Unsere Schule: Das Abendblatt stellt das Eckhorst-Gymnasium in Bargteheide vor. Seit einem halben Jahr ist es möglich Spanisch zu lernen.

Bargteheide. Am Stadtrand von Bargteheide, neben dem Eckhorst-Wäldchen, dem Schwimmbad und dem Sportstadion, liegt das Eckhorst-Gymnasium. In unmittelbarer Nachbarschaft auch zu einem Discounter, zu dem die Schüler in den Pausen pilgern. Das wird nicht wirklich gern gesehen, ist ab der neunten Klasse aber erlaubt, wenn eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern vorliegt. "Dieses Formular hat eine Rücklaufquote von hundert Prozent", sagt Corinna Knuth, Lehrerin für Englisch und Spanisch und Präventionsbeauftragte.

Das Gymnasium ist nicht klein, zählt mit 762 Schülern aber auch nicht zu den ganz großen. Der Vorteil: Man kennt sich hier noch. "Es ist gemütlich an unserer Schule", sagt Schülersprecher Sven Loss, 18. Daran hat nicht zuletzt die "Kuhle" ihren Anteil, das Forum und Herzstück der Einrichtung.

Hier werden die neuesten Nachrichten ausgetauscht, Hausaufgaben gemacht, die Pausenbrote gegessen, oder es wird einfach nur gechillt. Die Kuhle dient als Bühne für Kunst- und Theaterprojekte, Konzerte, Vorträge und Aufführungen der Musical-AG. "Sie ist zudem das pädagogische Zentrum für Freiarbeiten oder Projektunterricht. Stets belebt und beliebt", sagt Corinna Knuth. "Die Schule mit der Kuhle" ist ein geflügeltes Wort am Eckhorst.

Natascha Weber, die Vorsitzende des Schulelternbeirats und Mutter von zwei Eckhorst-Schülern, hebt das gute Miteinander hervor, die familiäre Atmosphäre, den vorbildlichen Einsatz der Eltern. Selbst in den höheren Klassen erscheinen sie bei Elternabenden fast immer in Doppelbesetzung. Sie sagt: "Es ist ein überschaubarer, abgeschlossener Schulbereich, der nach allen Seiten offen ist." Das klingt nach Widerspruch, ist aber keiner, denn am Eckhorst-Gymnasium regiert die Vielfalt. Keine Schublade, in die sich die Schule stecken ließe. "Darauf sind wir stolz", sagt Corinna Knuth. Es gibt ein Sportprofil, seit einem guten halben Jahr die Möglichkeit, Spanisch zu lernen, einen regen Austausch mit Schulen in sechs europäischen Ländern sowie aktuell 26 Arbeitsgemeinschaften.

"Schule muss trotz klarer Zielvorgaben Spaß machen. Sie muss ein verlässlicher und fairer Partner sein, ein Ort, an dem sich die Schüler gut aufgehoben fühlen", sagt Schulleiter Herbert Diebold. Eine fundierte Ausbildung sei genauso wichtig wie die Förderung des eigenständigen Lernens. Das verlangt von dem relativ jungen Kollegium, das Durchschnittsalter liegt bei 45 Jahren, viel Einsatz, Kreativität und Teamarbeit. Fächerübergreifendes Lernen wird praktiziert, wenn es sich anbietet. Zum Beispiel beim Song-Projekt im Französisch-Unterricht der Klasse 9 d. Die Jugendlichen haben mit Französischlehrerin Karolin Goll, 28, das Lied getextet, Musiklehrer Kolja Toll, 29, hat die Melodie komponiert, im Kunstunterricht entstand das CD-Cover. "Perdu" heißt die Scheibe, die die Jugendlichen in einem Tonstudio in Hamburg aufgenommen haben. Parallel entstand ein Musikvideo. "Das war eine sehr gute Erfahrung", schwärmt Nikolas Lüthke, 15. Mitschülerin Mareike Lüthgen sagt: "Das Projekt hat uns zusammengeschweißt." Die CD haben sie beim FrancoMusique-Wettbewerb des Cornelsen-Verlages eingereicht.

"Projektbezogener Unterricht muss nicht viel aufwendiger sein als Frontalunterricht. Er verlangt von den Schülern, selbst aktiv zu werden", sagt Corinna Knuth. Sie hat das Lehrplan-Thema USA im Englischunterricht der achten Klassen mit einem Internetprojekt aufgearbeitet. "Wir haben ein Wikipedia für die USA entwickelt", sagt Liv Tiedemann, 14. Sie hat sich mit Janik Hausmann, 14, und Sophia Köhler, 13, dem Bundesstaat Maryland gewidmet und mit Hilfe englischer Internet-Seiten eigene Texte zur Geschichte und Kultur verfasst. Auf Englisch versteht sich. "Das war eine Herausforderung", sagt Janik. Hat aber in puncto Medienkompetenz, Sach- und Sprachkompetenz viel gebracht. Viele Fünf- bis Achtklässler machen im Mai beim Big Challenge mit, dem ersten europäischen Englisch-Wettbewerb für Schulen.

Die Wettbewerbskultur wird groß geschrieben am Eckhorst. Und sie hinterlässt auch ihre Spuren. Das Online-Nachrichtenportal "Bargteheide aktuell" gäbe es nicht, wenn nicht ein ehemaliger zwölfter Jahrgang beim Junior Programm des Instituts der Deutschen Wirtschaft mitgemacht hätte.

Praxisnah gestaltet auch Petra Tessmer ihren Unterricht. Das Konzept " Chemie im Kontext", das an Schulen im Land angewendet wird, hat sie mit entwickelt. Die Zwölftklässler haben sich in Expertengruppen aufgeteilt und untersuchen Waschmittel. Jede Gruppe stellt am Ende ihre Ergebnisse und Versuchsreihen den Mitschülern vor. Noch ein Beispiel, wie selbstständiges Lernen funktioniert.

In den siebten Klassen unterrichtet Michael Schwarz, 37, Deutsch. Auch er nutzt moderne Unterrichtsformen. Seine Schüler haben mit den schuleigenen Laptops einen Test entworfen zum Thema "Was ist ein Star?" "Das ist Sachtextanalyse", sagt Schwarz. "Das hat echt Spaß gemacht", sagt Simon Walter, 12. Sicher haben die Schüler dabei auch an David Kross gedacht, der das Eckhorst-Gymnasium besucht hat, bis er sich aufmachte, Hollywood zu erobern.

Über ihn hätte das Team von "Radio Eckhorst" berichtet, wenn es damals schon auf Sendung gewesen wäre. Seit einem Jahr versorgt das zehnköpfige Moderatorenteam die Mitschüler montags in der Mittagspause mit Infos und erfüllt Musikwünsche, die bei Facebook angemeldet werden können. Bei der Anschaffung der USB-Mikrofone, Audio-Schnittsoftware, Boxen und Mischpult half der Schulverein. "Wir haben auch die "Redaktionskluft", T-Shirts mit Logo, spendiert", sagt Schulvereinsvorsitzende Claudia Laatz. "Wir sind beim Jugendprojektpreis der Bürgerstiftung Region Ahrensburg in der Endausscheidung", sagt Radio-Mitarbeiter Joshua McCullagh, 15. Das freut auch Initiator Michael Schwarz.

Das Klima ist prima - dafür sorgen die Umweltbeauftragte Claudia Vogel und die Klima-Wächter. Zwei gibt es in jeder Klasse. Die Älteren sensibilisieren die Jüngeren mit Vorträgen und Ausstellungen für das Thema.

Trotz aller positiven Stimmen, eine "Überschule" ist das Eckhorst nicht. Auch hier kennt man Mobbing, Vandalismus und Diebstähle. Im Pädagogischen Gesprächskreis, einem paritätisch besetzten Gremium aus Schülern, Lehrern, Vertrauenslehrerin Hiltrud Zillies und Schulsozialpädagogin Claudia Selzener, wird nach Lösungen gesucht. Verzahnungen gibt es unter den Klassenstufen beim Thema Suchtprävention. Handy-Scouts sollen ausgebildet werden. Lions Quest, das Jugendförderprogramm zum sozialen Lernen und zur Gewaltprävention wird in den fünften Klassen erprobt. Auf den Fluren hängen Plakate mit Sprüchen, die Schüler und Lehrer zum Nachdenken anregen wollen. Sie sind das Ergebnis eines Kunstprojekts. Einer davon: "Ein Lächeln bringt dich nicht um"