Rampen vor Läden, Gehwege ohne Fugen, Ampeln mit akustischem Signal: Rollstuhlfahrer und Blinde setzen sich im Beirat für Verbesserungen ein.

Ahrensburg. Es sind die kleinen Hilfen, ein Summen an der Ampel, eine Rampe, abgesenkte Bordsteine oder Haltegriffe neben der Toilette: All diese Dinge machen das Leben leichter für Menschen mit Behinderungen. Fehlen sie jedoch, tun sich unüberwindliche Barrieren im Alltag vieler Stormarner auf. Diese Hindernisse grenzen aus, im schlimmsten Fall führen sie sogar zu Unfällen.

Eine solch gefährliche Stelle gibt es in Ahrensburg zum Beispiel an der Klaus-Groth-Straße vor der Easy-Apotheke. Vor deren Eingang gibt es drei Stufen, die für Blinde eine große Gefahr darstellen. "Kürzlich ist dort ein Mitglied aus dem Blindenbeirat gestürzt", sagt Harald Preuß, der sich im städtischen Behindertenbeirat und in der Bezirksgruppe Stormarn des Blinden- und Sehbehindertenvereins engagiert. Der Ahrensburger hat eine Sehfähigkeit von unter einem Prozent und kann sich nur mit Hilfe eines Stocks orientieren.

Derzeit setzt sich der 77-Jährige bei der Verwaltung dafür ein, dass die Ampelanlage an der AOK-Kreuzung ein akustisches Signal bekommt. Mitte vergangenen Jahres machte Preuß die Verwaltung auf den Missstand aufmerksam. "Laut Verwaltung fehlt ein Ersatzteil, das die Firma Siemens liefern muss. Bestellt wurde es aber schon", sagt Preuß. Derzeit macht er Umwege, wenn er etwa zum Orthopäden im Ärztehaus an der Hamburger Straße muss. Er geht dann über die Hagener Allee und durch die Stadtresidenz. Preuß: "Die Kreuzung zu überqueren ist mir derzeit zu gefährlich. Die Ampelfarben kann ich nicht erkennen."

Harald Preuß vertritt als Mitglied des Behindertenbeirats nicht nur die Belange von Menschen mit Handicap in Ahrensburg. Er berät auch die Kreisverwaltung, wenn neue Bushaltestellen mit Blindenleitsystem gebaut werden. "Es muss etwa darauf geachtet werden, dass die Anlagen über einen Taststreifen verfügen", sagt Preuß. Diese meist weißen Streifen haben entweder kleine Rillen oder Noppen, die Blinde mit ihrem Stock ertasten.

"In Ahrensburg gibt es noch keine einzige Bushaltestelle, die diese Hilfen für Blinde hat", sagt Preuß. Manchmal fehlt dazu auch einfach der Platz, weil man einen zwei Meter breiten Streifen benötigt. Nur bei einem kompletten Neubau würden auch die Bedürfnisse von sehbehinderten Menschen berücksichtigt. "Bei Neubauten weise ich die Verwaltung immer darauf hin, dass die Baukosten für behindertengerechte Haltestellen zu 50 Prozent vom Kreis oder vom Land ersetzt werden", sagt der 77-Jährige.

Auch bei der Konzeption von Bahnhöfen wird Harald Preuß zu Rate gezogen. So war er unter anderem bei der Planung der Haltestelle Ahrensburg-Gartenholz dabei. "Dort sind die Bauarbeiten gut gelaufen, die Vorschriften wurden beachtet", sagt er.

Probleme anderer Art hat Harald Gratenau, der ebenfalls im Behindertenbeirat sitzt. Der Rollstuhlfahrer klagt über die vielen Stufen vor den Eingängen zu etlichen Ahrensburger Geschäften. "Dort sind wir Rollstuhlfahrer anscheinend nicht willkommen", sagt Gratenau. Er könne nicht verstehen, warum man eine ganze Gruppe ausschließe. Es koste keine große Mühe, die in den meisten Fällen nur kleinen Stufen mit einer Rampe auszustatten.

Gratenau: "Einige Läden beweisen ja, dass es geht." An ihren Eingängen liegen silberne Metallrampen. "Das kostet bestimmt nicht mehr als 60 bis 80 Euro", schätzt der Rollstuhlfahrer.

"Am Rondeel gibt es sogar Arztpraxen, die keinen Aufzug haben", sagt Gratenau. So müsse er unter anderem nach diesem Kriterium seinen Arzt auswählen.

Ein weiteres Problem für viele Rollstuhlfahrer ist das Kopfsteinpflaster auf dem Rondeel und den umliegenden Straßen. "Bei den Löchern bleiben immer wieder mal die Räder von Rollstühlen hängen", sagt Gratenau. Dieses Manko moniert der Beirat auch in seinem Begehungsprotokoll, dass er ständig aktualisiert und der Verwaltung vorlegt. Darin heißt es: "Durch die fehlenden Fugen entstehen Höhenunterschiede zwischen den Pflastersteinen, die die Fortbewegung im Rollstuhl oder mit Rollator sehr erschweren."

Viele Punkte seien kleine Veränderungen, so Claus Steinkamp, Vorsitzender des Behindertenbeirats. "Die kann man mit Hilfe des Bauhofs schnell beheben", sagt er. So gehe es etwa um die Absenkung von Bürgersteigen. Ein anderer Kritikpunkt ist das Gehwegpflaster in der Innenstadt. "Es gibt eine Einigung mit der Stadt, dass kleine Pflastersteine nicht mehr verlegt werden sollen", sagt Jürgen Plage vom Seniorenbeirat, der eng mit den Vertretern der Behinderten zusammenarbeitet.

Ein weiterer Kritikpunkt findet sich an der Manhagener Allee: der Aufzug zum Fußgängertunnel unter den Bahngleisen. Harald Gratenau hört immer wieder, dass der Fahrstuhl häufig defekt sei. Zudem ist er abends nur bis 20 Uhr in Betrieb.

Mitglieder der Stormarner Behindertenwerkstätten ärgern sich derweil über eine offenkundige Unachtsamkeit an der Straße Lohe im Zentrum der Stadt. "Zwar wurde auf dem gepflasterten Fußweg ein Streifen für Rollstuhlfahrer eingerichtet. Allerdings wurde nachträglich ein Fahrradständer so montiert, dass die abgestellten Räder den Streifen blockieren", sagt Ernst Stockburger, Betreuer und Berater der Mitarbeiter der Werkstätten.

Stufen, Rumpelpflaster oder defekte Fahrstühle - die Mitglieder des Behindertenbeirats haben viel Arbeit vor sich. An Politik und Verwaltung kritisieren sie, dass Verbesserungen lange auf sich warten lassen. Claus Steinkamp: "Wir müssen hartnäckig sein und lange kämpfen. Aber es geht nur gemeinsam mit allen Beteiligten."