Nachbarn des Oststeinbeker SV wünschen sich im Lärm-Streit mehr Verständnis. Seit Jahren bemühten sich Anlieger um einvernehmliche Lösung.

Oststeinbek. Von den Vorgärten an der Smaalkoppel bis zum Sportplatz des Oststeinbeker SV sind es nur 20 Meter. Dazwischen liegt ein vier Meter hoher Wall mit Bäumen und Sträuchern. "30 Jahre haben wir hier friedlich mit den Sportlern gelebt, erst seit dreieinhalb Jahren ist es so schlimm mit dem Lärm", sagt ein Sprecher der Anwohner, der seinen Namen aus Sicherheitsgründen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Im Ort würden seine Mitstreiter und er oft auf den Streit angesprochen. Einen Nachbarn hätten Schlachtenbummler sogar schon einmal mit Wurfgeschossen traktiert und ihm die Gartenzauntür ausgehängt.

Dabei wollten die Nachbarn des Fußballplatzes gar keinen Konflikt. Seit drei Jahren bemühten sich drei Sprecher der zehn direkten Anlieger um eine einvernehmliche Lösung. Sie wehren sich dagegen, dass ihr Wunsch nach Ruhe und Erholung an Abenden und Wochenenden weniger Gewicht haben soll als die Interessen der Sportler.

Dass dem so ist, haben sie den Äußerungen der Oststeinbeker Politiker entnommen, die am kommenden Montag im Gemeinderat die umstrittene neue Benutzungsordnung für den Sportplatz zurückziehen wollen. Die neue Regelung, die unter anderem die Zahl der Zuschauer auf 200 begrenzt, war entstanden, nachdem das von den Anwohnern alarmierte Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) der Gemeinde neue Vorschläge gemacht hatte (wir berichteten). Das LLUR will dies als Anregung gemeint haben, nicht als Anweisung.

"Wir haben nichts gegen den Sportplatz. Uns geht es auch nicht darum, den Spielbetrieb einzuschränken. Wir wünschen uns von der Gemeinde nur ein wenig guten Willen, um einen Interessenausgleich zwischen Anwohnern und Sportlern zu schaffen", sagt der 68 Jahre alte Sprecher der Betroffenen.

Und sein Nachbar, 63, ergänzt: "Warum soll es nur eine Ecke des Ortes aushalten? Wenn wir Sport wollen, müssen wir das überall verteilen." Die Anlieger wollen, dass die Gemeinde eine neue Lärmschutzwand errichtet oder den Grandplatz im Ortsteil Havighorst zum Kunstrasenplatz ausbaut, damit Spiele auch dort ausgetragen werden können.

+++ Die Sportplatz-Posse von Oststeinbek +++

Doch vor allem wünschen sie sich ein Gespräch mit allen Beteiligten. "Um den gordischen Knoten zu durchschlagen, brauchen wir die Gemeinde mit am Tisch. Die ist schließlich für Bürger und Vereine da", sagt der 63-Jährige. Eine Mediation zwischen den Streitparteien sei im Vorjahr nur deshalb gescheitert, weil die Gemeinde als Vermieterin des Platzes nicht mit am Tisch saß.

1983, als Oststeinbek die Grundstücke am Sportplatz als Bauland verkaufte und den grünen Schutzwall errichtete, habe nur eine Handvoll Mannschaften auf einem Grandplatz trainiert, der von West nach Ost ausgerichtet war, erzählt der Nachbar. "Heute nutzen 30 Mannschaften fast täglich den neuen Kunstrasenplatz mit Flutlichtanlage, der in Nord-Süd-Richtung gebaut wurde." Das ziehe massive Beeinträchtigungen durch Lärm und Licht nach sich. "Nach unseren Messungen werden Grenzwerte und Ruhezeiten der Bundeslärmschutzverordnung nicht eingehalten", sagt der 68-Jährige. Der Lärm sei auf der rückwärtigen Terrasse teilweise noch stärker als vorn zu hören, weil sich der Schall zwischen den Häusern fange und verstärke. Wegen des Flutlichts habe er auch sein Schlafzimmer nach hinten verlagern müssen.

In Gesprächen mit Vertretern von Sportverein, Rathaus und Politik sei den Anliegern von allen Seiten versichert worden, dass etwas geschehen müsse. Passiert sei aber so gut wie nichts.

Deshalb hätten die Nachbarn auch das Landesamt eingeschaltet. Mit dem Sportverein seien sie sich längst einig, dass der Lärmschutz verbessert werden müsse. Bürgermeisterin Martina Denecke habe ihnen aber im Dezember geschrieben, die Gemeinde halte sich an die geltenden Lärmschutzverordnungen. Da die Rechtslage zwischen OSV und Anliegern klar sei, halte sie es nicht für erforderlich, weitere Gespräche zu führen. "Statt dessen werden wir zur Klageerhebung ermuntert. Wir wollen aber nicht klagen, das kostet alle Beteiligten nur Geld und Zeit", sagt der Nachbar.

Die Bürgermeisterin findet allerdings, es gebe eigentlich keinen Grund für die Aufregung. Verwaltung und Verein hätten schon über Jahre dafür gesorgt, dass sich die Lärmkulisse kontinuierlich verkleinert habe. Der OSV habe ein Lärmschutzgutachten eingeholt und seine Spiele gemäß der Verordnung über den Sportstättenlärm organisiert und so den gesetzlichen Rahmen eingehalten. Den Beschwerdeführern habe das aber nicht gereicht. Ohne wesentliche Einschränkungen des Spielbetriebes sei eine weitere Geräuschminderung nicht möglich.

Die Anwohner müssten einsehen, "dass auch der Sport in einer prosperierenden Gemeinde seinen Stellenwert hat". Sie selbst halte das Angebot im Ort für großartig. Denecke: "Wenn die neue Nutzungsordnung für den Kunstrasenplatz abgelehnt wird, freue ich mich."