Rund 1000 Zuschauer genießen das MusicStormarn-Finale am Ahrensburger Schloss. Siegerin Lela Johns tritt jetzt mit Nena auf.

Ahrensburg. "Ich bin sprachlos." Dass sie am Ende des MusicStorm-Finales auf der Ahrensburger Schlossinsel den ersten Preis in den Händen hielt, raubte Lela Johns für einen kurzen Moment die Worte. "Nachdem Kalamazoo aufgetreten war, habe ich mir keine Chancen mehr ausgerechnet", sagte die Oldesloerin. Als Jurorin Isgaard die junge Sängerin nach deren Auftritt überschwänglich lobte - "Ich hoffe, dass du heute Abend unsere Siegerin bist" - wagte Lela Johns, wieder ein wenig zu hoffen. "Und jetzt darf ich sogar eine CD aufnehmen", sagte sie, "es hat geil gerockt heute, unglaublich. Alles war einfach toll."

Auch Jana Shungu hatte auf einen anderen Kandidaten gesetzt. "Meine Favoriten waren die Red Sky Pilots." Umso mehr freute sie sich darüber, dass die Jury sie beim größten Stormarner Musikwettbewerb für Nachwuchskünstler gemeinsam mit Lela auf den ersten Platz gesetzt hatte. "Wir haben ja schon fast den ganzen Tag miteinander verbracht und festgestellt, dass wir viel gemeinsam haben."

Ein Tag, den Jana Shungu nicht vergessen wird: "Ich habe noch nie vor so vielen Menschen gespielt. Das war eine ganz tolle Atmosphäre hier." Rund 1000 Musikfans waren zum Open-Air-Abschlusskonzert auf die Schlossinsel gekommen

Bei der Zuschauerabstimmung gaben sie nach vier Stunden Musik an einem heißen Sommertag noch mal alles für ihre Favoriten. Auch ohne den Krach von Vuvuzelas, die bei der Abstimmung nicht erlaubt waren, stieß das Applausometer an seine Grenzen. 113,7 Dezibel zeigte es für die Red Sky Pilots an. Das bedeutete zunächst Platz eins für den energiegeladenen Auftritt der Band aus Reinfeld und Reinbek, die beim letzten Auftritt des Abends mit Indie-Rock-Pop noch einmal richtig für Stimmung gesorgt hatte.

Volkes Stimme ergänzten die Juroren Michy Reincke, Stefan Gwildis und Isgaard. Die drei Musiker verfolgten die Auftritte vor der herrlichen Kulisse mitten im Publikum und gaben nach den 20-minütigen Auftritten der Musiker jeweils kurze Einschätzungen ab. Die Sängerin Isgaard sagte: "Die waren alle großartig. Alle Bands spielen auf hohem Niveau." Die ausgebildete Opernsängerin achtete natürlich besonders auf den Gesang - und wurde nicht enttäuscht.

Michy Reincke fand lobende Worte für Dezibel 45: "Ich habe vor vier Jahren auf einem großen Festival gespielt, bei dem eine ähnlich junge Band dabei war. Die waren aber lange nicht so gut. Die Gruppe hieß Tokio Hotel." Viel Lob für den Rocksound der 14 und 15 Jahre alten Jungs aus Reinbek.

Stefan Gwildis war hin und weg vom emotionalen Auftritt Jana Shungus, die ruhigere Soulsongs zur Gitarre sang und damit für eine besondere Atmosphäre im Schlosspark sorgte. Gwildis: "Von dir wird man ganz bestimmt noch viel hören."

In der Addition der Publikums- und Juryergebnisse lagen am Ende Lela Johns und Jana Shungu vorn. Die beiden Solokünstlerinnen teilten sich den ersten Platz. Lela Johns, die mit ruhigeren Songs am Klavier angetreten war und erst über eine Wildcard der Juroren ins Feld der Finalisten aufgerückt war, wird jetzt beim Hamburger Produzent Jens Lück ein Wochenende lang unter professionellen Bedingungen eine CD einspielen. Michy Reincke, der nicht nur selbst Musik macht, sondern auch das Plattenlabel Rintintin führt, wird in seinem Studio Aufnahmen mit Jana Shungu machen.

Die zweitplatzierten Red Sky Pilots freuten sich über ein Bandcoaching im Wert von 1000 Euro an der Hamburger Stage School und darüber, dass sie beim Publikum so gut ankamen. "Toll, dass uns die Zuschauer so deutlich nach vorn geklatscht haben", sagte Sänger Franz Lucius. Die vier Musiker hatten schon bei der Online-Abstimmung, bei der sich in den vergangenen Wochen mehr als 70 000 Menschen beteiligten, ganz vorn gelegen. Live war ihnen die Begeisterung für die Musik noch deutlicher anzumerken. "Der Auftritt hat richtig Spaß gemacht", sagte Bassist Michael Metzger, "genauso wollen wir weitermachen."

Die Jungs von Kalamazoo landeten auf dem dritten Rang. "Wir freuen uns riesig über den 500 Euro-Gutschein beim Musikfachhandel Just Music", sagte Schlagzeuger Sönke Brauns. "Und wir hatten hier mega Spaß, es war ein Wahnsinns-Ambiente."

Für die gelungene Premiere des vom Kreisjugendring Stormarn, der Sparkasse Holstein und der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes organisierten Wettbewerbs sorgten Dutzenden Helfer vor und hinter den Kulissen. Großen Einsatz zeigten auch die Mitglieder des Kreisjungendrings. Der ehrenamtliche Vorsitzende Jan Hansen war vom Vormittag bis spät in die Nacht mit dem Aufbau und Abbau der Bühne und dem Soundcheck beschäftigt. Der Ahrensburger Andy Adiwidjaja, der für den Internetauftritt von MusicStorm verantwortlich zeichnet, hatte sich zum Finale noch mal etwas ganz besonderes ausgedacht: Das Open-Air-Festival wurde live ins Internet übertragen.

Die Musik begeisterte nicht nur die Jugendlichen. Kreispräsidentin Christa Zeuke, 74, gab gegenüber Moderator Axel Fischer zu, anfangs etwas skeptisch gewesen zu sein. "Ich dachte, dass wäre nicht so mein Geschmack - in meinem Alter." Die Bands und Sängerinnen hätten sie aber allesamt überzeugt. "Ich bin begeistert, das war wirklich fantastisch. Wenn das noch mal stattfindet, bin ich auf jeden Fall wieder dabei", sagte Christa Zeuke und fragte ins Publikum: "Sie auch?" Die Antwort der Besucher war eindeutig: tosender Applaus, laute Ja-Rufe und trötende Vuvuzelas.

Schon zum Auftritt der Band Format, die den undankbaren ersten Startplatz in dem Finale per Los gezogen hatte, kamen trotz des wenige Minuten zuvor erst beendeten Fußballspiels der deutschen Nationalmannschaft mehrere Hundert Zuschauer auf die Wiese der Schlossinsel. Viele machten es sich mit einem alkoholfreien Cocktail aus JiMs Bar des Ahrensburger Kinder- und Jugendbeirats auf Decken oder Campingstühlen bequem.

Auf Siegerin Lela Johns wartet jetzt noch ein weiterer einzigartiger Tag. Sie darf am 28. August im Vorprogramm von Nena in Ahrensburg spielen. Mitgewinnerin Jana Shungu ist dann im Ausland und kann die Einladung deshalb nicht annehmen.

Und auch die Band Format kann sich zu den Siegern zählen. Die fünf Oldesloer überzeugten die Veranstalter des Open-Air-Festivals am Rohrbogenwerk mit ihrer Popmusik so sehr, dass sie spontan ein Auftrittsangebot bekamen. Nach den Zugaben der Siegerinnen waren sich alle Beteiligten einig, dass der erste MusicStorm-Wettbewerb der Auftakt für weitere Veranstaltungen mit Nachwuchsmusikern werden soll. Sparkassen-Vorstand Martin Lüdiger: "Wir klimpern nicht nur mit Geld, sondern engagieren uns auch für die Region." Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach, der seine 14 Jahre alte Tochter mitgebracht hatte, war ebenfalls vollauf begeistert: "Einfach nur geil."

Kalamazoo-Bassist Oliver Plehn brachte auf den Punkt, was viele Musiker dachten: "Geiler Sound, Spitzentechnik, super Publikum, toller Abend."

www.musicstorm-contest.de