Beim Forum Masterplan Verkehr kritisieren Teilnehmer den Zustand vieler Strecken. Dabei nutzen schon 40 Prozent der Bürger das Rad für City-Touren

Ahrensburg. Die Schlossstadt entwickelt sich zur Radfahrer-Hochburg - und muss für diese Klientel noch einiges tun, wie jetzt das dritte Forum zum Masterplan Verkehr zeigte. Beim Workshop zum Thema "Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Radverkehr" standen die Bedürfnisse der Radfahrer im Mittelpunkt. Es gebe zu wenige Radwege. Und die, die es gibt, seien oft in schlechtem Zustand. Ferner werde Radfahrern am Bahnhof Ost das Umsteigen auf die U 1 unnötig schwer gemacht - dort gibt es nur Treppen. So lautete die Kritik von Bürgern, die in die Stormarnschule gekommen waren, um ihre Anregungen in den Masterplan einzubringen.

Die Zahlen der jüngsten Verkehrserhebung von 2009 sprechen eine eindeutige Sprache: Für Fahrten ins Stadtzentrum steigen immerhin 40 Prozent der Ahrensburger auf das Rad, das damit das Auto überholt. 17 Prozent der Bevölkerung nutzten das Fahrrad regelmäßig. Aus Sicht vieler auf teilweise inakzeptablen Wegen. "Der Radweg von Großhansdorf nach Ahrensburg ist unerträglich", sagte ein Großhansdorfer. "Der Weg ist teilweise nur 75 Zentimeter breit und ungepflegt. Höhe Vierbergen fürchte ich regelmäßig Kollisionen mit anderen Radfahrern."

Ein Ahrensburger forderte den Ausbau des Radwegenetzes Richtung Wulfsdorf, die Wege entlang der B 75 seien nicht ausreichend. Jürgen Plage vom Seniorenbeirat erinnerte an die Bedürfnisse alter Menschen: "Sie wollen mit dem Rad zur Bahn kommen, dafür fehlen zum Beispiel bei der U-Bahnstation Ost entsprechende Rampen." Mehrere Bürger wünschten sich die Verlagerung von Radwegen auf die Straße. Ihre Begründung: Auf der Straße würden sie von Autofahrern besser gesehen und berücksichtigt. Dazu sagte Stephan Schott, Leiter des städtischen Straßenwesens: "Wir prüfen stets die Verlegung vom Radverkehr auf die Straße. Es wird weitere Radwege auf der Straße geben."

Um das 27 Kilometer lange Radwegenetz der Schlossstadt kümmert sich ein Fahrradbeauftragter. Im Januar startete außerdem die "AG Rad". Dem Gremium gehören Vertreter von Polizei, Politik, Stadt, Seniorenbeirat und des Hamburger Ingenieurbüros Schmeck an. Ziel ist es, die Radwege in Alltags- und Freizeitrouten aufzuteilen. Zweimal jährlich will sich die AG künftig treffen. Im Austausch mit der AG, dem Fahrradclub ADFC, der Bahn und Bürgern erarbeitet der Fahrradbeauftragte schließlich Beschlussvorlagen für den Bauausschuss.

Bus-Linie 576 soll ab Frühjahr 2011 bis zur Siedlung Allmende führen

Beim dritten Forum Masterplan Verkehr stellte das Lübecker Stadtplanerbüro Urbanus den Entwurf einer Verkehrsstrategie für Ahrensburg vor. Beim ÖPNV sei das Haltestellennetz gut, so die Planer. Doch das Taktangebot müsse ausgeweitet, der Abend- und Wochenendverkehr verbessert werden.

Auch bei den Verbindungen sieht Urbanus Optimierungsbedarf: Das Gewerbegebiet Nord müsse besser angebunden werden. Ferner benötigten die Bürger eine Direktverbindung vom S-Bahnhof zur U-Bahnhof West.

Für den Stadtteil Wulfsdorf gibt es konkrete Pläne für eine bessere Anbindung. Wenn das Baugebiet Wilde Rosen komplett besiedelt ist, leben in Wulfsdorf circa 1000 Menschen. "Gerade erarbeite ich eine Beschlussvorlage, die vorsieht, die Linie 576 vom U-Bahnhof West über den Bornkampsweg bis nach Allmende zu verlängern", sagte Ulrich Kewersun von der Bauverwaltung. Die Busse sollen montags bis freitags stündlich fahren. Wenn der Bauausschuss grünes Licht gibt, könne der Betrieb nach Ostern beginnen. Auf die Stadt kämen jährlich Kosten von 37 000 Euro zu, an denen sich der Kreis nach jetzigem Stand nicht beteiligen wird.