung.

Das Barsbütteler Ehepaar Annie und Eric Tran hat seit Januar in jedem Zimmer seines Einfamilienhauses einen kleinen Lebensretter angeschraubt. Auch im Haus der Barsbütteler Familie Betz sind Rauchmelder seit einem halben Jahr zu finden. "Als es Pflicht wurde, haben wir welche gekauft. Jedoch sind noch nicht alle Melder angeschraubt", sagt Christiane Betz. "Natürlich ist es sinnvoll, die Geräte im Haus zu installieren, doch oft ist man einfach träge", sagt die Mutter zweier Kinder im Grundschulalter.

Für Maike Schulte aus Barsbüttel und Marco Behnke aus Bargteheide hat sich mit der seit Januar geltenden Regelung nichts verändert. Sie haben schon seit mehreren Jahren die kleinen Warngeräte in ihren Wohnungen installiert. Maike Schulte: "Dafür brauche ich kein Gesetz."

Anneke Brouwer betrachtet es mit Sorge, dass es offenbar nur wenig bringt, an die Vernunft der Menschen zu appellieren. "Erst Gesetze bewegen die Menschen dazu, rund 20 Euro für ein Gerät zu investieren, das Leben retten kann", sagt Brouwer. Die aktuelle Umfrage belegt ihre Einschätzung. In Bundesländern mit Rauchmelderpflicht ist der Ausstattungsgrad in den vergangenen vier Jahren um durchschnittlich 40 Prozent gestiegen.

In Mecklenburg-Vorpommern gilt die Rauchmelderpflicht bereits seit Anfang 2010. Dort sind in 79 Prozent aller Privathäuser und Wohnungen Rauchmelder zu finden. 2006 waren nur 16 Prozent aller Haushalte mit den Geräten ausgestattet. Bundesweit gilt in neun Bundesländern eine Rauchmelderpflicht. In Sachsen gibt es kein Gesetz. Dort hängen nur bei 18 Prozent der Hauseigentümer und Mieter Rauchmelder an den Zimmerdecken.

+++ Kommentar: Auf Nummer sicher gehen +++

Für Stormarns Kreiswehrführer Gerd Riemann ist die Sorglosigkeit absolut unverantwortlich. "Wer schläft, der riecht nichts", sagt der Kreisbrandmeister, "die meisten Menschen, die bei einem Wohnungsbrand ums Leben kommen, ersticken, oftmals haben sie nicht mal Brandblasen." Im vergangenen Jahr zählten die Wehren in Stormarn 586 Brände. Die Helfer retteten 40 Menschen das Leben. Ein Mann konnte allerdings nur noch tot geborgen werden.

Bundesweit sterben jährlich rund 600 Menschen bei Bränden. Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) geht davon aus, dass etwa 95 Prozent durch Rauchgasvergiftungen sterben. Aus Sicht des vfdb, in dem das Forum Brandrauchprävention angesiedelt ist, sind dies vermeidbare Opfer.

Beispielsweise retteten im März dieses Jahres ein Rauchmelder einem 28 Jahre alten Reinbeker das Leben. Der junge Mann hatte sich schlafen gelegt, obwohl auf dem Herd noch Essen kochte. Seine Nachbarin hörte das schrille Piepen des Rauchmelders und sah, dass der Flur des Mehrfamilienhauses schon verqualmt war. Die Rentnerin alarmierte sofort die Feuerwehr. Die Helfer fanden den Mann bewusstlos in der Wohnung, konnten den Mieter aber retten.

"Die Vermieter gehen sehr pflichtbewusst mit dem Gesetz um", sagt Alexander Blazek, Sprecher des Verbands Haus & Grund in Schleswig-Holstein, der in Stormarn 2000 Mitglieder hat. Doch warum sind bei 45 Prozent der Haushalte im Land keine Rauchmelder installiert? Offenbar, weil es niemand kontrolliert.

"Wir haben dafür keine Kapazitäten", sagt Jens Bebensee von der Kreisbauaufsicht. "Außerdem sieht das Gesetz auch keine Ordnungs- oder Bußgelder vor." Wer sich nicht an die Verordnung hält, riskiert aber auch Ärger mit der Versicherung.