Förster glauben, dass sich in Stormarns Wäldern der Bestand in 20 Jahren halbiert haben wird. EIn Grund seien längere Trockenperioden.

Grabau/Ahrensburg. Als märchenhaft, gar romantisch beschreiben Dichter den Fichtenwald. Doch die Nadelbäume mit der rötlich-braunen Rinde werden allmählich aus Stormarns Wäldern verschwinden. Das prognostizierte Hans-Caspar Graf zu Rantzau bei der Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn in Ahrensburg. Als Grund nennt der Präsident des Waldbesitzerverbandes Schleswig-Holstein den Klimawandel.

"Wenn die Trockenperioden länger werden leidet die Fichte. Sie ist ein Flachwurzler und kann nicht wie die Tanne, deren Wurzeln tief ins Erdreich wachsen, Wasser aus diesen Bodenschichten saugen", sagt Graf zu Rantzau und fügt hinzu: "Wir beobachten schon heute, dass die Nadeln der Fichte im Sommer trocken und bräunlich sind, während die Tanne immergrün ist."

Meteorologen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Jahresmitteltemperatur um zwei Grad, bis Ende des Jahrhunderts sogar um vier Grad steigen wird. Die Trockenperioden werden immer länger. "50 oder 100 Jahre sind für einen Wald ein relativ kurzer Zeitraum", sagt Harald Maier, Leiter der Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes in Weihenstephan. Insbesondere die Forstbetriebe müssen sich schon heute auf dieses Klimaszenario einstellen.

"Landwirte können besser auf Klimaveränderung reagieren. Sie pflanzen im nächsten Jahr einfach eine andere Getreideart. Wir Förster pflanzen Bäume für die nächste und übernächste Generation", sagt Heino Koch. Der Förster und Waldbesitzer betreut rund 3200 Hektar Wald im Kreis Stormarn: "Früher hat man immer gesagt, die Fichte ist der Brotbaum des Waldbauern." Denn diese wächst im Vergleich zu anderen Bäumen besonders schnell. Bereits nach 80 Jahren ist sie quasi ertragsreif. "Deswegen haben die Menschen nach dem Krieg so viele Fichten gepflanzt", sagt Koch. Der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn schätzt, dass vor 20 Jahren 60 Prozent der Wälder in Stormarn aus Fichten bestanden. Heute macht der Nadelbaum, der etwa 40 Meter groß wird und bis zu 600 Jahre alt werden kann, nur noch 40 Prozent des Waldes aus. "Ich rechne damit, dass in 20 Jahren dieser Bestand sich noch mal um die Hälfte verringert haben wird", sagt Koch.

Denn reine Fichtenwälder werden nicht mehr gepflanzt. "Es werden nur noch Mischwälder angelegt", sagt Jens Bosse, der für die Neuwaldbildung und den Waldschutz bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten verantwortlich ist. Der Experte geht davon aus, dass es in Zukunft mehr Eichen, Ahorn und Buchen in den Wäldern geben wird. "Für den Wald sind solche Mischbestände gut, wir sprechen von einem ökologischen Gleichgewicht", sagt Bosse. Für die Forstwirtschaft jedoch nicht. "Dort muss in den nächsten Jahren ein Umdenken stattfinden. Beispielsweise werden Dachbalken aus Fichte gefertigt, da müssen sich die Betriebe künftig nach Alternativen umsehen."

Auch die Förstereien müssen sich auf längere Umtriebszeiten, die Spanne zwischen der Setzung und dem Holzeinschlag, einstellen. Dem steht die wachsende Nachfrage nach Holz entgegen. Im vergangenen Jahr haben die privaten Waldbesitzer im Kreis Stormarn 9737 Festmeter geschlagen. Ein Festmeter ist das Raummaß für Holz und entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse. Der Erlös lag bei einer halben Million Euro. "Das ist viel, denn wir haben größtenteils Fichte geschlagen und verkauft", sagt Heino Koch. Im Vergleich: Im Jahr 2010 verkauften die Förster 8847 Festmeter Holz, der Erlös lag dafür bei nur 286 000 Euro. "In jenem Jahr hatten wir nicht so gefragte oder edle Holzarten geschlagen und verkauft", sagt Koch.

Doch auch wenn die Einnahmen durch den Verkauf von Fichtenholz einbrechen, haben Besitzer von Mischwäldern den Vorteil, auf jeden Trend reagieren zu können. "Jetzt sind gerade helle Hölzer wie Ahorn Trend. Der Möbelhersteller Ikea kauft derzeit Ahorn in großen Mengen", sagte ein Vertreter der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bei der Mitgliederversammlung der Forstgemeinschaft Stormarn. "Da wir nicht wissen, was in 80 oder 100 Jahren Trend sein wird, sollten wir auf Mischwälder setzen."

Ein weiterer Vorteil dieser Waldform ist, dass die Bäume weniger anfällig für Schädlinge sind. Beispielsweise suchen sich Borkenkäfer gezielt Fichtenwälder aus, weil sie mehrere Bäume brauchen. Dort bohren sie die Rinde an, um in die Wachstumsschicht, das sogenannte Kambium, ihre Larven zu legen. Normalerweise können sich Fichten gegen den Angriff selbst wehren. Mit Harz die Löcher schließen. "Aber nicht wenn sie durch längere Trockenperioden geschwächt sind", so Koch. "Dann sterben die Bäume."