Das Phantombild des gesuchten Vergewaltigers vom S-Bahnhof erbrachte 115 Hinweise. Eine heiße Spur war bisher noch nicht dabei.

Reinbek. Die Polizei will auf der Suche nach dem Vergewaltiger von Reinbek jetzt einen Massen-DNA-Test starten. Die Ermittlungen der Kripo und eine Öffentlichkeitsfahndung mit einem Phantombild haben keine brauchbaren Hinweise auf den Täter gebracht, der Anfang Februar und Ende März zwei Frauen im Alter von 30 und 21 Jahren am Reinbeker Bahnhof verschleppt und missbraucht hat. ,Die Ermittler wollen nun Männer aus Reinbek und Umgebung zu einem Massen-Gentest auffordern. Das hat Polizeisprecherin Jana Kralisch auf Anfrage bestätigt.

115 Hinweise seien nach der Veröffentlichung des Fahndungsbildes bei der Polizei eingegangen, sagt Kralisch. Bislang hätten sie zu keiner heißen Spur geführt. Die Auswertung einiger weniger Tipps stehe allerdings noch aus. Das Landeskriminalamt (LKA) in Kiel hat mittlerweile eine Fallanalyse erstellt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der gesuchte Triebtäter entweder in Reinbek lebt, in der Stadt arbeitet oder sich zumindest öfter dort aufhält. Mit dieser Erkenntnis möchte die Polizei eine DNA-Reihenuntersuchung beim Landgericht in Lübeck erwirken.

Letztlich liegt es an den Juristen in der Hansestadt, zu entscheiden, ob der Gentest sinnvoll ist und - falls die Antwort Ja lautet - welche Männer ins Fahndungsraster fallen und damit zur Speichelprobe eingeladen werden. "So weit sind wir aber noch nicht", sagt Jana Kralisch. Erst wenn der letzte Hinweis ausgewertet sei und es dann immer noch keine Spur gebe, könne der Massentest beantragt werden.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Überhaupt ist das ganze Prozedere langwierig. Die Reinbeker Ermittler gehen davon aus, dass "noch in diesem Jahr" die ersten DNA-Proben untersucht werden könnten.

Die Polizei weist darauf hin, dass der Test freiwillig ist und die Daten der Unschuldigen sofort wieder vernichtet werden. "Auch darf der freiwillig abgegebene genetische Fingerabdruck nicht mit gesicherten DNA-Spuren aus anderen Verbrechen abgeglichen werden", sagt Jana Kralisch.

Viele Menschen, insbesondere Datenschützer, kritisieren Massen-DNA-Tests. Denn Menschen würden dem Prinzip der Unschuldsvermutung zum Trotz gezwungen, ihrerseits ihre Unschuld zu beweisen. Auch stellen viele die Freiwilligkeit in Frage, denn wer keine Speichelprobe abgibt, könne daraufhin in den Fokus polizeilicher Ermittlungen rücken. Kann jemand beispielsweise kein Alibi vorweisen, kann die Staatsanwaltschaft ihn zu einer Speichelprobe zwingen. Zudem wird oft von zweifelhafter Effizienz und sehr hohen Kosten gesprochen. Die Auswertung eines DNA-Tests kostet rund 20 Euro. Bisher verliefen die meisten Massengentests in Deutschland ergebnislos.

Im Reinbeker Fall konnten die Ermittler an beiden Tatorten DNA-Spuren des Täters sichern. Am Dienstag, 2. Februar, war der Vergewaltiger gegen 17.50 Uhr in das Auto einer 30 Jahre alten Frau gesprungen, die kurz zuvor mit der S-Bahn am Reinbeker Bahnhof angekommen war. Der Mann hatte sein Opfer gezwungen, mit ihm an einen abgelegenen Ort zu fahren und hatte sich dort an der Frau vergangen.

Die zweite Frau hatte der Unbekannte am 28. März entführt und missbraucht. Die 21-Jährige hatte an jenem Sonntagmorgen gegen 5.30 Uhr eine Feier im Reinbeker Stadtzentrum verlassen und sich allein auf den Weg in Richtung Bahnhof gemacht. Kurz vor der S-Bahn-Station, die gegenüber der Polizeiwache liegt, hatte der Täter die Frau gepackt und vergewaltigt.