Helfer soll Kilometer- und Versorgungsgeld doppelt kassiert haben. Nach einer Selbstanzeige wurde er von seinen Ämtern entbunden.

Ahrensburg. Die Vorwürfe gegen die Führung der Stormarner Malteser wiegen schwer. Der stellvertretende Kreisbeauftragte Alexander K., 31, soll in den vergangenen zwei Jahren den katholischen Hilfsdienst systematisch betrogen haben. Mitglieder werfen K. vor, Kilometer- und Versorgungsgeld doppelt kassiert zu haben. Zudem kritisieren Mitglieder, dass weder der Kreisbeauftragte Thomas W. noch die für den Kreis zuständige Diözesanleitung eingeschritten seien. Wer kritische Nachfragen stellte, sei von seinen Ämtern in der Ortsgruppe Ahrensburg entbunden worden.

Erst nachdem sich die ehrenamtlichen Helfer aus Stormarn an Karl Prinz zu Löwenstein, den Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Malteser Hilfsdienstes in Köln, wendeten, gerieten die Ahrensburger Verantwortlichen unter Druck. Alexander K. soll inzwischen Selbstanzeige erstattet haben. Bei einer Krisensitzung in Ahrensburg wurde zudem verkündet, dass er von seinen Ehrenämtern freigestellt wurde. Die Diözesangeschäftsstelle in Hamburg soll jetzt einer internen Prüfung unterzogen werden, hieß es bei der Versammlung. Wie hoch der mögliche Schaden ist, ist noch unklar.

"So weit personelle Konsequenzen zu ziehen sind, wird dies erfolgen"

Unmut und Misstrauen kam unter den rund 60 Ahrensburger Maltesern auf, als Alexander K. für lukrative Rückholdienste immer gern dieselben Helfer bestimmte. In Zusammenarbeit mit dem ADAC holen Sanitäter der Malteser im Ausland verunglückte Menschen zurück nach Deutschland. Dafür gibt es eine Entschädigung. Jedoch dürfen die Ehrenamtlichen jährlich nicht den steuerlich zulässigen Betrag von 2100 Euro überschreiten.

Alexander K. hatte offenbar aber einen Weg gefunden, wie seine beiden bevorzugten Mitarbeiter mehr Geld verdienen konnten, ohne dass das Finanzamt es merkt. Waren die 2100 Euro erreicht, verbuchte er die Summe einfach auf die Personalnummer eines anderen Helfers, bei dem der steuerfreie Betrag noch nicht ausgeschöpft war. Alexander K. soll Mitarbeitern ausdrücklich gesagt haben, dass dieses Verfahren okay sei.

Auf Anfrage dieser Zeitung beim Diözesanleiter Andreas Damm in Hamburg hieß es, dass diese Vorgänge derzeit geprüft werden. "Sollten sich hier Fehler herausstellen, dann werden die Malteser diese konsequent nachträglich korrigieren. So weit daraus auch personelle Konsequenzen zu ziehen sind, wird dies erfolgen", sagt Damm.

K. half aber offenbar nicht nur guten Freunden, mehr Geld zu verdienen. Er soll sich auch selbst bereichert haben, indem er bei Kilometergeldabrechnungen schummelte. Alle zwei Wochen treffen sich die Stormarner Malteser zum Übungsabend in der Geschäftsstelle Ahrensburg. Wer im Kreis wohnt, kann für die Fahrt Reisekosten bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe geltend machen. Wer nicht im Kreis wohnt, rechnet die Fahrtkosten bei der Malteser-Geschäftsstelle ab.

Alexander K., so der Vorwurf, habe doppelt kassiert. Er wohnt in Hamburg, arbeitet jedoch in Reinbek in der Firma seines Vaters. Bei der Diözesangeschäftsstelle gab er an, aus Hamburg angereist zu sein. Bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe reichte er eine Fahrtkostenabrechnung von Reinbek ein.

"Bezüglich der Abrechnungen der Fahrtkosten mit der Kreisverwaltung Stormarn haben wir keine Fehler festgestellt", sagt Diözesanleiter Damm, "hinsichtlich der Abrechnungen von Fahrten innerhalb unserer Organisation werde ich mich aus Datenschutzgründen öffentlich nicht äußern." Die Kreisverwaltung reagierte gelassen auf die Informationen. Anja Kühl, Leiterin des Fachbereichs Ordnung beim Kreis Stormarn, sagte: "Das ist eine Malteserinterne Angelegenheit, die uns nicht betrifft."

Einen weiteren Weg, zu mehr Geld zu kommen, soll Alexander K. bei der Versorgungspauschale gefunden haben. Bei Einsätzen wie bei Stadtfesten können die Helfer zwölf Euro täglich abrechnen - aber nur, wenn keine Nahrungsmittel gestellt werden. Beim Ahrensburger Stadtfest im vergangenen Jahr habe Alexander K. im Großhandel für alle Essen und Getränke gekauft, zudem verteilte der Veranstalter Essensmarken. Dennoch habe Alexander K. die Versorgungspauschale abgerechnet.

Die Betrugsvorwürfe haben für Ärger und Unlust bei vielen Maltesern in Ahrensburg gesorgt. Dieses Jahr verzichteten sie auf den Sanitätsdienst beim Stadtfest. Der Veranstalter musste die Johanniter aus Lübeck anfordern. "Wir sind derzeit führungslos", sagt ein Mitglied. Auch der Zugführer sei von seinem Amt entbunden worden, weil er kritische Fragen gestellt habe.

Bei den Ehrenamtlichen gilt das Vier-Augen-Prinzip: Aufträge und Abrechnungen müssen von zwei Personen unterschrieben werden. Deswegen fordern Mitglieder, dass auch der Kreisbeauftragte Thomas W. seinen Platz räumen muss. Diözesanleiter Andreas Damm sieht dafür keinen Grund: "Nach den bisherigen Recherchen habe ich keinen Grund zu der Annahme, dass der Beauftrage eine Kenntnis von den Vorgängen hatte, die zur Abberufung seines Stellvertreters geführt haben."

Diese Aussage konnte die Mitglieder nicht besänftigen: Sie schalteten Karl Prinz zu Löwenstein, den Vorstandsvorsitzenden der Malteser in Köln, ein.

Alexander K. bestätigte gegenüber dem Abendblatt, dass er vor wenigen Wochen mit Andreas Damm, der Rechtsanwalt ist, über die Betrugsvorwürfe gesprochen habe.

Noch am selben Tag soll K. Selbstanzeige erstattet haben. Dies sagte er gegenüber den Ahrensburger Maltesern bei der Krisensitzung. Weiter wolle er sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Karl Prinz zu Löwenstein teilte gegenüber dieser Zeitung mit, dass er zu laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben wird.