Seit 50 Jahren ist der Malteser Hilfsdienst in Stormarn im Einsatz. Die ehrenamtlichen Helfer holen auch kranke Urlauber zurück nach Hause

Ahrensburg. "Das Schönste ist die Dankbarkeit der Menschen, wenn ihnen geholfen wurde", sagt Benjamin Borngräber, "selbst, wenn wir ihnen nur ein Pflaster gegeben oder einen Wespenstich gekühlt haben." Der 25-Jährige ist einer von rund 60 Stormarnern, die beim Malteser Hilfsdienst in Ahrensburg als Helfer aktiv sind. Ehrenamtlich leisten sie Sanitätsdienste auf Großveranstaltungen, bieten Erste-Hilfe-Ausbildungen, zum Beispiel für Führerscheinbewerber, an und holen im Auftrag des ADAC Menschen aus dem Ausland nach Unfällen oder bei Krankheit zurück in die Heimat.

Angefangen hat alles im November 1960. Damals gründeten zehn Männer und Frauen den Malteser Hilfsdienst in Stormarn. Der Schwerpunkt waren damals Kurse in Erster Hilfe. Auf dem Grundstück des Klosters Nütschau wurde an der Zufahrt zur B 404 eine Baracke errichtet, die an den Wochenenden von den Maltesern als Erste-Hilfe-Station genutzt wurde. In den folgenden Jahren wurde die Baracke zur Sanitätswache mit Krankentransportfahrzeug ausgebaut. Bis zum Ausbau der B 404 zur Autobahn im Jahr 1985 blieben die Malteser in Nütschau.

Inzwischen haben sie ihre Dienststelle Am Weinberg in Ahrensburg, wo sie ihr 50-jähriges Bestehen feiern.

"Dieses Jahr haben wir schon mehr als 100 Sanitätsdienste geleistet", sagt der stellvertretende Kreisbeauftragte Alexander Kiele. Seine Kollegen und er waren zum Beispiel beim Ahrensburger Stadtfest, beim Nena-Konzert am Beimoorweg sowie bei zahlreichen Betriebsfeiern und Sportveranstaltungen. Die Stormarner Gruppe ist aber auch außerhalb des Kreises aktiv, beispielsweise beim Hamburg-Marathon oder bei den Heimspielen des HSV.

"Wir sind immer mit drei bis vier Helfern bei den Fußballspielen im Stadion, um die Kollegen aus der Hansestadt zu unterstützen", sagt Kiele. Vor zwei Wochen hat er dort einem Mann reanimiert "Der Fan stand am Popcornstand und ist plötzlich einfach umgekippt", erinnert sich der 31 Jahre alte Kiele, "es war ein unbeschreibliches Gefühl, als er nach vier Minuten wieder aufgewacht ist. Da wusste ich, dass ich ihm das Leben gerettet hatte."

Besonders gern erinnert er sich auch an die Wallfahrt nach Rom vor zwei Jahren. "Wir waren 1000 Leute, davon 200 Menschen mit Behinderung", sagt Alexander Kiele. Aus diesem gemeinschaftlichen Erlebnis habe er viel Kraft geschöpft. Solche Momente sind es, die ihn dazu veranlassen, jede Woche zehn bis 15 Stunden seiner Freizeit bei den Maltesern zu helfen. "Das ist etwas komplett anderes als das, was ich beruflich mache", sagt Kiele, der mit seinem Vater eine Firma in Reinbek führt. Die Handwerker bauen Kälte- und Klimaanlagen ein.

Der Reinbeker ist bei den Maltesern vor allem für die Organisation des Rückholdienstes verantwortlich. 2009 haben die Helfer mit ihrer Krankentransportfahrzeugen mehr als 54 000 Kilometer zurückgelegt, um im Auftrag des ADAC Verletzte aus ganz Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen und Österreich zurück in ihren Heimatort zu bringen. 14 Helfer haben zudem eine Zusatzausbildung zur Flugrettung absolviert, um auch Patienten aus den USA und Asien auf dem Flug zurück in die Heimat medizinisch betreuen zu können. Kiele: "In diesem Jahr waren wir zum Beispiel bereits in Singapur und Tokio."

Die Grundlagen für ihre Arbeit werden den Maltesern bei der Sanitätsausbildung vermittelt. Sie dauert mindestens 80 Stunden und schließt mit einer schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung ab. Teilnehmen können Jugendliche ab 16 Jahren, die im Besitz eines Erste-Hilfe-Scheins sind. Bei der Ausbildung lernen die Malteser aber auch, was es bedeutet, einen Schock zu haben, was sie machen können, wenn jemandem schwindelig ist oder wie sie einen Bruch schienen.

"Wichtig ist zudem, die Sprache der Profis im Rettungsdienst zu lernen, um sie bei einem Einsatz zu verstehen", sagt Benjamin Borngräber. Der Student ist seit sieben Jahren bei den Maltesern und liebt die ehrenamtliche Arbeit dort. Es gefällt ihm, Menschen zu helfen und in der Gemeinschaft schwierige Dienste zu erledigen. "Wenn wir einen Einsatz haben, bin ich das ganze Wochenende angespannt", sagt er, "aber am Ende habe ich trotzdem ein gutes Gefühl, weil ich mit anderen Menschen etwas geschafft habe."

Seit 1973 sind die Malteser auch im Katastrophenschutz aktiv. Jeden zweiten Dienstag treffen sich die Mitglieder der Schnelleinsatzgruppe (SEG) in ihrer Dienststelle Am Weinberg in Ahrensburg, um für den Ernstfall zu üben. "Wir haben im Durchschnitt zwar nur ein bis zwei SEG-Einsätze pro Jahr, aber die Leute müssen im Training bleiben", sagt Alexander Kiele, "wir müssen auf Knopfdruck funktionieren, wenn zum Beispiel irgendwo ein Bus in einen Graben gerutscht ist."

An den Übungsabenden wird das theoretische und praktische Wissen aus der Sanitätsausbildung wiederholt. Bei verschiedenen Übungen werden mögliche Szenarien geprobt.

Allein in den vergangenen Monaten haben die Stormarner Malteser zehn bis 15 neue Helfer für ihre Arbeit begeistern können. Schwierigkeiten, neue Mitglieder zu finden, gebe es nicht. Kiele: "Das liegt daran, dass die Menschen bei uns etwas lernen. Sie nehmen etwas mit und das gefällt ihnen."