Neue Personalausweise bedeuten mehr Verwaltungsaufwand. Städte zahlen je Exemplar bis zu acht Euro zu

Reinbek/Barsbüttel. Ab November kann der neue Personalausweis beantragt werden. Das scheckkartengroße Dokument kann erheblich mehr als sein Vorgänger. Biometrische Daten wie der Fingerabdruck können auf dem Chip samt Bild gespeichert werden. Mehr Sicherheit beim Einkaufen im Internet soll die "electronic identity" (eID) ermöglichen.

Um diese Funktion nutzen zu können, müssen Zusatzgeräte gekauft werden, die an den Computer angeschlossen werden. Städte und Gemeinden befürchten zusätzliche Kosten, die wegen der aufwendigen Beantragung auf sie zukommen.

Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf sagt: "Das ist ein ärgerlicher Faktor. Wir kommen auf 48 000 Euro zusätzliche Kosten für die Stadt." Er geht davon aus, dass knapp 2500 Anträge im Jahr bearbeitet werden. Die zusätzlichen Kosten, so hofft der Bürgermeister, könnten allerdings kompensiert werden, da die Außenstelle des Bürgerbüros in Neuschönningstedt geschlossen wurde. Hinzu komme aber noch die Umrüstung für die Computer, die etwa 3000 Euro je Arbeitsplatz koste, so der Bürgermeister.

Umrüstung der Computer kostet 3000 Euro je Arbeitsplatz

In Barsbüttel holen jede Woche rund 40 Bürger einen neuen Ausweis aus dem Rathaus ab. Bürgermeister Thomas Schreitmüller geht davon aus, dass je Woche fünf zusätzliche Arbeitsstunden durch die intensiveren Beratungsgespräche für die Angestellten anfallen. Auf die Gemeinde könnten dadurch 12 000 Euro im Jahr zusätzlich zukommen. Schreitmüller, der auch Vorsitzender des Gemeindetags ist, sagt: "Es ist eine Sauerei, dass der Bund den neuen Personalausweis vorschreibt und uns Kommunen auf den Kosten sitzen lässt."

Der Deutsche Städtetag und der Städte- und Gemeindebund fordern vom Bund Nachbesserungen bei der Finanzierung. 29,80 Euro müssen Bürger für das zehn Jahre gültige Dokument bezahlen. Der alte Ausweis kostete nur acht Euro. Wer unter 24 ist, zahlt 19,80 Euro. Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren können ihren ersten Ausweis kostenlos beantragen.

Zeitaufwand ist etwa viermal so groß wie bisher

Die Kommunen sollen von den Gebühren aber nur sechs Euro einbehalten dürfen - der Rest geht an den Bund. Doch diese sechs Euro dürften die Kosten bei weitem nicht decken. In Reinbek entstanden für die Beantragung eines Personalausweis bisher Kosten von 5,23 Euro. Mit dem neuen Dokument seien es mehr als 14 Euro, so Bürgermeister Axel Bärendorf. Die Stadt zahlt also bei jedem Personalausweis etwa acht Euro aus eigener Tasche drauf.

Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz sagt: "Ich kann die Kosten noch nicht abschätzen." Er hofft aber auf freie Kapazitäten seiner Mitarbeiter, weil die Bearbeitung der Lohnsteuerkarten in diesem Jahr wegfällt und von externen Firmen übernommen werden soll.

Die Ahrensburger Verwaltung geht nach Angaben von Rathaussprecher Andreas Zimmermann davon aus, dass die Beratungszeit bei dem neuen Dokument etwa viermal so groß ist wie bisher. Wie die Angestellten das schaffen sollen, sei unklar. "Die Kosten sind noch nicht zu beziffern", so Zimmermann. Der Stadt entstehen auch Kosten für neue Software und Geräte wie den Fingerabdrucksensor. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach sagt: "Das ist natürlich sehr bedauerlich, aber von Seiten der Stadt nicht zu ändern."

Und dabei wollen viele Bürger den neuen Alleskönner gar nicht haben.

Eine Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) ergab, dass 44 Prozent gegen die Einführung des neuen Personalausweis sind. Der hohe Preis und Skepsis an der Sicherheit der Daten seien die wesentlichen Gründe für ihre Ablehnung.