Vier Kandidaten bewerben sich um das Amt in der Kinderstadt und bekommen Tipps von einem Original

Bargfeld-Stegen. Fast alle Finger schnellen nach oben, als Ute Sauerwein-Weber fragt, wer als Bürgermeister für Stormini kandidieren möchte. 20 von 22 Parlamentariern sind am Montagvormittag im Bürgerhaus von Bargfeld-Stegen entschlossen, sich um die Wünsche der Kinderstadt-Bürger zu kümmern und als Repräsentant zu fungieren. Es braucht mehrere Wahlgänge, bis zwei Mädchen und zwei Jungen für die Kandidatur bestimmt sind. Niklas aus Bargfeld-Stegen ist einer von ihnen. Der Zwölfjährige nimmt zum ersten Mal am Planspiel Stormini teil, das der Kreis Stormarn und der Kreisjugendring vor vier Jahren ins Leben gerufen haben.

Eine Woche lang leben die von rund 200 Helfern betreuten Kinder in einer Zeltstadt, schnuppern tageweise in unterschiedlichste Berufe hinein, nutzen zahlreiche Freizeitangebote - und wählen morgen ihren Bürgermeister.

"Ich will mich für die Wünsche der anderen stark machen", sagt Niklas, der sich als potenzieller Verwaltungschef vorgenommen hat, das Essensangebot und die Getränkeauswahl zu verbessern. Wie seine Kollegen im Parlament gehört er zu den sogenannten Zeltvertretern, die noch am Sonntagabend nach dem Einzug in die Kinderstadt gewählt wurden. Elf Jungen und elf Mädchen vertreten die Interessen ihrer Mitbewohner und sind in dieser Funktion gleichzeitig Parlamentarier Storminis.

Die Anliegen der 230 Bürger im Alter zwischen neun und 13 Jahren sind vielfältig: Der morgendliche Weckruf um 7 Uhr möge leiser sein, die Bettruhe solle eine Stunde später beginnen. Andere wünschen, ihre Süßigkeiten zu behalten, die sie beim Einzug abgeben mussten. Zum Auftakt des Parlaments lagen den Nachwuchspolitikern bereits 33 Anträge vor. "Es gibt viel zu tun für die Parlamentarier", sagt Sauerwein-Weber, die schon im vergangenen Jahr das Gremium ehrenamtlich für den Kreisjugendring betreute. "An drei Vormittagen stehen sie nicht für andere Jobs zur Verfügung. Die Bürgermeisterkandidaten sind Dienstag und Mittwoch in Vollzeit für ihren Wahlkampf im Einsatz."

Was ein Bürgermeister zu tun hat, darüber herrscht Einigkeit unter den Kindern. Er dürfe niemanden bevorzugen, müsse Verantwortung übernehmen, die Meinung des Volkes vertreten und Probleme lösen, lautet die Essenz der Parlamentarierbefragung. Antonia, 13, aus Bad Malente, Marie, 13, aus Bad Oldesloe, Lukas, 10, aus Jersbek und Niklas fühlen sich diesem Anspruch gewachsen.

Bis heute Nachmittag müssen sie versuchen, sich mit einem Slogan von ihren Mitbewerbern abzuheben. Dann werden Wahlkampfplakate produziert. Jeder Kandidat bekommt einen Helfer zur Seite gestellt. Und Andreas Gerckens, Bürgermeister von Bargfeld-Stegen und Gastgeber für Stormini in diesem Jahr, gibt den Kandidaten von 14 bis 16 Uhr in seinem Büro ein Coaching fürs angestrebte Amt. Wenn überall in Stormini die Plakate hängen und die Wahlbenachrichtigungen in den Zeltbriefkästen gelandet sind, müssen sich die jungen Bürger entscheiden. Am Mittwochabend wird dann gewählt. "Ich wünsche mir endlich eine Bürgermeisterin für Stormini", sagt Ute Sauerwein-Weber.