Neue Betondecke wirft an der A-1-Anschlussstelle Bad Oldesloe Wellen. Gutachter müssen jetzt klären, ob die Firma gepfuscht hat.

Bad Oldesloe. Die Sanierung der Autobahn 1 bei Bad Oldesloe verzögert sich. Zwar sind mehr als 80 Prozent der neuen Betonpiste auf dem sechs Kilometer langen Abschnitt gegossen. Doch ausgerechnet dieser neue Beton, der sicheres und komfortables Fahren garantieren soll, entpuppt sich nun als Problemfall: Offenbar sind Mängel zutage getreten.

"Es gibt Schwierigkeiten", sagt Harald Haase, Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Kiel. Klaus Scholler, der stellvertretende Leiter des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr in Lübeck, konkretisiert diese Schwierigkeiten: "Der Betonfertiger bereitet der Baufirma Probleme. Der Beton kommt einfach nicht so raus, wie er sein soll." Er werfe leichte Wellen, und seine Oberfläche sei nicht so griffig, wie sie es eigentlich sein müsste. Scholler: "Die Arbeiter versuchen immer wieder, den Fertiger nachzujustieren. Aber sie bekommen es einfach nicht hin."

Nun sind dort, wo eigentlich schon in wenigen Tagen wieder der Verkehr rollen sollte, Gutachter gefragt. Nach Informationen dieser Zeitung haben sich die Behörde und die Firma Reinhold Meister aus dem bayerischen Hengersberg darauf geeinigt, die Fahrbahn von neutralen Sachverständigen in Augenschein nehmen zu lassen. Sie werden auch feststellen, ob es noch weitere, womöglich gravierendere Schwachpunkte gibt. Wie ist es zum Beispiel um die langfristige Haltbarkeit des neuen Fahrbahnbelags bestellt?

"Alles muss gerichtsfest gemacht werden", sagt Ministeriumssprecher Haase. Er ergänzt, dass die Verwaltung aber eine einvernehmliche Lösung mit der beauftragten Firma anstrebe.

Sicher ist bis jetzt nur, dass sich der Abschluss der Bauarbeiten durch die Probleme deutlich verzögert. "Wie stark, ist noch überhaupt nicht absehbar", sagt Klaus Scholler. "Es ist ja auch noch gar nicht klar, was jetzt geschieht." Das zu entscheiden, sei schwierig. "Die Frage ist, wann eine Fahrbahn gar nicht benutzbar ist." Sollte sie es nicht sein, müsste im schlimmsten Fall die gesamte Betondecke erneut herausgerissen werden.

Üblicherweise aber wird, so weit es möglich ist, nachgebessert. Bei Mängeln, die sich nicht beheben lassen, aber auch nicht dazu führen, dass eine Fahrbahn nicht benutzbar ist, gelten sogenannte Abzugsformeln. Das heißt: Die Baufirma bekommt weniger Geld. Möglich ist auch, dass die Gewährleistungszeit verlängert wird, also die Frist, binnen der ein Auftraggeber kostenlose Reparaturen verlangen kann.

Diese Szenarien wecken ungute Erinnerungen an das Jahr 1996. Damals war die Fahrbahn in Richtung Hamburg zwischen der Raststätte Buddikate und der Abfahrt Ahrensburg saniert worden, auch damals waren sofort Mängel festgestellt worden: Der Beton hatte ebenfalls Wellen geschlagen. Die Folgen der damals festgestellten Baumängel sind aktuell unübersehbar: Auch diese Fahrbahn wird zurzeit saniert. Sie hielt nur 14 Jahre lang und damit nicht mal halb so lang wie üblich. Der harte Winter 2009/2010 gab ihr den Rest. Die Kosten für die vorzeitige Sanierung belaufen sich auf mehr als sieben Millionen Euro.

"Das war ein Zustand, der mich im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert hat", sagt Landrat Klaus Plöger rückblickend, der die Strecke seit zwölf Jahren täglich fährt. Er ist ärgerlich: "Das gibt's doch gar nicht, dass die deutsche Wirtschaft nicht in der Lage ist, eine Straße zu bauen." Durch die Bauarbeiten gehe täglich Wirtschaftskraft verloren.

Für Firmen in den autobahnnahen Oldesloer Gewerbegebieten ist die Dauerbaustelle besonders schmerzhaft: Von Süden her ist die Kreisstadt seit mittlerweile beinahe einem halben Jahr nicht mehr zu erreichen, weil die Abfahrt gesperrt ist.