Etwa 250 Mitarbeiter der Stadt Norderstedt legten am Montag die Arbeit nieder und protestierten für mehr Gehalt. Zehn Kitas geschlossen.

Norderstedt. Mehr als 500 Norderstedter Kinder und ihre Eltern hatten gestern ein Problem: Zehn städtische Kitas blieben den ganzen Tag über geschlossen. Nur zwei, die Pusteblume am Cordt-Buck-Weg und die Sternschnuppe an der Poppenbütteler Straße 270a, hatten Normalbetrieb. Die Erzieherinnen waren dem Aufruf der Gewerkschaft Ver.di zum Warnstreik gefolgt.

Gemeinsam mit etwa 200 weiteren Kollegen aus dem öffentlichen Dienst in Norderstedt fuhren sie zur zentralen Kundgebung der Gewerkschaft nach Kiel . Die Forderung an die Arbeitgeber: 6,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 200 Euro mehr Gehalt und Übernahme der Auszubildenden. Die Arbeitgeber haben bisher 3,3 Prozent auf zwei Jahre sowie eine Einmalzahlung angeboten. Am Mittwoch treffen sich beide Tarifparteien in Potsdam zur entscheidenden Verhandlungsrunde.

Bevor die Streikenden gegen 9.30 Uhr mit Bussen nach Kiel fuhren, versammelten sie sich zu einem Streik-Frühstück im Rathaus. Marion Juncker, Personalrätin der Stadtverwaltung: "Die Streikbereitschaft der Norderstedter Kollegen ist sehr hoch." Sie hätten nicht das Gefühl, überzogene Forderungen an den Arbeitgeber zu stellen. Hingegen sei das Angebot der Arbeitgeber von 3,3 Prozent auf zwei Jahre als echte Frechheit empfunden worden, da es unter dem Strich den Reallohnverzicht bedeute. "Die Städte sagen immer, sie haben kein Geld für höhere Löhne. Doch aus unserer Sicht verzichten die Städte auf Einnahmen, mit denen sie diese Ausgaben finanzieren könnten", sagt Ver.di-Streikleiter Thomas Grunewald. Er nennt die zu niedrige Erbschaftssteuer als Beispiel.

Die Kita-Schließung sorgte in Norderstedt nicht für ein flächendeckendes Kinderbetreuungs-Chaos. "Wir wussten seit Donnerstag von dem Warnstreik und konnten uns entsprechend darauf einrichten", sagt Sabine Gattermann, Leiterin des Amtes für Schule, Sport und Kindertagesstätten. Die Eltern seien rechtzeitig informiert worden, und die hätten sich dann in Eigeninitiative eine Betreuung organisiert. "Das Verständnis der Eltern ist groß. Wenn der Streik allerdings länger gehen würde, hätten wir ein echtes Problem", sagt Gattermann. Erfahrungsgemäß reduziere sich der Grad der Zustimmung für die Proteste dann schlagartig, so die Amtsleiterin.

+++ Tausende Teilnehmer bei Warnstreiks im Norden +++

Ein Problem hatte am Montag auch, wer im Rathaus auf dem Amt für das Einwohnerwesen seinen Personalausweis verlängern lassen oder andere Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollte. Bis auf zwei Kollegen waren alle städtischen Mitarbeiter nicht zum Dienst erschienen. Das Amt musste schließen. Lediglich die Ausgabestelle und ein Notdienst wurden eingerichtet. "Lange Schlangen von Bürgern haben sich aber nicht gebildet. Wir hatten frühzeitig informiert. Einen Notfall gab es. Den konnten wir aber regeln", sagt Manuela Petersen-Sielaf, Fachbereichsleiterin Organisation im Norderstedter Hauptamt.

Ansonsten hielten sich die Auswirkungen des Streiks sehr in Grenzen. Bei der Volkshochschule streikten keine Mitarbeiter, ebenso im städtischen Altenheim, dem Haus im Park. Martin Sandhof, Leiter des Betriebsamtes, hatte keine Ausfälle von städtischen Dienstleistungen zu beklagen. "Der Müll läuft ganz regulär. Auch in allen anderen Bereichen ist mir nichts weiter bekannt. Ich weiß gar nicht, wer heute streikt und wer vielleicht nur in Urlaub ist", sagt Sandhof.

Falls sich die Tarifparteien am Mittwoch nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen können, dann werden weitere Streiks kaum zu vermeiden sein. "Wir haben schon einen Termin für die Urabstimmung", sagt Thomas Grunewald von Ver.di.

"Ich hoffe, dass wir am Mittwoch endlich ein wenig mehr Geld bekommen für unsere Arbeit. 200 Euro mehr sind echt nicht zu viel", sagt die Heilpädagogin Meike Bothur, 37, von der Kita Storchengang. Sie demonstrierte am Montag für zwei - für sich und das ungeborene Kind in ihrem Bauch.