Rund 120 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst gingen am Montag in Bad Oldesloe für mehr Lohn auf die Straße. Auch die Kita in Delingsdorf war betroffen.

Bad Oldesloe. "Mitmarschieren, solidarisieren, mitmarschieren, solidarisieren": Immer wieder rufen die rund 120 Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die in Stormarn dem Aufruf zum ganztägigen Warnstreik der Gewerkschaft Ver.di gefolgt sind, vor dem Oldesloer Stadthaus diese Worte. Dazu halten sie Plakate mit Sätzen wie "Jetzt sind wir dran" und "Wir sind es wert" hoch. Ihr Ziel: noch mehr Menschen zu motivieren, ihre Arbeit niederzulegen. Doch die erhoffte Reaktion bleibt aus. Stattdessen werden Fenster geschlossen und Vorhänge zugezogen.

"Es ist schade, dass sich nicht mehr Rathausmitarbeiter beteiligen", sagt Barbara Kammer, Personalratsvorsitzende der Oldesloer Stadtverwaltung und Mitglied der Ver.di-Verhandlungskommission, während ihre Mitstreiter ein lautes Pfeifkonzert beginnen. "Denn mehr Geld wollen sie doch alle haben." Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro mehr.

Stadtbibliothek und Bauhof bleiben in Bad Oldesloe geschlossen

Nach einem Protestmarsch und einer Demonstration vor dem Stadthaus folgte eine gemeinsame Busfahrt zur Kundgebung nach Kiel . Etwa 25 Prozent der rund 200 Mitarbeiter der Oldesloer Stadtverwaltung seien laut Aussage von Barbara Kammer dabei gewesen. Die meisten von ihnen arbeiten jedoch nicht im Rathaus, sondern in der Stadtbibliothek und beim Bauhof. Beide Einrichtungen blieben deshalb gestern aus Personalmangel geschlossen.

Auch 15 Mitarbeiter des Jobcenters der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe legten ihre Arbeit nieder. Inken Stahmer, Mitarbeiterin im Bereich Leistungssachbearbeitung, sagt: "Nach den Gehaltskürzungen, die wir jahrelang hingenommen haben, müssen wir jetzt endlich mal aktiv werden."

Aus der Kreisverwaltung folgten etwa 30 der 600 Beschäftigten dem Streikaufruf. "Es ist eine Frechheit, dass die Arbeitgeber nicht auf das eingehen, was die Gewerkschaft fordert", sagt Joachim Sauer, stellvertretender Personalratsvorsitzender der Kreisverwaltung. "Wir als Mitarbeiter sind nicht dafür verantwortlich, dass die Kassen leer sind. Es ist Aufgabe des Staates, sicherzustellen, dass das Geld da ist und die Menschen im öffentlichen Dienst bezahlt werden können."

Es gebe genügend Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, die ihren geringen Lohn durch Hartz IV aufstocken müssten, sagt Kammer. "Das ist eine Schande für eines der reichsten Länder der Welt." Insbesondere für die Lehrlinge sei die Situation unzumutbar. Kammer: "Wenn sie ausgelernt haben, beginnen sie im Niedriglohn-Bereich." Das ärgert auch Karen Balzer, Mitarbeiterin im Sozialamt der Kreisverwaltung. "Ich möchte, dass die Auszubildenden eine Perspektive erhalten", sagt sie. "Die jungen Leute bekommen meist nur Jahres- oder Halbjahresverträge. Sie müssen sich ständig neu bewerben und können nichts planen." Brigitte Wolff-Christiansen vom Ordnungsamt der Kreisverwaltung fordert ebenfalls Veränderungen. Sie sagt: "Jeder muss so viel Geld bekommen, dass er davon eine Familie ernähren kann."

Im Kindergarten in Delingsdorf wird eine Notgruppe eingerichtet

Auch die Mitarbeiter des Kindergartens in Delingsdorf gingen gestern für mehr Lohn auf die Straße. Ein Gebäude der Einrichtung blieb geschlossen, im "Lütten Hus" wurde eine Notgruppe für Kinder eingerichtet, deren Eltern beide berufstätig sind. "Schon heute werden Erzieherinnen und Erzieher dringend gesucht. Die Attraktivität der Berufe in den Kindertageseinrichtungen muss gesteigert werden, um die dringend notwendigen Fachkräfte zu gewinnen", heißt es in einem Info-Brief, den die Eltern am Freitag bekamen.

"Weil der Streikaufruf so kurzfristig kam, konnten wir es den Eltern nicht zumuten, den Kindergarten ganz zu schließen", sagt Erzieher Mathias Kohlert. Mit drei weiteren Mitarbeitern hielt er die Stellung, während zehn Kollegen in Kiel demonstrierten. Streik-Leiter Arno Herfurth-Klemm zeigte sich zufrieden: "Wir haben mit der Aktion ein deutliches Zeichen gesetzt."