Der Neubau an der AOK-Kreuzung wird Ärztehaus statt Krankenhaus. Asklepios und Park-Klinik übernehmen die Notfallversorgung.

Ahrensburg. Der erste Spatenstich für den Bau eines neuen Ärztehauses mit Bettenstation in der Ahrensburger Innenstadt steht unmittelbar bevor. "In vier Wochen wollen wir loslegen", sagt Dr. Achim Rogge, Geschäftsführer der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe. In etwa einem Jahr soll das viergeschossige Gebäude an der sogenannten AOK-Kreuzung fertig sein. Der Asklepios-Konzern hatte das 770 Quadratmeter große Grundstück, zurzeit noch ein sandiger Parkplatz, im Herbst vergangenen Jahres gekauft. Um darauf eine "Stadtklinik" zu bauen.

Daraus wird offenbar nichts. Ungefähr zeitgleich mit dem Baubeginn in der City wird ein paar Hundert Meter weiter die Klinik Ahrensburg an der Manhagener Allee ihren Betrieb einstellen, und zwar ersatzlos. Die Klinik wird nicht in den Neubau verlagert. Stattdessen soll die Not- und Unfallversorgung im Großraum Ahrensburg komplett neu geordnet werden. Nach Informationen dieser Zeitung sollen die Asklepios Klinik Bad Oldesloe und die Park-Klinik Manhagen die Versorgung sicherstellen. Eine Klinik Ahrensburg mit Sitz wo auch immer spielt anscheinend keine Rolle mehr.

Das ist eine ganz neue Lage. In der Vergangenheit war stets von einem Krankenhausneubau die Rede. Noch am 23. Oktober vergangenen Jahres sagte der Betreiber der Klinik Ahrensburg, Dr. Martin Zellner, gegenüber der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes: "Ich werde mit meiner gesamten Mannschaft, also etwa 50 Personen, umziehen. Und in der neuen, vollwertigen Klinik, die einen modernen und doch intimen Charakter haben wird, werden wir sogar neue Arbeitsplätze schaffen." Nach Informationen dieser Zeitung erwägt Zellner nun sogar - da die Schließung seiner Klinik unmittelbar bevorsteht - Kündigungen auszusprechen.

Der Chirurg wird, ebenso wie die anderen niedergelassenen Ärzte mit Praxen in der alten Klinik, lediglich Räume im Asklepios-Neubau anmieten. Offenbar dürfen die Mediziner noch bis mindestes Ende des Jahres in der dann stillgelegten Klinik an der Manhagener Allee praktizieren. Zellner war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die aktuelle Entwicklung resultiert offenbar aus einem Kompromiss, zu dem der Asklepios-Konzern, die Trägergesellschaft der Park-Klinik Manhagen im benachbarten Großhansdorf, das Sozialministerium in Kiel und nicht zuletzt auch Dr. Zellner in monatelangen Verhandlungen gefunden haben. Dieser Kompromiss scheint den Schlusspunkt einer jahrelangen Auseinandersetzung der verschienenden Krankenhausträger um Zuständigkeiten, um Versorgungsaufträge und nicht zuletzt um öffentliche Fördermittel zu markieren. Sie gipfelte zuletzt in ungezählten Gerichtsverfahren vor Verwaltungssenaten und Zivilkammern, bei denen es im Kern oft um eine einzige Frage ging: Wem stehen die 37 im Krankenhausplan des Landes Schleswig-Holstein verbrieften Planbetten in der alten Klinik Ahrensburg zu? Es ist eine Frage, die für einen Krankenhausbetreiber von existenzieller Bedeutung ist. Denn nur wer über Planbetten verfügt, kann Kassenpatienten behandeln, kann mit den Krankenkassen abrechnen, kann Notfallpatienten behandeln - kurzum: kann überhaupt erst Geld mit einem Krankenhaus verdienen.

Nun sind Grundstück und Gebäude der alten Klinik Ahrensburg an der Manhagener Allee aber im Eigentum der Gesellschaft für Systembetreuung im Gesundheitswesen (GSbG), die wiederum Trägerin der Park-Klinik Manhagen ist. Der Pachtvertrag zwischen der GSbG und Zellner läuft Ende Juni 2011 aus. Die GSbG hat die Auffassung vertreten, dass die 37 Planbetten zur Immobilie gehören und Pachtgegenstand sind. Zellner ist der Meinung gewesen, dass die zum Klinikbetrieb gehören, also ihm zustehen. Und dass er mit diesen Betten in den Neubau umziehen kann.

Das Verwaltungsgericht Schleswig hat sich im Dezember 2010 Zellners Sicht der Dinge angeschlossen, das Landgericht Lübeck hat wenig später nach einer Überprüfung des Pachtvertrages festgestellt, dass die GSbG im Recht sei. Im Anschluss daran setzten sich die Konkurrenten an den Verhandlungstisch, es folgten Einzelgespräche im Ministerium. Mit dem jetzt bekannt gewordenen Ergebnis. Jan Zabel, Verwaltungsleiter der Park-Klinik Manhagen, sagt auf Anfrage: "Es hat aber Gespräche zwischen dem Anwalt der Asklepios Klinik, Herrn Dr. Zellner und der GSbG gegeben, deren Inhalte in Teilen Ihre genannten Informationen widerspiegeln. Eine unterschriebene Vereinbarung zwischen den Beteiligten gibt es nicht. Die GSbG wartet insofern die Ergebnisse der (...) Einzelgespräche ab." Aus dem Sozialministerium heißt es, "vor dem Hintergrund der andauernden Gespräche" werde man sich nicht äußern.