Unsere Schule: Das Abendblatt stellt die Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe, das größte Gymnasium Schleswig-Holsteins, vor.

Bad Oldesloe. Für Henning Bergmann ist es eine echte Herausforderung, alle Schüler für ein Foto zusammenzutrommeln. Die Theodor-Mommsen-Schule (TMS) ist das größte Gymnasium Schleswig-Holsteins, der Schulriese des Nordens. 1301 Schüler werden von 107 Lehrern unterrichtet.

Pause. Nicht nur auf dem Schulhof herrscht Durcheinander. Im Lehrerzimmer wuseln Dutzende von Pädagogen durch den großen Raum im Erdgeschoss. Sie trinken Kaffee, tauschen sich aus, besprechen Dienstliches, auch Privates. Manche haben sich in den angrenzenden, ruhigeren Arbeitsraum zurückgezogen, denn der Geräuschpegel im Lehrerzimmer ist hoch. Christian Greten, seit August einer von derzeit zehn Referendaren an der TMS, mag die Atmosphäre. "Auch wenn hier so ein Trubel ist, ich habe gar nicht das Gefühl, an so einer großen Schule zu sein. Das geht hier so familiär zu", sagt Greten schwärmerisch. Der 27-Jährige aus Stralsund ist bisher sehr zufrieden mit seiner Ausbildung. "Es gibt hier gute Mentoren, und im Unterricht werden den jungen Leuten viele Freiheiten gelassen, eigene Ideen einzubringen. Man fühlt sich gleichberechtigt." Ein Gefühl von Mitbestimmung wird aber auch den Schülern gegeben werden. Etwa über die Schülervertretung.

"Wir sind das größte Gymnasium, wir sollten mehr Profilklassen haben"

9.45 Uhr. Im Container der Schülervertretung auf dem Schulhof herrscht Gedränge. Dicht an dicht sitzen die 30 Klassensprecher der neunten und zehnten Klassen auf den beiden Sofas und zahlreichen Stühlen. Sie diskutieren über den nahenden Tag der offenen Tür am 11. März. Der von den Lehrern festgesetzte Termin, ein Sonnabend, passt ihnen gar nicht. Anna Schmalowski 17, Schulsprecherin des Gymnasiums, versucht, sich Verhör zu verschaffen. Die Schülerverteter wollen die Beschwerden der Schüler ernst nehmen. "Wir haben immer ein offenes Ohr für Probleme und tragen die natürlich auch an die Schulleitung weiter", sagt sie sicher. So manch kleine Probleme könnten gelöst werden. Aber es gebe auch einige Baustellen. "Gerade in puncto Profilklassen gibt es noch Kommunikationsbedarf zwischen Schülern, Lehrern und Eltern. Die Ausrichtung der Profile müsste unserer Meinung nach noch überarbeitet werden", sagt der stellvertretende Schulsprecher Torben Stallbaum, 18. "Wir sind das größte Gymnasium, deswegen sollten wir noch mehr Profile anbieten. Viele wünschen sich ein Kunst/Musik-Profil und ein Sportprofil", sagt Anna Schmalowski.

Während die Klassensprecher diskutieren, marschiert die Klasse 5 b in den naturwissenschaftlichen Trakt, das K-Gebäude. Biologie steht auf dem Stundenplan. Kaninchen-, Rinder, Ziegen-, Katzen- und Hundeschädel stehen auf den Tischen. "Schnapp, schnapp. Guck mal, die Ziege hat oben keine Schneidezähne", sagt Tabea Bernhardt, 11, lachend und klappt den Kiefer der Ziege auf und zu. Die 23 Schüler sollen etwas über die unterschiedlichen Gebisse und die Ernährung der Tiere lernen. Bio-Lehrer Friedrich Gütte hat Zettel verteilt, auf denen die Kleinen die Merkmale der verschiedenen Gebisse notieren müssen. "Das macht richtig Spaß. Und der Herr Gütte macht das immer so lustig", sagt Helene Mühle, 10.

Schüler werden mit Fremdsprachen und Praktika auf die Zukunft vorbereitet

Im Hauptgebäude sitzen Clara Kasten und Isabell Ferdinand mit einigen Mitschülern kichernd in einem der Klassenzimmer. Etliche Fotos liegen vor ihnen auf dem Tisch. "Guck mal, ohhh, die Quetschtüten mit Apfelmus. So lecker", erinnert sich Isabell Ferdinand. Die beiden 16-Jährigen lassen ihre Erlebnisse vom Schüleraustausch ins französische Olivet (südliche von Orléans) Revue passieren. Jedes Jahr fahren Schüler der zehnten Klassen dorthin. Fremdsprachen haben an der Theodor-Mommsen-Schule einen hohen Stellenwert. Seit zehn Jahren nehmen die Stormarner erfolgreich an Landeswettbewerben teil. "2010 wurde unsere Schülerin Lisa Nesti sogar zweite Bundessiegerin", sagt Christiane Behrendt, Koordinatorin der Fremdsprachenwettbewerbe an der TMS, stolz.

Im zwölften Jahrgang haben sie dann die Möglichkeit zu einem weiteren Auslandsaufenthalt, der über die Schule organisiert wird. Ein Auslandspraktikum in England (Torquay) und Spanien. Kerstin Scherdin ist vor kurzem aus Malaga zurückgekehrt. Zwei Wochen arbeitete sie dort in der Verwaltung einer Klinik. "Das war klasse. Auch wenn man sich manchmal mit Händen und Füßen verständigen musste, weil der Dialekt so hart war", sagt die 18-Jährige, die sich vorstellen kann, später einmal in Spanien zu arbeiten.

Schon früh auf die Zukunft vorbereiten sollen auch die Wirtschaftspraktika in der Region. "Wir haben hier in Bad Oldesloe eine tolle Kooperation mit vielen Unternehmen, Verbänden und Vereinen", sagt Dörte Fahrenberg. Regelmäßig organisiert die Lehrerin zusammen mit Schülern der 13. Klasse auch Vortragsreihen. "Wir organisieren alles: von Rednern bis hin zum Catering. Dabei lernt man Sachen, die man im Unterricht nicht lernt, aber später im Job gut gebrauchen kann", weiß Max Liebhoff, 19.

In der Mehrzweckhalle zurrt Carsten Totzke die Sicherheitsgurte fest. Gleich geht Melissa Skerhutt, 14, in die Luft. Genauer gesagt an die Kletterwand. Fast sieben Jahre hatte die Schule dafür Geld gesammelt. 20 000 Euro kosteten die Materialien für die zehn Meter breite und 7,50 Meter hohe Kletterwand. Seit gut einem Jahr steht die Sportart Klettern nun endlich auf dem Stundenplan.

Ab dem nächsten Schuljahr soll es eine Musikklasse geben

Im obersten Stock packen 20 Fünftklässer gerade ihre Instrumente in die Taschen. Melvin Schneider, 11, spielt seit etwa fünf Jahren Geige. Er ist einer der Schüler, die sich auf die Musikklasse freuen, die ab dem kommenden Schuljahr angeboten wird. Das Projekt mit dem Namen "Streicherhimmel - BigBand Fieber" in Kooperation mit der Musikschule Bad Oldesloe ermöglicht es den Schülern, innerhalb von zwei Jahren ein Streich- oder Blasinstrument zu erlernen. Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass, Trompete, Posaune und Saxofon stehen zur Auswahl. Im Unterrichtsplan sind zwei Musikstunden in der Woche vorgesehen, eine theoretische und eine praktische, in der die Schüler im klasseninternen Streicher- und Bläserensemble musizieren. Zusätzlich werden die Kinder in kleinen Gruppen von einem Instrumentallehrer der Musikschule kostenpflichtig unterrichtet. Für die Aufnahme in die Musikklasse müssen die Schüler in der Oldesloer Musikschule angemeldet werden. Der Instrumentalunterricht findet aber an der TMS statt. "Wir haben viele positive Rückmeldungen für die Musikklasse von den Eltern bekommen", sagt Musikschullehrerin Carda Allkofer.

14.15 Uhr. Noch immer ist Leben in der Schule. Während Lukas Warter, Nicolas Psathakis, Jan Allers, Tobias und Alexander Gepp in der Computer-AG noch am neuen Internetauftritt schustern und der Schule auch virtuell ein modernes Aussehen verpassen, lassen rund 40 Schüler gegenüber den Holzboden der Aula beben. Der Unterstufenchor übt für das Musical "Toms Traum". Musiklehrer Burkhard Malmen freut sich: "Das ist das Highlight jedes Jahr an der TMS, schließlich arbeiten mehr als 100 Schüler daran."